Wenn Gerhard Schröder und Jacques Chirac einträchtig zusammenstehen, dann muss auch unbedingt Großes dabei herauskommen. Und das große Ganze, dem sich Deutschland und Frankreich seit jeher verpflichtet fühlen, heißt bekanntlich Europa.
Albrecht Meier
Als erster traf am Donnerstag Fernando de la Rua ein: Der argentinische Präsident gehört zu den 13 Staats- und Regierungschefs, die Bundeskanzler Gerhard Schröder nach Berlin zur Konferenz "Modernes Regieren im 21. Jahrhundert" eingeladen hat.
Die Beziehungen zwischen den USA und den europäischen Partnern sind so gut wie nie - behaupten zumindest Bill Clinton und der EU-Kommissionschef zum Auftakt der Europa-Abschiedstour des US-Präsidenten. Die Handelskonflikte um Bananen und Rindfleisch schwelen weiter, Lösungen zeichneten sich beim amerikanisch-europäischen Gipfeltreffen in Portugal nicht ab.
Der deutsche Europaabgeordnete Elmar Brok (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, am System der Beihilfekontrollen durch die EU festzuhalten. Anderenfalls sei dem "Wettlauf der Subventionen" Tür und Tor geöffnet, sagte Brok am Mittwoch in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel.
Die Westeuropäische Union ist schon eine paradoxe Veranstaltung - gewesen, wie man jetzt, da das Ende dieser europäischen Verteidigungsorganisation naht, anfügen muss. Die Beistandspflicht unter den WEU-Partnern ist auf dem Papier härter formuliert als der entsprechende Artikel im Nato-Vertrag - und doch ist für den europäischen Verteidigungsarm nie ein solcher Ernstfall eingetreten, wie ihn das nordatlantische Bündnis im vergangenen Jahr im Kosovo zu bestehen hatte.
Für eine möglichst weit gefasste Europäische Grundrechtecharta hat sich Günther Hirsch, Richter am Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg, ausgesprochen. Wenn gefragt werde, ob beispielsweise das Verbot der Folter in den Katalog europäischer Grundrechte aufgenommen werden solle, so müsse sich die Europäische Union (EU) das Ziel setzen, eine "moderne Verfassung" zu formulieren, sagte Hirsch.
Der ehemalige FPÖ-Vorsitzende Jörg Haider freut sich schon auf den Tag, an dem die 14 EU-Staaten den Boykott Österreichs beenden. Er wird erklären, dass es der EU nicht gelungen sei, Österreich in die Knie zu zwingen.
Die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern wird demnächst möglicherweise Firmen, die sich dem Fonds verweigern, öffentlich an den Pranger stellen. Der Sprecher der Stiftungsinitiative, Wolfgang Gibowski, sagte dem Tagesspiegel, bislang habe es die Stifungsinitiative vermieden, die an dem Fonds nicht beteiligten Firmen öffentlich zu nennen.
Die Szenen, die der Prozess im niederländischen Camp Zeist zur Aufklärung des größten Massenmordes in der britischen Kriminalgeschichte wachruft, sind grauenhaft, gleichzeitig auch surrealistisch. Einwohner im schottischen Lockerbie erinnern sich beispielsweise daran, dass die Katastrophe am Abend des 21.
Sprich leise und trage einen dicken Knüppel". Seit den Tagen des US-Präsidenten Theodore Roosevelt ist ein ganzes Jahrhundert vergangen.
Plötzlich ist wieder die Rede von ihnen: SS 18, SS 24, MX "Peacekeaper", Minuteman III - Interkontinentalraketen, die die USA und Russland nach wie vor aufeinander gerichtet haben. Ein Relikt des Kalten Krieges, aber auch Verhandlungsmasse im politischen Ringen um die amerikanischen Pläne einer nationalen Raketenabwehr.
Il professore: Das klang gut und vor allem nach ökonomischer Kompetenz. Der Mann mit dem Sachverstand, der italienische Wirtschaftsprofessor Romano Prodi, ist vor einem Jahr von den europäischen Staats- und Regierungschefs zum Chef der EU-Kommission in Brüssel gekürt worden.
