Todesursache Euthanasie: Die Heidelberger Sammlung Prinzhorn zeigt die Kunst von Sonderlingen, die in der NS-Zeit ermordet wurden
Katrin Hillgruber
Polizeidramen dominierten das 14. Fernsehfilm-Festival. Doch gewonnen hat Christian Petzolds „Der tote Mann“
Joseph Zoderers Held verlässt die Frau und sucht sein Südtirol
Zum 80. Geburtstag des portugiesischen Dichters José Saramago
"Die totale Familie" nannte Heimito von Doderer seinen Roman "Die Merowinger" im Untertitel. Der letzte Merowinger-Spross Childerich versucht, durch vier ausgeklügelte Heiratspläne möglichst viele Verwandtschaftsgrade in seiner Person zu vereinen.
Er ist ein Feuilletonist vom alten, distinguierten Schlage. Zwei Dinge sind es, die Rolf Schneiders Schreiben vor allen anderen anleiten: Neugierde und Stilempfinden.
In Peking steht die "Weltachse". Übereinander gestapelte blaue Kuben heben sich vom klassischen Ensemble des chinesischen Kaiserpalastes ab und treten in Dialog mit ihm.
Es müssen das indifferente Dunkelblond und das bleiche Gesicht mit dem schnell enttäuschten und dann abwehrenden bis leidenden Ausdruck sein, die Sylvester Groth zum idealen Darsteller für das Wirken des Schicksals machen. Beim 13.
Lässige Gestalten bevölkern die Wände der Berliner Literaturwerkstatt, jugendliche Silhouetten im Casual-Look. Je ein farbiges Detail belebt die schemenhaften Tuschezeichnungen; es korrespondiert mit der "Lebensanleitung" am unteren Bildrand.
Dubrow konnte kein Zufall sein, ebensowenig "Bambule" oder "Die neuen Leiden des jungen W.".
Ob aus dem Londoner Nebel oder aus Schwaden von ostdeutschem Braunkohlemief, das jäh auftauchende großflächige Antlitz von Richard Burton prägte sich ein. Wissend und zugleich aller Illusionen beraubt, aus Berufsgründen neugierig und doch jeder erschlichenen oder erpressten Information schon im voraus überdrüssig - so blickte nur einer drein: Der Spion Alec Leamas, der aus der sprichwörtlichen Kälte kam.
Menschen wie Karl Faller brauchen leichtes Gepäck und ein gutes Haarspray. Bei der Verfilmung von Bodo Kirchhoffs Roman "Parlando", einer großen Herausforderung, böte es sich an, diese von der Herstellerfirma des Haarsprays "Drei Wetter taft" sponsern zu lassen.
"Lieber ohne Schuh als ohne Buch" lautet ein isländischer Wahlspruch. Die Finnen sollen ganze Romane zum Frühstück verschlingen.
Nicht nur Ulla Hahn und ihr Ehemann Klaus von Dohnanyi hatten Schwierigkeiten, zwischen den Ständen von Korbhändlern und Trockenfrucht-Verkäufern den richtigen Weg zu finden. Hoch über ihnen prangte das gläserne Versprechen von Urbanität in Gestalt des mächtigen Neuen Kranzler-Ecks.
"Dein wievielter See ist dies, Gesine?", fragt Marie Cresspahl ihre Mutter am 20.
Mittsommer, das bedeutet Halbzeit, Innehalten, Ausatmen. Im Tabakspeicher von Bünde, einem hochaufragenden Backsteinbau aus dem Jahr 1896, mischt sich in jeden Atemzug Tabakduft.
Mit soviel provokanter Lebenslust sprang in der DDR Mitte der sechziger Jahre nur einer ins Wasser: Manfred Krug. In Frank Beyers Verfilmung des Romans "Spur der Steine" spielte er den aufsässigen Glückssucher Hannes Balla, ein kraftstrotzendes Mannsbild, das breit unter seinem schwarzen Zimmermannshut hervorlacht.
Hoffnung für Berlin kommt aus Benin. Wenige Stunden nach der Abwahl Eberhard Diepgens leuchtete ein smaragdgrüner Turban aus dem Dunkel hauptstädtischer Zerknirschung.
Kant, Humboldt, Heidegger hieß das Dreigestirn, das insgeheim über den rauchenden Köpfen im Literaturhaus thronte. Martin Heidegger, der seine Antrittsvorlesung in SA-Uniform hielt und doppeldeutig vom "Sturm" sprach, gilt den französischen Philosophen trotz aller Ambivalenzen als bedeutendster Denker des 20.
Früher, als der Tag mit einer Schusswunde begann, um mit Wolf Wondratschek zu sprechen, der zur Zeit sein Comeback als Erzähler feiert, früher, da waren Jungautoren noch wilde Kerle. Sie trieben sich auf dem Bau, im Boxring, auf Bananendampfern herum, bevor sie erfahrungsgesättigt in die Tasten griffen.
"Unsere Nummer war dreistellig, das heißt: ich kam vom Land", bekennt der gestrauchelte Held in Arnold Stadlers jüngstem Roman "Ein hinreissender Schrotthändler". Seine Frau Gabi, eine polyglotte Handchirurgin, meint sich für die Herkunft ihres Mannes schämen zu müssen.
In Gottfried Benns 1947 entstandener Berliner Novelle "Der Ptolemäer" entledigt sich der Betreiber eines Schönheitsinstituts seiner lästig klingelnden und klopfenden Kundschaft, indem er sie aus dem Schutz des Ladens heraus mit einem Maschinengewehr über den Haufen schießt. Er kann sich dabei auf den harten Nachkriegswinter als Komplizen verlassen: Zwischen den Erfrorenen fallen die Kunden des Instituts "Lotos" als "Buckel im Schnee" nicht weiter auf.
Wenn man in der Leipziger Lindenbuchhandlung anruft, um sich nach dem jüngsten Buch von Erich Loest zu erkundigen, den "Träumereien eines Grenzgängers", meldet sich die Schwiegertochter des Autors. Sie verkauft sämtliche Loest-Werke, die im assoziierten Linden-Verlag erscheinen, als signierte Exemplare.
Gedichte des Alfred Kolleritsch sind verrätselte Spätblüher. Enigmatische Dornen behindern das Verstehen beim ersten Lesen.