
Mit einer Kaffeetasse am Küchentisch hat man ihn selten gesehen. Er trank seinen Kaffee am Beet.

David Ensikat ist für die Nachrufe-Seite verantwortlich und schreibt Porträts und Reportagen. Er wurde 1968 in Ost-Berlin geboren, hat Geschichte und Publizistik studiert und ist seit 2000 Redakteur beim Tagesspiegel. Im Berlin-Verlag gab er das Buch „Was bleibt: 50 Nachrufe auf unbekannte Berliner“ heraus, bei Piper erschien von ihm „Kleines Land, große Mauer: Für alle, die die DDR nur aus dem Geschichtsbuch kennen“.

Mit einer Kaffeetasse am Küchentisch hat man ihn selten gesehen. Er trank seinen Kaffee am Beet.

Seit immerschon war er der Boss im Prinzenbad. Was geschah wohl, wenn irgend so ein Heinz aus der Verwaltung ihm was beibiegen wollte?

Berlin war toll, beim ersten Mal. Beim zweiten überhaupt nicht. Sie musste fort von hier. Wo gehörte sie eigentlich hin?

Er war ein Mauerspringer. Wie machte er das nur? Und warum, für wen? Udo Lindenberg hat er in den Osten gebracht.

Immerzu lernte er Leute kennen, die Leute kannten, die andere Leute kennen lernen wollten.

Vom Prenzlauer Berg in die weite Welt. Nina Hagen hat unterwegs viel Mist erlebt – und Großartiges daraus gemacht. Jetzt wird die Sängerin 70 Jahre alt.

Warum nur verteidigte sie so lange das System, dem sie entflohen war?

Was er jetzt noch konnte, würde er morgen oder übermorgen nicht mehr können. Also Jetzt!

Fürs Untergebenendasein taugte er ebenso wenig wie fürs geordnete Familienleben

Die Geschäfte führen, nun gut, bestimmt nicht einfach, so was. Aber würde sie den Rest ihres Lebens in Büdingen verbringen?

Ihre Mutter war nicht so eine Mütterliche. Grund genug, das ganz anders anzugehen.

Überall Absichten und Forderungen, tu dies, lass das. Dabei forderte niemand ihm soviel ab wie er sich selbst

Man kann ihn als Helden feiern, als Revolutionär. Lustig eigentlich, denn vor allem war er ein Glückskind.

Nach dem Mauerfall ging er zur SPD-Zentrale, um den Mitgliedsbeitrag für 28 Jahre nachzuzahlen

Er pflegte seine vernichtenden Urteile über die Welt, die Kunst und den Tod. Und das Fernsehprogramm wurde auch immer schlimmer

Frau, Sohn, Mercedes, alles da. Aber in Berlin landete er auf der Straße. Und sagte, er habe sich das so ausgesucht.

Jahrzehntelang versorgte er die Werktätigen mit Tanzmusik. Dann wollte er dorthin, wo ihn niemand erwartete

Man würde gern von einer großen Liebesgeschichte sprechen, aber damit würde man der Sache kaum gerecht.

Mit 20 ging er ins Exil und lernte schießen. Mit 30 konnte er sich entscheiden, wo es weitergehen sollte: USA oder DDR

In Russland interessierte sich die Mafia für ihn - ein Irrtum. In Deutschland interessierte sich der Kunstmarkt kaum für ihn - auch ein Irrtum

Nach Abu Dhabi fährt man nicht, weil es dort schön ist. Beeindruckend ist es allemal. Und man lernt etwas über das Menschsein.

Die Frau, die vorm Prinzenbad und auf der Admiralsbrücke die Zeitungen verkauft hat, ist nicht mehr da

Mit 17 kletterte er über die Mauer. Und bekam 6 Zigaretten und eine Einweisung in die Etikette der bürgerlichen Gesellschaft

Die beste Ware, die er anzubieten hatte, war er selbst. Doch den Kampf gegen die Spuren der Zeit gewinnt ja immer nur die Zeit
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