Bürgersteige werden geschrubbt, später werden sie sauber hochgeklappt: Das ganze Elend provinzieller Samstagnachmittage erfasst schon die erste Kamerafahrt, immer entlang an schnurgeraden Bordsteinkanten. Ein Horizontalschwenk zeigt die Fassade eines Zoogeschäfts: In seinen Schaufenstern fristen Wellensittiche ihr tristes Käfigdasein.
Daniela Sannwald
Im bleigrauen Sommermorgenlicht rudert John Doyle sein Boot über den See. Es ist das einzige Boot weit und breit, denn die Süßwasserfischerei ist ein aussterbendes Gewerbe.
Vietnam, so hört man, sei vielleicht das schönste Land der Welt, und wenn man diesen Film sieht, ist man sofort bereit, das zu glauben. Aber obgleich die ersten Bilder von "Three Seasons" - Rikschas im Verkehrsgewimmel von Saigon und dann plötzlich ein Teich voller winziger Kähne, auf denen Lotusblumenpflückerinnen ihre Arbeit verrichten - einem Tourismuswerbefilm entnommen sein könnten, handelt es sich dennoch nicht um die reine Abbildung der Topographie, wie man bald feststellt.
Eine dichte, graue Wolkendecke hängt seit Tagen über Istanbul. Gelegentlich ergießt sich eine Sturzflut warmen Regens über die Stadt: Auf der Tag und Nacht gleichmäßig belebten Istiklal Caddesi, der Hauptstraße des Taksimviertels, hasten die Gäste des Filmfestivals dicht an den Hauswänden entlang, fröstelnd in ihrer hoffnungsvoll mitgebrachten Frühjahrsgarderobe.
Am Anfang werden Zähne geputzt, so sorgfältig, dass man die Titelsequenz ohne weiteres als Demonstrationsfilm in Zahnarztpraxen einsetzen könnte. Überhaupt spielt die Mundhygiene keine unwichtige Rolle in dieser Komödie, die auch "Der Zahnarzt und der Killer" heißen könnte.
Sie hat Hunde, Katzen, Vögel, Fische. Auch Motten und einen Hausangestellten namens Jurek, der ihnen den Garaus machen soll.
Der Mann sitzt mit verbundenen Augen zusammengesunken auf einem Holzstuhl. Allein.
Drei Männer sitzen in einer spärlich erleuchteten Kombüse und kiffen. Einer erzählt.
Nur der Schneider steht am Ende allein da. Dabei kann er die Qualität eines Stoffes mit den Ohren überprüfen, wunderschöne rote Anzüge produzieren, französische Chansons singen und hinreißend lächeln.
Erich von Stroheim spielte eine seiner letzten, Karlheinz Böhm eine seiner ersten Filmrollen in dieser sehr bundesdeutschen Version von Alraune, 1952 inszeniert von Arthur Maria Rabenalt. Zwischen dem alten Wissenschaftler und dem jungen Arzt: Hildegard Knef als künstlich gezeugtes Geschöpf.
Der Film erzählt nicht nur die Erlebnisse des Seemanns Hans Warns sondern gleichzeitig die Geschichte der KinematographieDaniela Sannwald Verkratzte Bilder in Sepiatönen, Texttafeln, krächzende Grammophonmusik, die Stimme eines alten Herrn: Mit seinen ersten Einstellungen geht Gordian Maugg in die frühen Jahre der Filmgeschichte zurück, als Kinoerzähler und Pianisten das Geschehen auf der Leinwand begleiteten. So erzählt dieser Film nicht nur die Erlebnisse des Seemanns Hans Warns, der, 1900 geboren, mit 14 auf einem Überseedampfer anheuerte, später Steuermann und dann Kapitän wurde und seine Reisen bis in die sechziger Jahre hinein fotografisch dokumentierte, sondern gleichzeitig die Geschichte der Kinematographie.
"Wie heißen Sie?", fragt der Gast die Kellnerin, die ihm das Glas hinstellt, "25 Schilling", antwortet diese.
Wer schon als Kind Samenschoten zu Rhythmusinstrumenten umfunktioniert, kann eigentlich nur eine musikalische Karriere machen: Dino Saluzzi ist ein berühmter Bandoneonist geworden, den der Film zunächst auf einer Europatour begleitet. Schwarzweiße Bilder zeigen das konzentrierte Gesicht, den nach innen gerichteten Blick, Finger, die Knöpfe drücken, während der Meister das Instrument erklärt.
