T-Aktionäre sind wirklich nicht zu beneiden. Selbst die Mehrheit der Analysten, die es eigentlich besser wissen müssten, istinzwischen ins Lager der Unentschlossenen gewechselt.
Henrik Mortsiefer
Wie sich die Zeiten ändern: Einer der größten Börsengänge steht in Deutschland bevor, und die Anleger verfallen in Grübelei: Soll man die "Aktie Gelb" zeichnen oder soll man es angesichts der Börsenturbulenzen lieber lassen? Redlich hat sich die Deutsche Post wochenlang bemüht, ihr Wertpapier als neue Volksaktie zu verkaufen.
Skandal! Am Neuen Markt wird ein neues Wort gehandelt.
Bernd Fahrholz macht ernst. Mit der erwarteten Übernahme des US-Investmenthauses Wasserstein Perella nähert sich der Vorstandschef der Dresdner Bank einem wichtigen strategischen Ziel: Die Frankfurter Großbank soll zu einer führenden europäischen Investmentbank mit "ausgewählten globalen Kompetenzen" ausgebaut werden.
Wer sich vor einem halben Jahr Ölaktien ins Depot gelegt hat, kann sich heute über sprudelnde Kursgewinne freuen. Der Anstieg des Ölpreises von fast 60 Prozent innerhalb eines Jahres hat vor allem die Aktien der ölproduzierenden Konzerne stimuliert und damit Anleger am Boom teilhaben lassen.
Die deutsche Fernsehnation hat eine neue Senderfamilie: Unter dem Dach der Kirch-Gruppe vereinen sich Sat 1 und Pro Sieben zum größten deutschen TV-Konzern knapp vor dem Verbund von Bertelsmann und CLT-Ufa. Eine "Liebeshochzeit" wie Pro Sieben-Chef Urs Rohner meint, ist die Fusion freilich nicht.
Sie sind deutsche Unternehmer, "neue" deutsche Unternehmer. Die Helden der digitalen Wirtschaft: Friedliche Revolutionäre, die in eine schöne neue Welt aus Fortschritt, Wohlstand und Wachstum aufgebrochen sind.
Das Börsenfieber ist an den Deutschen nicht spurlos vorüber gegangen. Der von großem Medienrummel begleitete Ansturm auf die "Volks-Aktien" von Telekom und Infineon war offenkundig mehr als ein Strohfeuer.
Klaus Esser fällt weich. 60 Millionen Mark Abfindung dämpfen den tiefen Fall des 52-jährigen Managers vom Vorstandsessel des Düsseldorfer Mischkonzerns Mannesmann in eine ungewisse berufliche Zukunft.
Wer wird denn gleich nervös werden? Am Neuen Markt werden derzeit die Sorgen vor einem Ende der Internet-Euphorie so hoch gehandelt wie vor Wochen die Aktien der New Economy.
1600 Einwohner besuchen in Deutschland statistisch gesehen eine einzige Bankfiliale. In den USA sind es 2600.
Die Aktie des Chip-Herstellers Infineon hat gute Chancen, zur Volksaktie neben dem Papier der Deutschen Telekom zu werden. Gemessen an der stürmischen Nachfrage nach den Titeln der Siemens-Tochter hat Infineon der T-Aktie bereits fünf Tage nach Beginn der Zeichnungsfrist den Rang abgelaufen.
Die frohe Botschaft kam aus Hollywood: Am Mittwoch dieser Woche wurde der Film "Buena Vista Social Club" des Regisseurs Wim Wenders für den Oscar in der Kategorie "Dokumentarfilm" nominiert. Produziert wurde der Streifen von der Road Movies Filmproduktion, die zur Das-Werk-Gruppe zählt.
Leo Kirch liefert den Stoff, aus dem die Träume sind, Ron Sommer den Vertriebskanal in Millionen Wohnzimmer. Ein perfekter Deal, der sich da zwischen Deutscher Telekom und der Kirch-Gruppe abzeichnet: Der größte deutsche Kabelnetzbetreiber will mit dem größten TV-Konzern Deutschlands eine multimediale Allianz für das digitale Fernsehen und das Internet bilden.
Am Ende fehlte nicht mehr viel: Nur 42 Zähler blieb der Deutsche Aktienindex am letzten Börsentag des Jahres unter der Hürde von 7000 Punkten. Der Rekord der Rekorde hätte das große Börsen-Finale 1999 mit einem Paukenschlag beendet.
Der Neue Markt feiert das Jahr 1999 als den bisher besten "Emissionsjahrgang" seiner Geschichte. Der vor knapp zwei Jahren gegründete Börsenplatz für innovative Unternehmen aus Wachstumsbranchen weckte im zu Ende gehenden Börsenjahr wie nie zuvor das Interesse der Anleger.
Jubiläum am Neuen Markt, Kurssprünge auf immer neue Höchststände, Jahresend-Rallye am deutschen Aktienmarkt: Die Anleger werden vor dem Jahrtausendwechsel verwöhnt. Die Börse dreht noch einmal richtig auf.
Jetzt lesen sie wieder im Kaffeesatz: Die Börsianer rätseln, ob die amerikanische Notenbank in der kommenden Woche die Zinsen erhöht. Es wäre der dritte Zinsschritt der Fed in diesem Jahr.
Schering glänzt. Nicht nur am Standort Berlin, wo milliardenschwere Konzerne rar geworden sind, sondern vor allem über die Region hinaus.
Die Allianz hat ihren Wunschpartner gefunden. Die US-Gesellschaft Pimco wurde seit Monaten als attraktivster aller möglichen Übernahmekandidaten gehandelt.
Die Börsianer feiern: Der Crash-Monat Oktober ist ohne Blessuren überstanden, und die Kurse klettern weltweit so stürmisch wie lange nicht. Von einer "Jahresend-Rallye" wäre schon die Rede, wenn in diesem Jahr nicht noch zwei besonders lange Monate bis zum Jahreswechsel bevorstünden.
"Kaufen", "akkumulieren", "verkaufen", "untergewichten" - Analysten formulieren seltsam, aber ihre Sprache wird von immer mehr Menschen verstanden. Das Vokabular der Finanzprofis ist in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen worden, seitdem auch die Deutschen Aktien kaufen.
Hätte es noch eines Beweises für die Dünnhäutigkeit der Börsianer bedurft, Steve Ballmer hat ihn am Donnerstagabend erbracht. Die schlichte Anmerkung des Microsoft-Präsidenten, die Wall Street befinde sich in einem irrationalen Goldrausch, der die Technologie-Werte von Microsoft und Co.
Bertelsmann hat ein Handicap: Es gibt keine Aktien des Medienriesen. Kein Kurs, der nach der Vorlage der glänzenden Bilanz am Mittwoch in die Höhe schnellt, kein Analyst weit und breit, der die Papiere des Gütersloher Giganten zu "Outperformern" kürt.