Wann hat der Neuen Markt endlich den Boden erreicht? Nach den vielen schmerzhaften Kursstürzen sollte es eigentlich bald so weit sein.
Henrik Mortsiefer
Wenn Karl-Matthäus Schmidt am kommenden Mittwoch über den Verlauf des Geschäftsjahres der Consors Discount Broker AG berichten wird, könnte es ein paar böse Überraschungen geben. Der Consors-Chef wird seine Aktionäre mit der unangenehmen Tatsache konfrontieren, dass mit der schwindenden Börsenbegeisterung auch seine Direktbank massiv unter Druck geraten ist.
Es ist viel von Übertreibungen die Rede in letzter Zeit. Nach der überschäumenden Euphorie vor einem Jahr stürze nun der bodenlose Pessimismus der Börsianer die gesamte New Economy in den Ruin, heißt es.
Die Schlacht um die Übertragungsrechte der Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 ist geschlagen - mit einem kleinen Schönheitsfehler für die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. Für die WM 2006 in Deutschland haben sich ARD und ZDF mit der Kirch-Gruppe nur auf eine "abgesicherte Kaufoption" einigen können.
Sieben Jahre verbringt der deutsche Durchschnittsstudent im Hörsaal - wenn er auch seinen Abschluss macht. In Fächern wie Informatik kommt die Hälfte der Studierenden gar nicht so weit und verlässt die Uni schon vorher.
Als AOL zum Angriff überging und im vergangenen Jahr Time Warner kaufte, da schien ein neues Zeitalter angebrochen zu sein: Die New Economy war nicht mehr nur reich, sie war plötzlich auch sehr mächtig. AOL-Chef Steve Case legte strahlend den Arm um einen verlegen lächelnden Time-Warner-Präsidenten Gerald Levin und alle hatten verstanden.
Analysten behalten gerne den Überblick. Komplizierte Geschäftsmodelle und unübersichtliche Strategien stoßen bei ihnen auf Skepsis.
Nichts irritiert die Börsianer so sehr wie die Unsicherheit. Und davon gibt es zurzeit eine Menge.
Diskretion ist Rolf E. Breuers Geschäft.
Thomas Haffa hat seit Donnerstag ein Problem weniger. Wenigstens sieht es auf den ersten Blick so aus.
"Ganz ehrlich", sagt Barbara Kranz, "wir sind aus guter Laune nach Berlin gezogen." Im März 2000 hat die teilhabende Geschäftsführerin von Laszlo Kadar Film Hamburg verlassen, um sich an der Spree niederzulassen.
Die Spannung am Neuen Markt steigt wieder. Für den nötigen Thrill sorgen die Film- und Kinoaktien.
Und er bewegt sich doch: Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn hat den Weg zum Börsengang frei gemacht. Viele, vor allem Vorstandschef Thomas Middelhoff, haben lange auf dieses Signal gewartet.
Der Blick hinter die Kulissen des Internet-Buchhändlers Amazon hat schon immer überrascht. So viel Logistik, so viel Personal und so viel Handarbeit in einem Unternehmen, das man sich doch eigentlich als Beispiel der schlanken New Economy vorgestellt hatte.
Die Bundesregierung macht sich Sorgen um die Aktienkultur in Deutschland. Vor allem die Analysten, die jungen Stars der Wachstumsbörse, bereiten Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) und seiner Staatssekretärin Margarete Wolf (Grüne) Kopfzerbrechen.
Der Börsengang hat die Kassen des BVB gefüllt. Nicht ganz so prall, wie sich die Vereinsmanager das im Herbst 2000 ausgemalt hatten, aber immerhin so, dass die Dortmunder inzwischen die Bayern beim Buhlen um einen Spieler überbieten können.
Kursverluste am Neuen Markt bewegen nicht nur die Anleger. Auch die Beschäftigten der betroffenen Unternehmen sind irritiert.
Stephan Schambach wird gerne vorgezeigt: Der Jenaer Unternehmer ist jung, erfolgreich und er repräsentiert in Personalunion den wirtschaftlichen Aufbau der neuen Bundesländer und die Vision einer von Deutschen mitgeprägten Internet-Ökonomie. Ziemlich viel Bedeutung für einen allein.
Am Ende gaben sich die Händler noch einmal versöhnlich. Am Freitag wurden an der Börse Aktien gekauft, als sei nichts gewesen.
"Big is beautiful" - unter diesem Motto fand in den 90er Jahren ein Schönheitswettbewerb statt, bei dem sich internationale Konzerne um die Plätze auf dem Siegertreppchen rangelten. Jahr für Jahr stieg das Volumen der weltweit vereinbarten Fusionen.
Der Motor der New Economy ist ins Stottern geraten: Nach zehn Jahren Aufschwung setzt die US-Konjunktur zur Landung an, an den Börsen herrscht Nervosität, weil keiner mehr die Aktien der Internet-Wirtschaft haben will. Pleiten und Entwertung am Neuen Markt verschärfen die Krise.
Wer einen Apple auf dem Schreibtisch stehen hat, zählt sich klammheimlich zu einer Elite der Computer-Gemeinde: Macs sind etwas teurer, dafür sind sie auch etwas schöner und etwas besser als die öde-grauen Kisten der Konkurrenz. Tatsächlich waren die Apple-Maschinen lange leistungsfähiger und nutzerfreundlicher als die PCs mit Intel- oder Windows-Standard.
1998 brach das Jojo-Fieber aus, 1999 ließen Furby und die Teletubbies Kinderherzen höher schlagen, in diesem Jahr schwappt die Pokémon-Welle auf den weihnachtlichen Gabentisch. Auch die Spielwarenindustrie hat ihre wechselnden Stars.
Der Euro steigt. Fünf Prozent hat er in der vergangenen Woche zugelegt, so viel wie lange nicht.