Das ist doch mal eine Ansage: „Die Welt enthält keine Fragen, nur Antworten. Unsere Aufgabe ist es, zu jeder Antwort die richtige Frage zu finden.
Christine Wahl
Antú Romero Nunes zeigt „’N Haufen Kohle“ am Gorki.
„Der Wahnsinn ist, dass der Wahnsinn für alle schon Normalität ist.“ Diesen weithin identifikationstauglichen Satz spricht der Bildhauer Peter in Felicia Zellers Stück X Freunde.

Gleich zwei Premieren hat das Deutsches Theater Berlin zum Osterwochenende herausgebracht: Michael Thalheimer „Geschichten aus dem Wiener Wald“ und Andreas Kriegenburgs Versuch, fünf Einakter zu einem sozialkritischen Sittenbild zu formen.

Sven Lehmann ist tot. Er war einer der herausragenden Akteure des Berliner Theaters und der deutschsprachigen Bühne. Trotz seiner schweren Krankheit stand er fast bis zuletzt noch auf der Bühne.
Kurzer Roman, langer Abend: Frank Castorf bringt Tschechows „Das Duell“ auf die Volksbühne.
Relevanzbewusst hat das Theater in letzter Zeit immer wieder die Finanzkrise aufgegriffen. Andres Veiels dokumentarischer Versuch liegt noch nicht lange zurück.
Spätestens Anfang März, also jetzt, ist der Winterfrust Dauerbegleiter. Bei schlechten meteorologischen Prognosen muss der wetterdepressive Zeitgenosse selbst aktiv werden – und Kunst soll ja eine ziemlich wirksame Droge sein.

Die Künstlerinnen von Pussy Riot sitzen nach ihrem "Punk-Gebet" in einer Moskauer Kirche im Straflager. Theaterregisseur Milo Rau hat das Verfahren gegen die Band auf die Bühne geholt - und das rief die russischen Behörden auf den Schirm.
Moskauer Prozesstheater.

Mit einer Razzia haben russische Behörden die Gerichtsshow „Die Moskauer Prozesse“ des Schweizer Regisseurs Milo Rau unterbrochen. Mehrere Uniformierte kamen am Sonntag unerwartet in das Sacharow-Zentrum in Moskau. Sie begannen, Rau und andere Ausländer zu überprüfen.

Der Schweizer Regisseur Milo Rau stellt in Moskau drei Gerichtsprozesse gegen russische Künstler nach. Teilweise wirken dabei die echten Beteiligten mit. Als erstes standen die Pussy-Riot-Verhandlungen auf dem Programm.
Im sogenannten Erwachsenentheater gilt das Krimigenre ja als ziemlich abseitiges Spartenprogramm. Angesichts der „Tatort“-Fanklubs, die sich zum sonntäglichen Public ARD-Viewing in Kneipen treffen, ist das möglicherweise ein Fehler.
Ein früher Kroetz für Berlin-Mitte: „Stallerhof“ in den Kammerspielen des Deutschen Theaters.
Für das denkwürdige Schicksal des Handlungsreisenden Gregor Samsa haben sich Künste wie Wissenschaften ja seit jeher brennend interessiert: Passiert schließlich nicht jedem, dass er sich zu einem „ungeheuren Ungeziefer verwandelt“ findet. Das Gedankengut, das zu dieser fatalen Mutation führt, allerdings ist weithin identifikationsträchtig: „Was für einen anstrengenden Beruf habe ich gewählt“, sinniert Herr Samsa etwa in der besagten REM- Phase.
Schimpansinnen in der neurologischen Forschung, ein Orang-Utan als Wissenschaftsminister: Eigentlich erstaunlich, dass es der „Planet der Affen“ bis dato noch nicht auf die relevanzbewusste Theaterbühne geschafft hat. Doch die Spieler der Puppentheatertruppe Das Helmi, die mit ihren lustigen Schaumstoffknautschkreaturen inzwischen auf den Hochkulturbühnen von Salzburg bis Berlin gelandet sind, werden das jetzt ändern.

Slapstick und leeres Formenspiel: Milan Peschel inszeniert „Juno und der Pfau“ in den Kammerspielen des Deutschen Theaters
Während sich die großen Berliner Bühnen mit der Finanzkrise, Kriegsheimkehrern oder Flüchtlingsbiografien zurzeit an höchst konkreten gesellschaftlichen Problemen abarbeiten, ist in der freien Szene ein deutlicher Hang zum großen Ganzen zu erkennen. Wo kommt die Spezies überhaupt her?
Lars Rudolph hat mit seiner Band Mariahilff Kleists Novelle „Die heilige Cäcilie“ höchst spannend in Töne gefasst.
Eigentlich eine ziemlich bühnenübliche Situation, mit der das Theater an der Parkaue ins neue Jahr startet: Alva, Arnold und Alexander treffen eines Nachmittags – es ist genau 15.15 Uhr – an einer Bushaltstelle aufeinander.
Hans-Werner Kroesinger widmet sein neues Dokudrama dem gescheiterten Staat Somalia.
Realitätsferne Kunst um der Kunst willen zu betreiben wollen sich die Berliner Bühnen anno 2013 offenbar nicht nachsagen lassen. Schaut man sich die Spielpläne zum Jahresauftakt an, könnte man fast von einer Art Relevanz-Offensive sprechen: Am Deutschen Theater zeigt Andres Veiel kommende Woche sein mit Spannung erwartetes „Himbeerreich“, das – basierend auf Interviews mit mehr als 20 führenden Bankern – eine klischeefreie Innenansicht der Finanzbranche verspricht.
Armin Petras zeigt mit „Demenz Depression und Revolution“ die letzte Uraufführung seines Alter Egos Fritz Kater unter seiner Intendanz. Im Sommer verlässt er Berlin Richtung Stuttgart.
Schöne Märchen beginnen ja mit einem Glückspilz, der drei Wünsche offen hat. Wir Theaterkritiker – bekanntermaßen eine sehr genügsame Spezies – würden uns dagegen sogar schon mit einem einzigen Wunsch für das Bühnenjahr 2013 bescheiden.