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Kultur: Michael Kreihsls Kreuzzug gegen den Supermarkt

"Wie heißen Sie?", fragt der Gast die Kellnerin, die ihm das Glas hinstellt, "25 Schilling", antwortet diese.

"Wie heißen Sie?", fragt der Gast die Kellnerin, die ihm das Glas hinstellt, "25 Schilling", antwortet diese. "Ich habe Sie nach Ihrem Namen gefragt", insistiert der Mann. "Fritz!" ruft die Kellnerin. Kommunikationsprobleme charakterisieren das Leben des Malers Franz, das nach der Trennung von Frau und Tochter aus den Fugen zu geraten droht. Franz bewegt sich durch ein feindseliges Wien wie durch einen Alptraum, aus dem es kein Erwachen gibt, und gerät immer mehr in den Sog einer persönlichen Verschwörungstheorie: Nicht nur die Menschen, sondern auch die Dinge widersetzen sich ihm. Als sein Lieblingsgeschäft, ein Obsthändler auf dem Naschmarkt, bei dem er sorgfältig ausgewählte Früchte für seine Stilleben kauft, einem Supermarkt weichen muss, erklärt er das Unternehmen zu seinem persönlichen Feindbild. Dessen aggressive, grün-gelbe Werbetafeln breiten sich in Windeseile über die Stadt aus, und die Frau, in die Franz sich gerade verliebt, arbeitet dort als Kassiererin... Der österreichische Regisseur Michael Kreihsl ("Charms Zwischenfälle") schildert in "Heimkehr der Jäger" die Krise des von Ulrich Tukur zunehmend wortkarger und verschlossener verkörperten Malers als Konflikt zwischen der Welt der alten niederländischen Meister und der Realität: Als Franz die Stadt verlässt, scheint er für einen Moment Frieden zu finden - in einer flandrisch anmutenden Landschaft. Bis wieder ein giftig grün-gelbes Schild auftaucht.Heute 22.15 Uhr (Arsenal), 17.2., 19 Uhr

(Babylon)

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