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Politik: Ein Konservativer, der Deutschland modernisierte

Nein, man muss es der Republik nicht ankreiden, dass sie nichts von einem Adenauer-Jahr im vergangenen Jahr gemerkt hat. Ein so einprägsames Datum sind die 125 Jahre denn doch nicht, die der Geburtstag des ersten Bundeskanzlers im Jahre 2001 zurücklag.

Nein, man muss es der Republik nicht ankreiden, dass sie nichts von einem Adenauer-Jahr im vergangenen Jahr gemerkt hat. Ein so einprägsames Datum sind die 125 Jahre denn doch nicht, die der Geburtstag des ersten Bundeskanzlers im Jahre 2001 zurücklag. Immerhin, dieser Anlass wird glänzend gerechtfertigt durch eine Tagung zum Thema "Adenauer und die deutsche Geschichte", die die "Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus" in der Reihe ihrer "Rhöndorfer Gespräche" vor einiger Zeit veranstaltet hat. Das Protokoll dokumentiert eine ungemein inhaltsreiche, erfrischend freie Diskussion über den historischen Umriss dieser Republik. Sie reicht mit ihren Fragestellungen und Anstößen weit in die Gegenwart hinein - und belegt damit den Rang dieses Staatsmannes.

Das beginnt damit, dass zwei so unterschiedlich gepolte Historiker wie Heinrich August Winkler und Klaus Hildebrandt in brillanter Weise die alten Streit-Brocken - deutscher Sonderweg, Drittes Reich, Nationalstaat - neu vermessen. Und es geht weiter mit einer ergiebigen Exkursion quer durch den Themengarten, von der Wirtschaft bis zum Kalten Krieg.

Adenauer wird, wie der Mitorganisator der Tagung, der Tübinger Zeithistoriker Anselm Doering-Manteuffel, verspricht, in die Perspektive der Moderne gerückt. Da zeigt er sich als "Modernisierer wider Willen", als der Politiker, der die Deutschen auf den Weg nach Westen führte, obwohl er doch an jener liberalen Transformation der politischen Kultur, die die Historiker neuerdings mit dem Kunstwort Westernisation belegen, "bestenfalls oberflächlichen Anteil" hatte, schreibt Michael Hochgeschwendt.

Ein Mann, sehr geprägt durch das ausgehende 19. Jahrhundert und den rheinischen Katholizismus, und deshalb immun gegenüber den vielen Verführungen des 20. Jahrhunderts, in denen die "Narren- und Kriminalgeschichte der autonomen europäischen Staaten" gipfelte, deshalb zugleich auch disponiert zu einem "gelassenes Nationalbewusstsein". So sehen das Hans-Peter Schwarz und Arnulf Baring, die beiden Altmeister der deutschen Zeitgeschichte. Sie hatte mit dieser Tagung einen spannenden Auftritt.

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