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Kultur: Gordian Mauggs zerkratztes Cineastengarn

Der Film erzählt nicht nur die Erlebnisse des Seemanns Hans Warns sondern gleichzeitig die Geschichte der KinematographieDaniela Sannwald Verkratzte Bilder in Sepiatönen, Texttafeln, krächzende Grammophonmusik, die Stimme eines alten Herrn: Mit seinen ersten Einstellungen geht Gordian Maugg in die frühen Jahre der Filmgeschichte zurück, als Kinoerzähler und Pianisten das Geschehen auf der Leinwand begleiteten. So erzählt dieser Film nicht nur die Erlebnisse des Seemanns Hans Warns, der, 1900 geboren, mit 14 auf einem Überseedampfer anheuerte, später Steuermann und dann Kapitän wurde und seine Reisen bis in die sechziger Jahre hinein fotografisch dokumentierte, sondern gleichzeitig die Geschichte der Kinematographie.

Der Film erzählt nicht nur die Erlebnisse des Seemanns Hans Warns sondern gleichzeitig die Geschichte der KinematographieDaniela Sannwald

Verkratzte Bilder in Sepiatönen, Texttafeln, krächzende Grammophonmusik, die Stimme eines alten Herrn: Mit seinen ersten Einstellungen geht Gordian Maugg in die frühen Jahre der Filmgeschichte zurück, als Kinoerzähler und Pianisten das Geschehen auf der Leinwand begleiteten. So erzählt dieser Film nicht nur die Erlebnisse des Seemanns Hans Warns, der, 1900 geboren, mit 14 auf einem Überseedampfer anheuerte, später Steuermann und dann Kapitän wurde und seine Reisen bis in die sechziger Jahre hinein fotografisch dokumentierte, sondern gleichzeitig die Geschichte der Kinematographie. Die Szenen, die der reale Hans Warns fotografierte, lässt Maugg von Schauspielern nachstellen, die plötzlich in Bewegung geraten und das tun, was Hans Warns und der Rest der Besatzung zwischen den Aufnahmen getan haben könnten oder auch nicht. Denn Dokumentation und Fiktion sind ununterscheidbar in diesem Film - Maugg ging so weit, das nachgedrehte Material künstlich zu zerkratzen, mit Streifen und Flecken zu versehen und Kostüme, Schauplätze und Sets den Aufnahmen von damals anzupassen. Mit Hilfe von Kriegswochenschauen und Dokumentarfilmen über den Alltag auf Schlachtschiffen wird die Biographie eingegliedert in den historischen Kontext, denn, und das ist das dritte Anliegen Mauggs, dieser Film wirft auch einen Blick auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Sie wird kinematographisch fortgeschrieben: Das Grammophon weicht dem Tonfall der nationalsozialistischen Propagandafilme, und auf den Kriegsschiffen erklingt das "Wunschkonzert". Später wird die Filmerzählung mit farbigen Super-8-Aufnahmen fortgesetzt. Oder etwas, was so aussieht. Das So-als-ob sorgt für den visuellen Reiz dieses Films, ist aber gleichzeitig auch sein Problem. Zu schön, zu glatt, zu harmlos ist "Hans Warns".Heute 12.45 Uhr (CinemaxX 3), 19 Uhr (Delphi), morgen 12 Uhr (Cinestar 8)

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