Über meinem Schreibtisch hängt ein Foto von Marilyn Monroe im Stadion. Die Menge um sie herum starrt auf das Spielfeld; niemand schaut auf Marilyn.
Christiane Peitz
Die Leinwandhelden der 50. Berliner Filmfestspiele misstrauen ihrer IdentitätChristiane Peitz Tom Ripley nähert sich seinem schlafenden Freund und betrachtet die Szene im Zugfenster.
Die National Football League hat Oliver Stones Film boykottiert: kein Training, kein Sponsoring, nichts. Kein Wunder, meint der Regisseur in Berlin, schließlich handelt "Any Given Sunday" von der Korruption und den beinharten Geschäften hinter den Kulissen.
Wer filmt, begreift die Welt nicht und möchte sich ein Bild von ihr machen. Das klingt gut, aber stimmt nicht ganz.
Unter dem Motto "Das verflixte 7. Jahr" trafen sich gestern Vertreter der Film- und Fernsehwirtschaft, um ihren chronischen Partnerzwist einmal nicht hinter verschlossenen Türen auszutragen, sondern in aller Offenheit - im funkelnagelneuen Gebäude der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin-Tiergarten.
Fragen Sie nicht nach den Fröschen, empfiehlt uns die Presseagentin zu Beginn der Interviewrunde. Auf die Frösche sei er schlecht zu sprechen, weil einige Journalisten die Szene nicht mochten, in der aus heiterem Himmel riesige Frösche auf Kalifornien regnen.
So viel roter Teppich war nie. Ja doch, es ist schön, wenn die Berliner am Marlene-Dietrich-Platz stehen, um George Clooney, Gong Li und Jeanne Moreau zu feiern.
Trümmer, so weit das Auge reicht. Ausgebrannte Autowracks, leere Fensterhöhlen, eine zerstörte Fabrik.
Die gute Nachricht zuerst: Kulturstaatsminister Michael Naumann will die kulturelle Filmförderung in Deutschland verstärken und hat die Mittel um 2,5 Millionen auf 18 Millionen Mark erhöht. Verstärkt werden die Förderung von Dokumentar-, Kurz- und Kinderfilmen, von Verleihern und Kommunalen Kinos sowie die Drehbuchförderung.
Uwe Lehmann-Brauns pfeift, wie er sagt, auf dem letzten Nasenloch und bittet, das Rauchen einzustellen. Der kulturpolitische Sprecher der Berliner CDU-Fraktion hat zur Begegnung mit Kultursenatorin Christa Thoben ins BKA-Zelt geladen - und nicht nur er scheint an diesem frühen Montagabend verschnupft.
Eine Diskussion fand nicht wirklich statt. "Das sieht hier aus wie eine Pressekonferenz", begrüßte Volker Schlöndorff die Gäste, "aber es handelt sich um ein academic event.
Der Mensch, seien wir ehrlich, ist ein mickriges Tier. Schweigt ins Handy für eine Mark fünfzehn die Minute, kämpft mit Fußschweiß, Mücken und Schlaflosigkeit.
"Jein", sagt Olaf Zimmermann und äußert bei allem Lob doch Bedenken. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats freut sich über die Verbesserung des Status Quo, die mit der von SPD und Grünen entworfenen Stiftungssteuerreform bald Wirklichkeit wird.
Stellen Sie sich vor, Gerhard Schröder hält vor 200 Prominenten aus Film, Kunst und Fernsehen eine flammende Rede und warnt vor der Verwechslung von Kulturgütern mit Handelswaren. Oder Tom Tykwer, Helmut Dietl und Wim Wenders organisieren anlässlich der europäischen Filmpreisverleihung, die heute Abend im Schillertheater über die Bühne gehen wird, ein internationales Manifest.