Das Traurige an den Fotos, die Bert Stern im Juni 1962 von Marilyn Monroe gemacht hat, ist, dass sie so fröhlich wirken. Ein letztes Mal spielt die Schauspielerin ihre Rollen durch: das Mädchen vom Lande, die Diamanten-Freundin und Millionärs-Anglerin, den Vamp, die Verführerin.
Christian Schröder
Mit dem 36. Berliner Jazzfest, das heute im Haus der Kulturen der Welt beginnt, geht eine Ära zu Ende: Es steht zum letzten Mal unter der künstlerischen Leitung von Albert Mangelsdorff.
"Nie hat der Mensch eine banalere Physiognomie inne, als wenn er ein Würstchen ißt", schrieb Joseph Roth 1922, "der Dampf des in den Nähten aufkrachenden Fleisches umwallt sein Gesicht, das Gehirn stellt wirklich für eine Weile alle Tätigkeit ein, es ist betäubt vom heißen Fleischgeruch, und das Auge öffnet sich weit und sieht hungrig aus, hungrig und nach mehr schreiend."Der Vorgang des Wurstessens als Zen-Buddhismus: Ein halbes Jahrhundert später handelte davon auch die ARD-Vorabendserie "Drei Damen vom Grill".
Das Beste an der "Hitparade" war lange Zeit der Abspann. "Meine Damen und Herren", stammelte eine sonore Bassstimme, "das war live aus Studio B in Berlin-Tempelhof die Hitparade in Ihrem Zett Deh Eff", und dann folgten, unterlegt von nervöser Easy Listening-Musik, etwa achtzig Namen in knapp zwanzig Sekunden, wobei es dem Bass immer wieder gelang, sogar den Zungenbrecher "Szenenbild: Joachim Czerczenga" fehlerfrei herunterzuhaspeln.
Filme, die als Idylle beginnen, enden garantiert in einer Katastrophe. Bei "Ich, beide & sie" fliegt in der ersten Einstellung die Kamera aus weiter Entfernung auf ein Haus am Meer zu.
"Bei Oblonskijs ging alles drunter und drüber." - "Anna sah zum Fenster hinaus und erblickte vor der Tür einen Boten von Alexej Alexandrowitsch.
Ausgerechnet im Schwarzwald ist einige Jahre lang der aufregendste Jazz in ganz Europa entstanden. So nahe wie im Studio des legendären Villinger "MPS"-Labels kamen sich Avantgarde und Dancefloor in Deutschland nie wieder.
Die Welt zerfällt in feindliche Lager: oben vs. unten, rot vs.
Ein schönes Bild: Vier junge Männer gehen auf die Straße, um für die Liebe zu demonstrieren. Natürlich agitieren sie nicht nur für die Liebe, sondern mehr noch für sich selber.
Nervös zischeln die Gitarren, Bläser prusten los und von irgendwo wehen ein paar Brocken Portugiesisch herüber - mehr braucht es nicht, um die Copacabana vor dem inneren Auge aufsteigen zu lassen. Die neueste Latin-Welle hat einen Namen: "Brazilectro".
"Mama stellte bei ihren Auftritten zuerst ihre vier Kinder vor, und dann gaben wir alle eine Solonummer zum besten. Nina tanzte einen Chopin-Walzer, Pietro einen Militärtanz, Silvio spielte ein Saxophon-Solo, und ich tanzte einen Steptanz.
Wäre Descartes ein Huhn gewesen, hätte er vermutlich geschrieben: Ich lege, also bin ich. Ein Ei ist ein Ei ist ein Ei: Einen größeren Grad der Erkenntnis sollte man nicht erwarten von einem Tier, das den ganzen Tag lang Körner pickt.
Ein weiß gekachelter Raum, in den wir durch hohe Fenster wie auf eine Theaterbühne schauen. Auch an ein Altarbild - ein Triptychon - könnten wir denken, die beiden Außenfenster - die Seitenflügel - sind verdunkelt, vielleicht durch einen Vorhang, der hinter ihnen hängt.
Gediegener lässt sich Bürgerlichkeit kaum denken. Unter den Schuhen der Besucher knarzt das Eichenparkett, von der Stuckdecke mit ihren antikisierenden Reliefs fällt ein mildes Licht auf die cremefarbenen Wände.
Der Start einer Concorde ähnelt einem Tagtraum: ein paar Wimpernschläge nur, und sie ist verschwunden. Was eben noch ein kleiner Fleck auf einer Rollbahn war, hängt plötzlich als dunkler Schatten über uns, um einen Moment später wieder nur ein kleiner Fleck zu sein, der nichts als einen leeren Himmel hinterlässt.
Das Inhaltsverzeichnis scheint einen klassischen Bildungsroman anzukündigen: "Im Haus meiner Eltern - Jahre des Studiums und der Armut in Wien - München - Krieg - Revolution - Der Beginn meiner politischen Aktivität". Junge vom Land geht in die Stadt, studiert, scheitert, zieht weiter in eine andere Stadt, scheitert erneut, findet schließlich seine Bestimmung.
Es war ein dumpfes Schwirren, ein metallisches Flattern, ein heiseres Kreischen, das den Kinozuschauern des Jahres 1961 das Blut in den Adern gefrieren ließ. Immer, wenn sich in Alfred Hitchcocks Ornithologie-Thriller "Die Vögel" die Möwen, Raben und Spatzen zum Angriff sammelten, war es zu hören: dieses Fffft-Fffft, dieses Rrrah-Rrrah, dieses Kriiieh-Kriiieh.
Ihren politischen Höhepunkt erreichte die Love Parade, wie immer, zur allerbesten "Tagesschau"-Zeit. Gegen 20 Uhr betrat Dr.
Das Atelier des Malers: eine Höhle. Großgewachsene Besucher müssen sich ducken, wenn sie in den Keller von Hartwig Ebersbach hinabsteigen.
Am Ende der Evolution kehrt der Mensch an den Anfang zurück: in die Höhle. Der Eingang ist ein kreisrundes Loch, daneben hängt ein Schild: "Bitte Schuhe ausziehen!
"Film von billiger Machart, der sein Thema auf einen anspruchslosen Krimi reduziert": So verreißt das "Lexikon des internationalen Films" den Thriller "Kill". Bei Cineasten ist er trotzdem Kult: Weil Jean Seberg in ihm so hübsch stöhnt: "Ooooh", "Mmmh" oder "Uuuh Yes", unterlegt nur von einem Bass, tackernden Glocken und schwelgenden Geigen.
Die Steel Guitar jault wie ein todkranker Coyote, der Moog-Syntheziser pfeift aus dem letzten Loch, in der Ferne klimpert ein Honkytonk-Klavier. Jeden Moment müsste eigentlich Clint Eastwood um die Ecke biegen, unrasiert und mit einem speckigen Cowboyhut auf dem Kopf.
Freitagabend, 20 Uhr 15. Die Wohnung an der Charlottenburger Mommsenstraße sieht so aus, wie man sich die Wohnung eines Intellektuellen gemeinhin vorstellt.
Eine Szene aus einem Berliner S-Bahnhof, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Vor dem Kontrollhäuschen, in dem ein Beamter den Zugang zum Bahnsteig überwacht, steht ein Mann und findet seine Karte nicht.