Wer schon als Kind Samenschoten zu Rhythmusinstrumenten umfunktioniert, kann eigentlich nur eine musikalische Karriere machen: Dino Saluzzi ist ein berühmter Bandoneonist geworden, den der Film zunächst auf einer Europatour begleitet. Schwarzweiße Bilder zeigen das konzentrierte Gesicht, den nach innen gerichteten Blick, Finger, die Knöpfe drücken, während der Meister das Instrument erklärt.
Kultur: Erforschung der Kampfzone - Auli Mantila schildert Beklemmung, die man fast körperlich spürt
Der Fahrlehrer ist mittelalt, halb kahl und anzüglich. Die Fahrschülerin ist jung, hübsch und ängstlich.
Der Regiesseur macht wieder mal kein Auge zuDaniela Sannwald Als Journalistin ist Natascha (Jasmin Tabatabai) weder überzeugend noch erfolgreich, was daran liegen mag, dass sie sich den längsten Teil der Nächte im Club ihres Freundes Gary (Richy Müller), na ja, amüsiert. Auch dabei wirkt sie allerdings nicht gerade überzeugend oder auch nur überzeugt.
Elpidio liebt seine Mutter und die Wissenschaftlerin Chrissy. Mariana liebt Gott und die Männer.
Im Spätsommer ist die Normandie vielleicht die schönste Landschaft der Welt. Die ersten Bilder bestätigen diesen Eindruck: sanfte Hügel im blassgoldenen Sonnenlicht, saftig grüne Wiesen, eiserne Zäune um großzügige Anwesen.
"Es herrscht Ruhe im Land": Als Peter Lilienthals Film 1975 in Hof uraufgeführt wurde, war es zwei Jahre her, dass das Militär in Chile die Macht übernommen hatte. Damals wusste jeder, dass der in Portugal gedrehte Film von den Ereignissen nach der Niederschlagung der Allende-Regierung handelte, obwohl der Schauplatz unbenannt bleibt.
Steve McQueen wurde durch Pierce Brosnan und Faye Dunaway durch Rene Russo ersetztDaniela Sannwald Das Taxi steckt fest in einem der vielen frühmorgendlichen Staus von Manhattan; der Fahrgast klopft an die Scheibe, zahlt und steigt aus. Es ist ein Geschäftsmann in den Vierzigern, elegant gekleidet und mit Aktenkoffer, die dunklen Haare perfekt geschnitten, Wangen und Kinn glatt rasiert, das Gesicht markant, aber nicht auffällig, die Figur sportlich, die Haltung entspannt, und er geht nicht in einen der zahllosen Bürotürme, sondern ins Museum.
Doch, es gibt ein paar witzige Szenen in diesem Film, und zwar dann, wenn Axel Milberg und Sunnyi Melles auftreten: Sie, porzellanblaß und prätentiös, ist Aurelie, er, geckenhaft und gespreizt, ist Percy; zusammen bilden sie ein falsches Paar, das mal mit den Gangstern, mal mit der Polizei paktiert, wobei freilich noch nichts darüber gesagt sein soll, wer die wirklich Bösen sind. Milberg und Melles jedenfalls bewegen sich in extravaganter Garderobe durch bizarre Dekors und sprechen mit somnambuler Verzögerung absurde Dialoge.
"Womit habe ich das verdient?", schimpft der Vater, der neben seinem Sohn in einem kleinen, verschlampten Wohnzimmer auf dem Sofa sitzt, "du taugst einfach zu nichts, und dein Bruder ist auch nicht besser!
PAUL AUSTER, Autor und Regisseur, gilt als einer der vielseitigsten und - vor allem in Europa - erfolgreichsten amerikanischen Autoren der neunziger Jahre.Geboren 1947 in Newark, New Jersey, studierte er an der Columbia University und lebte dann einige Jahre in Paris.
Theodoros Angelopoulos, der bedeutendste Filmregisseur Griechenlands, wurde 1935 in Athen geboren.Er studierte Jura und begann gleichzeitig zu schreiben: Essays, Kurzgeschichten und Gedichte.