Der Mörder von Marwa el-Sherbini ist verurteilt – sein Weltbild aber teilen viele, auch in Deutschland
Andrea Dernbach

Lebenslang lautet das Urteil; die Schuld wiegt besonders schwer; eine vorzeitige Entlassung nach 15 Jahren scheint unwahrscheinlich. Die Ermordung von Marwa El-Sherbini in einem Dresdner Gerichtssaal war eine geplante Tat, kein Affekt.
Christine Lüders nennt als Ziel "eine Kultur der Nichtdiskriminierung". "Kein Unternehmen kann es sich heute noch leisten, potenziell gute Bewerber nur wegen Herkunft und Hautfarbe nicht einzuladen" sagte sie dem Tagesspiegel.
Der Staatsanwalt hat im Dresdner Prozess um den Tod von Marwa el-Sherbini lebenslänglich für den Täter gefordert. Zugleich beantragte er in seinem Plädoyer am Montag, die besondere Schwere der Schuld des Angeklagten Alex W. festzustellen.
Mounir Azzaoui über den Islam in den USA nach dem Amoklauf von Fort Hood.

Eine der beklemmendsten Szenen im Dresdner Prozess um den Tod von Marwa el Sherbini ereignete sich am zweiten Verhandlungstag. Die Gerichtsmedizinerin, eine robuste und gewandte Frau, stockt plötzlich, als sie die 16 Stichverletzungen am Körper der jungen Frau schildern soll.
Alex W., der Angeklagte im Dresdner Marwa-Prozess, spricht von seinen Motiven für die tödlichen Messerstiche gegen die Ägypterin Marwa el-Scherbini – Fremdenhass war es nicht, behauptet er.
Die Zahl der sogenannten Integrationsverweigerer ist nach Auffassung der Bundesregierung deutlich kleiner als von Politikern der Koalition angenommen.
Im Mordprozess Marwa el-Sherbini schildert ein Richter als Zeuge die letzten Minuten des Opfers. Vor vier Monaten tötete ein 28-Jähriger im Gerichtssaal die junge Frau mit 16 Messerstichen.

Vor vier Monaten wurde hier seine Frau getötet, er selbst wurde verletzt. Nun ist der Ägypter Elwy Okaz wieder hergekommen ins Dresdner Landgericht, um im Prozess auszusagen. Der Täter indessen schweigt. Aber es gibt Leute in der Stadt, die fühlen sich von ihm ermutigt

Prozess wegen Ermordung einer Ägypterin im Gerichtssaal beginnt in Dresden. Der Mann, der die ägyptische Apothekerin Marwa el-Sherbini im Juli in einem Dresdner Gerichtssaal erstach, ist offenbar schon früher gewalttätig geworden.
Mit Obst und Gemüse hat er beruflich kaum zu tun; selbst Glühbirnen werden, wenn demnächst der EU-Bann in Kraft tritt, aus seinem Geschäftsfeld fallen. Mustafa Özen sitzt, wo Berlins Ex-Senator Sarrazin einen deutschen Türken kaum vermuten würde: im Vorstand eines Energieunternehmens.
Sein akzentfreies Deutsch verursacht noch immer Verwunderung: Dabei, sagt der Ökostrom-Manager, gebe es ihn millionenfach.

Andrea Dernbach über Deutschlands verkannte Migranten.
OECD-Studie: Europa integriert selbst jene Migranten schlecht, die hoch qualifiziert sind. Auch bei gleicher Qualifikation und Bildung haben die Kinder von Einwanderern deutlich schlechtere Aussichten auf dem deutschen Arbeitsmarkt als die von Einheimischen.
Die Äußerungen des früheren Berliner Senators Thilo Sarrazin über die Migranten der Stadt – für den Elitenforscher Michael Hartmann ist das mehr als der "Ausrutscher einer Person".
Warum sich der Zentralrat der Juden nach Sarrazins umstrittenen Äußerungen mit der Türkischen Gemeinde solidarisiert.
Warum Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden, mit seiner tabubrechenden Kritik an Thilo Sarrazin auf dem richtigen Weg ist.
Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet (CDU) hat dem früheren Berliner Senator Thilo Sarrazin (SPD) "maß- und geschmacklose Polemik" vorgeworfen. Sie sei "eine Abrechnung mit seiner eigenen gescheiterten Politik als Finanzsenator in Berlin", sagte Laschet dem Tagesspiegel.

Integration soll in der schwarz-gelben Regierung mehr Gewicht bekommen. Vieles deutet darauf hin, dass das Familienministerium neu geschneidert wird - als Ministerium für Familie, Integration und Kultur.
Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration empfiehlt der künftigen schwarz- gelben Bundesregierung eine Einbürgerungsoffensive. Besonders erfolgreich integrierte Einwanderer sollten nach Ansicht des Rats sogar mit einer "Turbo-Einbürgerung“ belohnt werden.
Integrationsminister Armin Laschet von der CDU wirbt für eine neue Republik – und bekommt dafür den Beifall des Grünen Daniel Cohn-Bendit, einst in Frankfurt der erste Dezernent für Multikulturelles.
So ist das mit Revolutionen: Was sie wirklich umgewälzt haben, sieht man erst, wenn der Pulverdampf sich verzogen hat. So geht denn in der Aufregung nach der Wahl etwas Erstaunlicheres unter: Deutschland wird weitere vier Jahre von einer Frau regiert und jetzt auch von einem offen homosexuellen Mann.
Der Titel könnte zu Produktenttäuschung führen: "Radikale Reform. Die Botschaft des Islam für die moderne Gesellschaft" heißt das jüngste Buch des Schweizer Philosophen und Islamwissenschaftlers Tariq Ramadan, des inzwischen einflussreichsten Vordenkers eines europäischen Islams.