Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon wird am Donnerstag dem amerikanischen Präsident George W. Bush seinen Plan für ein "langfristiges Nicht-Angriffs-Abkommen" vorlegen und damit endlich seine politischen Pläne enthüllen.
Charles A. Landsmann
Israel und besonders Jerusalem stehen mittlerweile im Schatten eines fast alltäglichen Terrors. Erneut geschah der Anschlag am Sonntag auf der belebten Jaffa-Hauptstraße.
Die Lösung des großen politischen Rätsels im Nahen Osten stand am Mittwoch als große Schlagzeile auf der Titelseite der Auflage stärksten israelischen Zeitung "Yedioth Ahronoth": "Das Ziel: Entfernung Arafats". Demnach hätte Israels Regierungschef Ariel Scharon in den letzten paar Jahrzehnten weder seine Strategie noch seine Taktik geändert: Er will dem Palästinenserpräsidenten an den Kragen, sei es 1982 in Beirut oder 2002 in Ramallah.
Erstmals hat die israelische Armee eine autonome palästinensische Stadt vollständig zurückerobert und besetzt. In Tulkarem stießen die Israelis kaum auf Widerstand, nahmen einige wenige Verhaftungen vor und beschlagnahmten Waffen.
Bei der israelischen Bevölkerung lösten die Ereignisse des 11. September einen Schock aus, der heute noch nachwirkt.
Weihnachten wird in Bethlehem, der Geburtsstadt Jesu, in diesem Jahr noch trister ausfallen als im vergangenen. Nur 6000 Gäste erwartet die Stadt im Dezember.
Die islamistische Hamas-Bewegung hat einen Stopp der Selbstmordattentate in Israel und des Beschusses israelischer Siedlungen verkündet. Das könnte ein wichtiger Schritt in Richtung auf einen umfassenden Gewaltstopp sein, der Voraussetzung für einen Waffenstillstand und die anschließende Wiederaufnahme der Verhandlungen ist.
Dies ist die Stunde der Wahrheit für Jassir Arafat. 48 Stunden Feuerpause, zwei volle Tage ohne Gewalt - darauf hatten sich Israelis und Palästinenser gegenüber dem amerikanischen Chefvermittler Anthony Zinni verpflichtet.
Ariel Scharon hat sich entschieden: Für den umfassenden Kampf gegen den Terror und damit scheinbar gegen die Koalition mit der gemäßigten Arbeitspartei. Er ist dabei kein hohes Risiko eingegangen: Nach dem 11.
Es war Schimon Peres, Israels Außenminister, der am Dienstagmorgen versicherte: Das Leben von Jassir Arafat sei nicht in Gefahr. Kurz zuvor hatte die israelische Armee ein Polizeigebäude in Ramallah bombardiert - nur wenige Meter entfernt, aber noch im gleichen Komplex, saß der Palästinenserpräsident in seinem Büro.
Israel hat nun zu massiver Vergeltung für die Anschlagsserie der letzten Tage ausgeholt. Die Regierung verabschiedete einen höchst geheimen und umfangreichen Maßnahmenkatalog gegen die Palästinenser.
Es herrscht Ratlosigkeit in den politischen Schaltzentralen der Vereinigten Staaten, in Europa und Israel. Aber es muss weitergehen.
Sobald Gespräche im Nahen Osten anstehen, versuchen die Gegner des israelisch-palästinensischen Friedensprozesses diese mit Gewalt zu verhindern. Früher ging jeder amerikanischen Vermittlungsmission die Errichtung einer neuen jüdischen Siedlung voran.
Weit mehr als zehntausend Menschen haben am Freitagmittag die am Vortag durch einen Sprengkörper getöteten fünf Kinder der al-Astal-Sippe auf ihrem letzten Weg von der Moschee in Khan Younis zum örtlichen Friedhof begleitet. Bewaffnete und Politiker, Islamisten und Nationalisten, Vermummte und Intifada-Kommandanten nahmen an dem Trauerzug teil, aus dessen Reihen in die Luft geschossen und zur Rache am israelischen Besatzer aufgerufen wurde.
Nichts Neues, zumindest nicht viel. Vor allem nichts wirklich Überraschendes.
Hunderttausende nahmen am Freitag an seiner Beerdigung teil: 103 Jahre alt wurde Rabbi Elieser Menachem Schach, der mehr Religion in den jüdischen Staat hineinbrachte als jeder andere, aber auch mehr Politik in die ultraorthodoxe Welt. Israel würde anders aussehen ohne Rabbi Schach, Herrscher über die Thoraschulen, Ideologe der Ultraorthodoxen, Patron von zwei Parteien und zwei Zeitungen und politischer Königsmacher der Ultrareligiösen.
Der nächste politische Mord kommt bestimmt. Eher früher als später.
Vielleicht ist es ganz gut, dass der israelische Außenminister Schimon Peres den palästinensischen Autonomiepräsidenten Jassir Arafat beim EU-Gipfel in Mallorca zwar zufällig treffen, aber nicht mit ihm verhandeln darf. Denn nach den früheren Treffen hat sich die Lage immer verschlechtert.
Schluss, aus, Ende des israelischen Traumes einer WM-Teilnahme, aber auch des Albtraumes des Weltverbandes Fifa in Bezug auf das Sicherheitsrisiko Israel. Das Team des jüdischen Staates bleibt wieder einmal zu Hause, die genauso schwachen Österreicher spielen in zwei Ausscheidungsspielen gegen die Türkei.
Bin Laden und die Angriffe in Afghanistan haben die Palästinenser gespalten: Die Islamisten und große Teile der Bevölkerung treten offen für den mutmaßlichen Top-Terroristen ein, doch Arafats Autonomiebehörde geht hart gegen die Sympathisanten vor. Bei einer Kundgebung islamistischer Studenten in Gaza wurden am Montag drei Demonstranten erschossen - ob von der palästinensischen Polizei oder von bewaffneten Vermummten unter den Demonstranten blieb jedoch zunächst unklar.
Ein Penthouse von 300 Quadratmetern Größe mit einem Panorama-Rundblick für 1,2 Millionen Dollar: Kein Schnäppchen, aber doch erstaunlich günstig. Grund dafür könnte die lichte Höhe und die strategische Lage sein.
Auch der sechste Waffenstillstand seit Ausbruch der Al-Aqsa-Intifada ist gescheitert. Wie alle anderen zuvor haben ihn beide Seiten von Anfang an nicht eingehalten.
Die USA haben den israelischen Regierungschef Scharon aufgefordert, das seit längerem geplante Treffen seines Außenministers Schimon Peres mit dem palästinensischen Autonomiepräsidenten Jassir Arafat endlich zuzulassen. Doch ein neuer tödlicher Anschlag dürfte eine Verschiebung zur Folge haben.
Das Treffen zwischen Jassir Arafat und Shimon Peres wird eher früher als später doch noch stattfinden. Das weiß auch Ariel Scharon.