Dass Theater gar nicht früh genug beginnen können mit der perspektivischen Zuschauerbindung, hat sich inzwischen herumgesprochen: Bühnenkunst für Zweijährige gehört mittlerweile zum Standard. Als Trendsetter allerdings darf auf diesem Gebiet die Schaubude gelten: Schon vor 13 Jahren, als sich der Publikumsnachwuchs an den meisten Häusern eher im Vorschulalter bewegte, veranstaltete das qualitativ hochwertige Puppentheater im Prenzlauer Berg ein Festival für die Allerjüngsten.
Christine Wahl
Das ist doch mal ein Anspruch: Das Inszenierungsteam um Reto Kamberger, vermeldet das umtriebige kleine Theater unterm Dach (Danziger Str. 101), begebe sich „auf die Suche nach Ideen und Bildern für eine pluralistische Gesellschaft“.
Das Dresdner Staatsschauspiel feiert mit der „Dreigroschenoper“ seinen hundertsten Geburtstag.

René Pollesch eröffnet die Volksbühnen-Saison mit einem verführerischen Martin Wuttke als „Don Juan“.
Über schlaflose Nächte klagt zurzeit nicht nur Bettina Wulff. Auch die deutsche Dramatik hat die Störung der Nachtruhe als Genre entdeckt.
Über das zeitgenössische „Sicherheitsdenken“ wird viel debattiert. Auch im Bühnenbusiness.
Während die Stadt- und Staatstheater sich um die letzten großen Dinge kümmern – auch in dieser Saison stehen wieder Zivilisation, Moral, Schicksal und Verantwortung auf dem Spiel –, beschäftigen sich die Kieztheater mit dem Leben vor der Tür. In hochnotkomischen Theatersoaps schleichen dort – meist ohne öffentliche Förderung – Szenestreber, „Prenzlwichser“, Dönerbudenchefs und Latte- Macchiato-Muttis über die Bretter: Je dumpfer das Klischee, desto lustvoller seine bühnentechnische Ausweidung.
Anspruchsvolle Kulturkonsumenten können sich schon mal einlesen: Mit hartem Stoff starten die Berliner Bühnen Ende des Monats in die neue Saison. Das Deutsche Theater rollt mit einem Antiken-Marathon nach Aischylos, Euripides und Sophokles die blutrünstige Familiengeschichte der Labdakiden auf.
Das dramatische Open-Air-Vergnügen neigt sich langsam dem Ende entgegen; die Akteure des regulären, winterfesten Theaterbetriebs stehen bereits in den Startlöchern. Wer seine letzte Freilichtchance nutzen will und zudem eine Leidenschaft fürs detektivische Genre mitbringt, gehört definitiv zur Zielgruppe des Berliner Kriminaltheaters, das seinen Spielbetrieb für die Sommermonate ins Open-Air-Burgtheater des Lakeside-Hotels Strausberg (Gielsdorfer Chaussee 6, 15344 Strausberg) verlegt hat.
Im Gegensatz zu Romanstoffen scheinen Filmadaptionen im Theater zurzeit eher rückläufig zu sein. Mit Flauberts „Madame Bovary“, Dostojewskis „Spieler“ oder Jonathan Littells „Die Wohlgesinnten“ fanden in der vergangenen Spielzeit jedenfalls wesentlich mehr literarische als cineastische Schwergewichte den Weg auf Berliner Bühnen.
Michel aus Lönneberga“ hat sich nicht nur seit fast fünfzig Jahren als literarischer und cineastischer Klassiker bewährt. Sondern Astrid Lindgrens kleiner Romanheld vom schwedischen Hof Katthult ist auch eine interessante Herausforderung fürs Theater.
Vor knapp zwei Wochen wurde Matthias Lilienthal mit einer großen Party als Intendant des HAU verabschiedet. Theater nicht nur auf der Bühne, sondern auch in realen Räumen gedacht und etabliert zu haben, gehört zu seinen großen Verdiensten.
Eine wesentliche Erkenntnis des vergangenen Theaterjahrzehnts lautet: Die wirklichkeitsbewusste Bühnenkunst macht vor keiner Alters-, Berufs- oder anderweitigen Splittergruppe halt. Wir sahen – unter anderem – Oberbürgermeisterkandidaten, Astrologinnen, Gefängnisinsassen, Sexarbeiterinnen oder Pleitiers jedweder Couleur auf den Brettern.
Wer dieser Tage brandneue Inszenierungstrends erleben will, findet sie nicht unbedingt im Theater. Waren wir bis dato etwa absolut überzeugt, in den stabilen Turmfrisuren der Herbert-Fritsch-Protagonisten den ultimativen Haar-Stil der Saison feiern zu dürfen, belehrt uns ausgerechnet die Fußball-EM jetzt eines Besseren.
Ob als literaturwissenschaftliche Experten in Goethes „Faust“ oder als Ritter-Combo in Kleists „Käthchen von Heilbronn“: Puppen sind en vogue. Regisseure wie Nicolas Stemann oder Jan Bosse haben die altbackene Vorstellung vom Puppentheater als süßlicher Kinderbespaßungsmaßnahme ein für allemal ins Reich des Gestrigen verbannt.
Auch, wenn es wettermäßig noch nicht ganz danach aussieht: Die festen Häuser trudeln langsam der Spielzeitpause entgegen; die Open-Air-Theatersaison beginnt. Und wie immer kennt der Sommer einen Starautor: den großen William Shakespeare.

Nach seiner Premieren-Absage vom Freitag will Schauspieler Martin Wuttke schon diesen Donnerstag wieder auf der Bühne stehen. Wegen Erschöpfung war die Aufführung an der Volksbühne abgesagt worden. Tatsächlich klang das Arbeitspensum des 50-Jährigen in den letzten Wochen schwindelerregend.
Gegen die Fußball-EM zu konkurrieren, ist fürs Theater nahezu unmöglich. Die meisten Bühnen versuchen es schlauerweise gar nicht erst: Ab dem heutigen Turnierbeginn herrscht zumindest in puncto Premieren Flaute.
Die Berliner Autorentheatertage kämpfen gegen den „Authentizitätsterror“.
Am Wochenende ging in Berlin die 24-Stunden-Abschiedstour von HAU-Chef Matthias Lilienthal zum ersten Mal über die Bühne, mit neun Theaterstationen in der ganzen Stadt, frei nach David Foster Wallace' Roman "Unendlicher Spaß".
Zwar läuft die Theatersaison noch mindestens einen Monat auf Hochtouren. Aber der Theaterdiscounter packt trotzdem schon mal seine Sommerproduktion aus.
„Mit sieben Jahren schwor ich, niemals zu lieben. Mit achtzehn tat ich es trotzdem.
Medea und Penthesilea gehören zweifellos zu den schwierigsten Figuren der Dramenliteratur. Die erste, die stolze Immigrantin aus der Feder des Euripides, tötet ihre beiden Kinder, nachdem ihr Partner Jason ihr mitgeteilt hat, er werde statussteigernd die Tochter des korinthischen Königs ehelichen.