Frankreichs Botschafter in Deutschland, Claude Martin, hat die Sanktionen der 14 EU-Staaten gegen Österreich verteidigt. Die europäische Integration setze einen ähnlichen Standard der Grundrechte in den einzelnen Mitgliedstaaten der EU voraus, sagte Martin am Dienstag bei einem Besuch in der Redaktion des Tagesspiegel.
Muss die EU-Kommission unter Romano Prodi, die gerade mal ein halbes Jahr amtiert, schon wieder gehen? An Prodis südländisch-temperamentvollem, aber auch von Undeutlichkeiten gekennzeichneten Stil ist mehrfach herumgekrittelt worden.
"Bloody Sunday" - am 30. Januar 1972 erschoss die britische Armee im nordirischen Derry 14 katholische Demonstranten.
Der neue Chef des Brüsseler Anti-Betrugs-Amtes Olaf (Office de lutte anti-fraude), der Deutsche Franz-Hermann Brüner, hat für sein Amt "erhebliche Veränderungen" angekündigt. Das Amt, zu dessen Aufgaben die Betrugsbekämpfung und die Aufklärung von Subventionsmissbrauch innerhalb der EU zählen, werde eine ähnliche Struktur wie eine Staatsanwaltschaft erhalten, sagte Brüner dem Tagesspiegel.
Am heutigen Donnerstag trifft Hans Eichel beim deutsch-französischen Wirtschafts- und Finanzrat in Grenoble zum ersten Mal seinen neuen Pariser Amtskollegen. Der neue Mann heißt Laurent Fabius und ist kein Unbekannter, weil er in den achtziger Jahren schon einmal Premierminister in Frankreich gewesen ist.
Als Ankara im vergangenen Dezember nach langem Drängen den ersehnten Status eines EU-Beitrittskandidaten erhielt, kannte die Euphorie in der Türkei keine Grenzen. Ministerpräsident Bülent Ecevit versicherte gar im Überschwang, dass sein Land schneller EU-Mitglied werden könne, als sich das viele heute vorstellten.
Das Bild ging wenige Tage nach dem Beginn des Kosovo-Krieges um die Welt: Nach dem Abschuss eines US-Tarnkappenbombers vom Typ "F 117A" heben Serben triumphierend Teile vom Wrack der "Nighthawk" in die Kameras. Der "Wundervogel" war in der Nacht vom 27.
Washington, Porto, Hannover - wenn jemals die Geschichte einer erfolgreichen Kandidatenkür eines IWF-Chefs Horst Köhler geschrieben werden sollte, dann müssten viele Orte darin vorkommen. Das Debakel, das Kanzler Schröder mit seinem ursprünglichen Wunschkandidaten, dem Finanz-Staatssekretär Caio Koch-Weser, bei US-Präsident Bill Clinton und den Europäern erlebt hat, soll sich kein zweites Mal wiederholen.
Während einige Frauen mit Macht in die Bundeswehr drängen und nebenbei auch noch Rechtsgeschichte schreiben, ist eine Karriere bei der Truppe für die Männer offenbar immer weniger erstrebenswert. Zeitsoldat werden - diese Berufsentscheidung trifft sich in Zeiten, da gefahrvolle Auslandseinsätze zur Wirklichkeit beim Bund geworden sind, nicht mehr so leicht.
Wo da Zwietracht ist, möge Harmonie einkehren; wo der Irrtum herrscht, lasst Wahrheit sein; wo Verzweiflung ist, wollen wir Hoffnung bringen." Die Worte stammen angeblich von Franz von Assisi.
Nationale Parlamente, regionale Kammern und zunehmend auch das Europaparlament - sie alle ringen um die Aufmerksamkeit einer europäischen Öffentlichkeit, die immer politikmüder wird. Insbesondere Großbritannien verzeichnet im Zeichen der Dezentralisierung eine wundersame Parlaments-Vermehrung.
Großbritannien will in der Asylpolitik eng mit Deutschland und Frankreich zusammenarbeiten. Britische Regierungsbeamte erklärten am Dienstag in Berlin, London wolle bei der Umsetzung der EU-Beschlüsse von Tampere eine konstruktive Rolle spielen.