Es war kurz nach 16 Uhr. Die Männer und Frauen, die im Fitnessstudio "Body Work" in Amman ihre Muskeln trainierten, ließen die Hanteln liegen und rannten zum Fenster: Mitten in dem orkanartigen Sturm, der seit dem Morgen die jordanische Hauptstadt heimsuchte, fiel der erste Schnee.
Andrea Nüsse
Dass der Anschlag vom 11.September massive Auswirkungen auf den Nahostkonflikt haben würde, war der Palästinenserführung und allen voran Jassir Arafat deutlich bewusst.
Wenn Israel die palästinensische Autonomiebehörde zerschlägt, stärkt das die gewaltbereiten Gruppen Hamas und Islamischer Jihad. In Nablus und Jenin sollen jetzt Hamas-Flugblätter aufgetaucht sein, in denen Anschläge auch auf amerikanische Ziele angedroht werden.
Nicht nur Osama bin Laden wandte sich mit seinen Videobotschaften an die muslimische Welt, auch das US-Verteidigungsministerium mit der Ausstrahlung des jüngsten Videos. Damit will die US-Regierung verhindern, dass bin Laden in der arabischen Welt zur Legende wird.
Auch von arabischer Seite kann der bedrängte Palästinenserpräsident Jassir Arafat keine Hilfe erwarten. Die arabischen Staaten sind sehr besorgt - und machtlos.
Es ist kein Zufall, dass die palästinensische Autonomiebehörde sich zunächst in Schweigen hüllte. Die Forderungen der europäischen Außenminister, Jassir Arafat müsse die "Terrornetze von Hamas und Islamischem Dschihad zerstören" und auf arabisch das Ende der bewaffneten Intifada ausrufen, waren ein schwerer Schlag.
Jassir Arafat hat sein persönliches Schicksal eng mit dem Friedensprozess verknüpft. Seine Regierung ist international und intern durch die Aussicht auf ein Friedensabkommen legitimiert.
Er sitzt im Rollstuhl, ist fast blind und spricht mit einer hohen, quäkenden Stimme. Die erhebt Scheich Ahmed Jassin, der Gründer und spirituelle Führer der islamistischen Hamas-Bewegung, vor allem, um zum Kampf gegen Israel aufzurufen.
Er hat es versprochen. Nicht zum ersten Mal: Palästinenserpräsident Jassir Arafat will gegen die Hamas und andere Gruppen vorgehen, die für die Terroranschläge in Israel verantwortlich sind.
Die palästinensische Islamisten-Organisation Hamas ist einer der Hauptgegner des Friedensprozesses mit Israel. Sie lehnen die Existenz Israels ab und ihr militärischer Arm verübt regelmäßig Selbstmordanschläge.
Welche Rolle spielen Ägypten und Jordanien in der Krise in Nahost? Können sie Einfluss nehmen und etwas bewegen?
Überrascht haben die Anschläge niemanden. Seit die Israelis vergangene Woche einen angeblichen Hamas-Bombenbauer ermordeten, hatte die Organisation Rache geschworen und klar gemacht, dass sie sich nicht mehr an die Auflagen von Palästinenserpräsident Jassir Arafat halten wird.
Es ist eine einzige Erfolgsgeschichte: Der Aufstieg der Vereinigten Arabischen Emirate und insbesondere Dubais vom Fischerdorf zum internationalen Handels- und Finanzzentrum. Am Sonntag feiert die einzige Föderation der arabischen Welt, die aus sieben sehr unterschiedlichen Klein-Emiraten besteht, ihren 30.
Die arabischen Regierungen und die Türkei haben bisher immer davor gewarnt, die Militäreinsätze im Kampf gegen den internationalen Terrorismus auf arabische Staaten auszuweiten. Gedacht haben dabei alle an Irak.
Die afghanischen Taliban-Kämpfer, die sich in Kundus der Nordallianz ergaben, brauchen sich wohl keine Sorgen zu machen: Sie wurden herzlich begrüßt und brüderlich umarmt. Seitenwechsel ist im Krieg in Afghanistan üblich - die Kämpfer werden wohl in ihre Heimatdörfer zurückgeschickt, und das war es.
In der arabisch-islamischen Welt schien nach dem 11. September eine Zeitlang alles offen: Würde die veränderte Weltlage nach den Terroranschlägen eher den Israelis oder den Palästinensern nutzen?
Einen Schritt vor, einen Schritt zurück - so kommt die syrische Politik dieser Tage daher. Waren im September zehn prominente Oppositionelle festgenommen worden, die eine Demokratisierung des Systems fordern, so hat das Regime von Präsident Bashar al-Assad am Wochenende 113 politische Gefangene freigelassen.
Saudi-Arabien hat zum Gegenschlag ausgeholt: Mit einer riesigen Anzeigenkampagne in westlichen Tages- und Wochenzeitungen im Wert von umgerechnet 15 Millionen Mark will das Königshaus sein Image aufpolieren. Dieses hatte nicht nur darunter gelitten, dass 15 der mutmaßlichen Attentäter vom 11.
Nichts Neues, zumindest nicht viel. Vor allem nichts wirklich Überraschendes.
Die Augen der arabischen Welt sind auf die USA gerichtet: Jetzt, wo die Militärkampagne in Afghanistan vom Erfolg gekrönt zu sein scheint, soll die US-Regierung stärker in den Nahostkonflikt eingreifen. Die arabischen Führer hoffen, dass US-Außenminister Powell in seiner Grundsatzrede an der Universität von Louisville im US-Bundesstaat Kentucky am Motnag für einen selbstständigen palästinensischen Staat eintritt.
Die Bewohner der Fidschi-Inseln haben am Freitagmorgen um 5 Uhr 55 Ortszeit als erste Muslime der Welt mit dem Ramadan begonnen. In den meisten arabischen Ländern begann der Ramadan ebenfalls am Freitag.
23 ägyptische Männer sind am Mittwoch in Kairo wegen Homosexualität und der daraus resultierenden "Beleidigung göttlicher Religionen" zu Gefängnisstrafen zwischen ein und fünf Jahren verurteilt worden. Weitere 29 Männer wurden freigesprochen.
23 ägyptische Männer sind am Mittwoch in Kairo wegen Homosexualität und der daraus resultierenden "Beleidigung göttlicher Religionen" zu Gefängnisstrafen zwischen ein und fünf Jahren verurteilt worden. Weitere 29 Männer wurden freigesprochen.
Olivier Cohen aus Berlin kann es nicht fassen: "Wir waren die einzigen Besucher in Jerash." Die römische Stadtanlage nördlich von Amman gehört zu den historischen Sehenswürdigkeiten Jordaniens.