Nein, man muss es der Republik nicht ankreiden, dass sie nichts von einem Adenauer-Jahr im vergangenen Jahr gemerkt hat. Ein so einprägsames Datum sind die 125 Jahre denn doch nicht, die der Geburtstag des ersten Bundeskanzlers im Jahre 2001 zurücklag.
Hermann Rudolph
Genier mich nicht mein schönes Kind und grüß mich nicht unter den Linden, heißt die schöne Strophe, deren Botschaft in dem Reim liegt: Später werde sich schon alles finden. Es waren eben Zeiten der Diskretion.
Gregor Gysi, "Rinderzüchter, Diplomjurist" - Berufs-Angabe des Bundestagshandbuchs - als Berliner Wirtschaftssenator; die SPD als Partner der PDS, die ihr mit dem Parteinamen den Begriff des "demokratischen Sozialismus" entwendete; Berlin, die vom SED-Regime gebeutelte Stadt, als Plattform für dieses Bündnis mit seinen Nachfahren. Diese Koalition hat, wahrhaftig, Erklärungen nötig.
Das vergangene Jahr war ein Preußenjahr. Nun geht es so still zu Ende, dass sich kaum einer dessen bewusst ist: ein Erinnerungsjahr, das fast schon vergessen war, als es noch stattfand.
Europa wieder einmal am Scheideweg? Auch vor der Gipfelkonferenz, die heute im Schloss Laeken in Brüssel beginnt, wird die alte Alarm-Fahne aufgezogen.
Nicht nur Bücher haben ihre Schicksale, gelegentlich gilt das auch für den Ruhm ihrer Autoren. Als Sebastian Haffner am Jahresanfang 1999 starb, hatte er als Schriftsteller und Publizist schon über ein Jahrzehnt geschwiegen; er war eine - achtunggebietende - Gestalt der Erinnerung geworden.
Ja, es ist Krieg, und wir begehren - so klagen wir mit dem Gedicht des alten Matthias Claudius - nicht schuld daran zu sein. Aber dabei sind wir doch.
Durch die ostdeutschen Bundesländer schleicht ein Gespenst. Es hört auf den Namen Schill.
Rechnet man ihn - was Werk und Person nahelegen - den Stillen im Lande zu, so muss das Wort von falschen Assoziationen befreit werden: Günter de Bruyn wohnt zwar vorwiegend auf einem märkischen Dorf, aber er ist die Welt nicht geflohen. Und die Zurückgenommenheit, die er ausstrahlt, bedeutet keinen Rückzug in die Innerlichkeit.
Hans-Jochen Vogel ist bekannt für seine Genauigkeit. Also korrigierte er sich gleich selbst: dass der eine Bruder Vogel als Laudator des anderen fungiere, geschehe nicht alle Tage, präzise gesagt: es "geschieht heute zum erstenmal".
Der Osten bekommt seine Fördermittel, bis 2019. Er hat seinen Minister, der in den neuen Ländern Unternehmungsnetzwerke - was immer das sein soll - im Dutzend unterstützt.
"Ich war schon vor mir da, also bin ich." Das ist die Maxime des Menschen, der sich historisch begreift.
Irgendeinen musste es ja treffen. Nun ist es die PDS, die als erste Partei nach der weltpolitischen Zäsur des 11.
Politik und Medien haben eins gemeinsam: Am Ende sind meistens sie es, die als Sündenböcke dienen. Wofür?
Bevor Berlin am Ende dieser Woche mit der Auflösung des Abgeordnetenhauses scharf die letzte Kurve zur Wahl im Oktober nimmt, wird der Stadt noch einmal ein Anschauungsunterricht verpasst, der es in sich hat. Die gestrige Hauptversammlung der Bankgesellschaft und die drastische Deflationierung des Flughafenprojekts, die das Flughafen-Konsortium mit seinem mageren 60-Millionen-Angebot vorgenommen hat, setzen Berlin höchst unsanft auf dem Boden seiner Wirklichkeit ab, jenseits von neugewonnenem Politik-Glanz und Promi-Glamour.
Das Gedenken zum 13. August wirft seinen Schatten voraus: Debatten, historische Einsichten, zeitgemäße Ansichten, verlautbart in Podiumsdiskussionen und Zeitungsartikeln.
Alle reden von Zuwanderung. Keiner von Abwanderung.
Vier Wochen, die Berlin veränderten. Dieser Juni wird in die Geschichte der Stadt eingehen - und vielleicht nicht nur in sie.
Der deutsche Außenminister Joschka Fischer und seine österreichische Kollegin Benita Ferrero-Waldner haben die Verstimmungen zwischen den beiden Ländern ausgeräumt. Bei der Eröffnung der neuen österreichischen Botschaft in Berlin sparten beide das strittige Thema der EU-Sanktionen gegen Österreich, die der Anlass dafür gewesen waren, demonstrativ aus und hoben die gegenseitigen guten Beziehungen hervor.
Als Diplomat hatte Jürgen von Alten schon eine lange Laufbahn mit vielen Stationen hinter sich - Moskau, Ankara, auch das Kanzleramt in der Zeit der sozialliberalen Koalition. Dann, im Ruhestand, erschienen zwei Bücher: "Die ganze normale Anarchie", 1994, mit dem Untertitel "Jetzt erst beginnt die Nachkriegszeit", 1996 eine "Weltgeschichte der Ostsee".
Er hoffe, "viel Neues zu erfahren", sagte Stadtentwicklungs-Senator Peter Strieder am Anfang. Aber wem fällt schon etwas Neues zur Situation der Berliner Finanzen ein?
Wenn es in den nächsten Tagen finanzpolitisch hart kommt, darf man sich wenigstens daran erinnern: Finanzausgleichsverhandlungen sind immer eine Quadratur des Kreises. Und wenn uns bis zum Wochenende, an dem die Grundzüge des neuen Ausgleichs ausgehandelt sein sollen, die Ohren dröhnen von Zahlen und Argumenten, von Forderungen und Drohungen, dann muss man wissen: Am Ende ist es immer ein Kraftakt, der, zumeist zu später Stunde, zu einem Ergebnis führt.
Es war 21.47 Uhr, als heute vor zehn Jahren im Bundestag der Beifall aufbrandete.
Ein wenig muss man den Blick schon zurückwenden, um ihm ganz gerecht zu werden. Immerhin liegen die sechzehn Jahre, die Hans Maier bayerischer Kultusminister war, nun auch schon mehr als ein Jahrzehnt zurück.