Irgendwann wird der Zuschauerin mulmig. Da hält einer drei Stunden lang eine Rede, das heißt, da sitzt einer, der eine Rede vorliest, nüchtern und ungerührt, nur manchmal verspricht er sich und setzt noch einmal an, während er reichlich gewöhnliche Dinge sagt, bis er auf diese Ungeheuerlichkeit der "anständigen" Judenvernichtung zu sprechen kommt - also da hält einer eine Rede und richtet sie an uns.
Christiane Peitz
2000 - das war die Zukunft. Eine strenge, glatte, griffige Zahl - und, seien wir ehrlich, ziemlich marktschreierisch.
Mein Roller war aus Holz und hatte einen roten Griff. Der Roller meines Bruders war moderner, aus Metall, mit dicken Ballonreifen.
Noch ein Quereinsteiger, aber einer, der Übung hat auf dem Spielfeld der Politik: Julian Nida-Rümelin, einst jüngster Philosophieprofessor Deutschlands, trat schon mit 19 Jahren in die SPD ein und hat sich nicht erst als Münchner Kulturreferent im Kulturforum der Partei engagiert. Nun kommt der Bayer nach Berlin und komplettiert als Naumanns Nachfolger die Münchenriege in der Hauptstadt - neben Christoph Stölzl und Peter-Klaus Schuster demnächst auch noch Franz Xaver Ohnesorg als Philharmoniker-Intendant.
Kultur im Parlament kam zu Helmut Kohls Zeiten selten vor. Sie war keine Chefsache, taugte nicht zur Debatte, und niemand störte sich daran.
Eine Vergewaltigung. Brutal, wie sie im Kino nur sein kann.
Die Unterzeile sei schuld, beteuert Kulturstaatsminister Michael Naumann und kommentiert am Rande seines "Bündnisses für den Film" die Debatte über den deutschen Kulturföderalismus. Nie habe er gesagt, die Kulturhoheit der Länder sei Verfassungsfolklore.
Alle reden von ihr, aber keiner kennt sie genau. Sie ziert die Kopfleiste dieser Seite, sie ist teuer und taugt zur Begriffserweiterung.
Am 16. Oktober 1931 machten Klaus und Erika Mann auf der Reise von Berlin nach München Station in Hof.
Am Ende zitiert er Moses. Und steht da wie ein Prophet, mit seiner nie ganz zu bändigenden Sloterdijkschen Mähne.
Wahre Kunst hängt nicht am Geld. Christoph Stölzl findet genügend Klassiker-Zitate, um diese Weisheit zu belegen.
Es stimmt ja gar nicht, dass die Welt längst entzaubert ist. Man muss nur wissen, wo der Zauber sich verbirgt.
Der Raum Ist Klein. Gerade mal eine Oktave.
Keine Sorge, es ist nicht politisch, sagt der Mann am Infostand des Deutschen Pavillons auf Nachfrage eines neugierigen Expo-Besuchers. Eine Uraufführung zum Tag der Deutschen Einheit, in Auftrag gegeben von niemand Geringerem als der Bundesregierung, nach Texten von Thomas Brussig, Irene Dirsche, Herta Müller, Péter Nádas und Moritz Rinke und anderen - nicht politisch?
Wer Kultur sagt, meint heutzutage den Betrieb: die Premiere, das Festival, das Event. Die Kunst hat ihre Messen, die Musik ihre Charts, der Film seine Industrie, und die Verlage müssen hart kalkulieren.
Ab jetzt ist Moll angesagt. Das Wetter trüb, die Winde rau - was nützen da bunt fallende Blätter?
Ach, Das Netz. Alles, sagen die Zukunftsfans, verschwindet darin: das Eigentum (Jeremy Rifkin), der Mensch (Bill Joy), der Sex (www.
Bertolt Brecht verbringt seinen letzten Ferientag im Sommerhaus am See - mit den Frauen seines Lebens.
Seine Mutter hat er vergöttert. Auf einem der Familienbilder, die der Vater fotografiert hat, steht der Dreijährige am Liegestuhl von Mama und lächelt kokett in die Kamera.
Es stimmt ja gar nicht, dass die Wüste lebt. Da fährt man stundenlang durch die gleiche Landschaft, mit strohtrockenen Bäumen, Buschgras und verdorrtem Gesträuch, und sieht ständig die Schilder mit den Kängurus drauf.
Die Welt ist voller Wunder. Das glauben Sie nicht, Sie nüchtern materialistisch eingestellter Zeitgenosse?
Der erste Realitätsschock kam mit dem Fernseher. In "Aktenzeichen XY" zeigte Eduard Zimmermann echte Tatwaffen - den Schraubenzieher zum Beispiel oder das Küchenmesser, mit dem ein Opfer traktiert wurde.
Der Australier an sich ist freundlich. Sagt "Good Day", fängt an zu reden und hört nicht mehr auf.
"Luna Papa" gesehen? Und dabei an Emir Kusturica gedacht?