War doch ihre Kneipe. Konnte sie so lang drinsitzen, wie sie wollte
David Ensikat
So sagte es der Vater. Sollte er sich dagegen auflehnen? Er hielt es mit Marx, Groucho Marx: „Ich möchte keinem Club angehören, der mich als Mitglied aufnimmt.“ Nachruf auf einen Künstler ohne Drang.
Sie hockte ja mittendrin im Millieu der Welt- und Selbstveränderer
Millionär mit Backenbart, Erbauer von Betonklötzen: ein Feindbild linker West-Berliner. Mit 60 konnte Karsten Klingbeil endlich seine Rollen wechseln. Der Geschäftsmann wurde Künstler. Doch weder der Kunstmarkt noch das Finanzamt nahmen seine Anstrengungen ernst.
Da lag der Spaß im Ernst
Er sagte: „Bin ja nur einer vom Bau mit Sonderschulabschluss.“ Sie darauf: „Aber mit Gesellenbrief.“ So blieb er mit seiner Helga zusammen. Ein Nachruf auf einen kleinen Mann mit großem Geschick.
Das hat ihn seine Tochter mal gefragt. „Nur Gott hat immer Recht.“ Er darauf: „Nein, bin ich nicht. Aber ich hab Recht!“ Dennoch hat es der Bauingenieur aus dem Iran in Deutschland nur zum Taxifahrer gebracht. Seinen Kindern sagte er: „Ihr seid Ausländer, ihr müsst besser sein als die Deutschen.“
Er fiel auf in Lübars. Deshalb blieb er dort
Sohn eines russischen Adligen aus St. Petersburg, Wehrmachtssoldat vor Leningrad, Chauffeur einer Kauffrau vom Ku'damm, strenger Fahrschullehrer. Nachruf auf ein Jahrhundertleben.
Ihr Erwachsenenleben begann sie in der bayerischen Milchwirtschaft. In Berlin betrieb sie den vermeintlichen Toaster von David Bowie. An der Elfenbeinküste verlor die Lebensfrohe ihr Leben bei einem Anschlag islamistischer Terroristen.
Ein Hüftschaden hat das Leben von Marina Sabinasz schwer gemacht. Monate verbrachte sie im Krankenhaus. Aber dort verliebte sie sich auch zum ersten Mal in ein Mädchen.
Er bezeichnete sich als Nürnbergs zweitgrößten Sohn nach Albrecht Dürer. Auf jeden Fall war er ein Künstler mit diversen Talenten, großem Durst und klarer Identität: ein West-Berliner. Der Nachruf auf eine untergegangene Welt
Es wird nicht leicht gewesen sein als Schwuler in den 40er und 50er Jahren. Doch Heinz Röhring erzählte, wie er im Fummel durch Clärchens Ballhaus stöckelte. Nachruf auf einen Mann mit dem Talent zum Glücklichsein.
1980 arm und selbstbewusst, 2015 wohlhabend verzagt: Besuche bei Mietern in Prenzlauer Berg führten zu Porträts zweier Welten. Ein Interview mit den Autorinnen Irina Liebmann und Anne Jelena Schulte.
Schlauer als ihr Gott können die Kirchenoberen nicht sein
Er liebte alle, alle liebten ihn. Eine Lüge? Selbstverständlich, aber eine süße. Gut fürs Geschäft und für die Stimmung, auf die Dauer aber viel zu anstrengend für den süßen Lügner. Der Nachruf auf einen überforderten Strahlemann.
Sie hat nicht nur eine tragisch anmutende Aura, sie kennt sich in Sachen Tragik auch ganz gut aus. Der Nachruf auf eine Frau, die einst umjubelt wurde
Systeme kommen, Systeme gehen. Es bleibt: der Sport
Er war ein freundlicher Gegenentwurf zu den Alphamännern des Journalismus - aber so selbstbestimmt wie kaum einer von denen.
Sie wusch sich nicht, war krank, war nicht bei Trost. Was ihr blieb: Das Nikotin und ihre Freiheit. Wie hilft man einer, die sich nicht helfen lassen will?
Glücksritter, Wirte und Strohmänner: Die Geschichte der Hackeschen Höfe ist von Pleiten geprägt.
Im Vorstand war er immer, Vorsitzender nur kurz
Sie hatte ihr kleines Glück in der DDR gefunden. Im Westen wurde es härter. Vor sechs Jahren wurde die Kassiererin Barbara Emme zum Symbol des antikapitalistischen Kampfes. Da war einiges zusammengekommen. Der Nachruf auf eine sehr Beharrliche.
Eigentlich sollte er als Lehrer arbeiten. Aber er wollte lieber Schallplattenunterhalter sein - so hießen in der DDR die DJs. Deshalb ließ er sich mit den Geheimdiensten ein. Der Nachruf auf ein wechselvolles Leben.