Rot-Rot ist Geschichte. Die CDU hat sich regeneriert, die Piraten entern das Abgeordnetenhaus. Wowereit stagniert und kann weitermachen. Doch die Aura des dreifachen Wahlsiegers ist auf Bundesebene kaum präsentabel.
Lorenz Maroldt
Kurz vor Wahlen und kurz danach ist die Nichtwählerbeschimpfung en vogue. Doch nicht der Nichtwähler ist idiotisch, sondern die Situation, in der er lebt.

Viel Feind, viel Ehr': Die Piraten punkten in Berlin, die anderen Parteien reagieren panisch und wollen das so gar nicht verstehen. Dabei ist das nicht schwer. Lorenz Maroldt hat fünf Gründe für die Popularität der Piratenpartei ausgemacht.
Es klingt verwegen, auch verzweifelt: Eine kleine Partei, in den Umfragen bei kaum noch drei Prozent, erklärt die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, wo es künftig um ein paar Autobahnkilometer mehr oder weniger und ähnliche kommunale Highlights geht, zur Abstimmung über den Euro-Rettungskurs der Bundesregierung. Soll heißen: Wer am Sonntag in Berlin FDP wählt, unterstützt den Bundesvorsitzenden Philipp Rösler, der sich vom Kurs der Kanzlerin abgesetzt hat und gegen deren Willen über eine Insolvenz Griechenlands spricht.
Die Berliner FDP liegt in Umfragen zur Abgeordnetenhauswahl bei kaum noch drei Prozent. Spitzenkandidat Meyer versucht, die Wahl zu einer Abstimmung über den Euro-Rettungskurs der Bundesregierung zu machen.

... denn wer tut es sonst? Busse, Bahnen, Baustellen: Berlin wird regiert von einer allmächtigen Unzuständigkeit. Die Bürger sind den Behörden meist lästig – aber wenn es brenzlig wird, sollen sie mitmachen. Und das sollten sie auch.
... denn wer tut es sonst? Busse, Bahnen, Baustellen: Berlin wird regiert von einer allmächtigen Unzuständigkeit. Die Bürger sind den Behörden meist lästig – aber wenn es brenzlig wird, sollen sie mitmachen. Und das sollten sie auch.

Die Opposition macht alles klein und mies, und die Regierung verspricht jedem Berliner zu jeder Wahl mehr Kitaplätze, zur Not auch bis zum 18. Lebensjahr. Der Wähler hat die Wahl - aber welche?
Musikalisch gesehen hat sich das, was in dieser Woche in Berlin über die Bühne geht, selbst aus dem Proberaum an die Spitze der Charts geschossen: Die Berlin Music Week ist zu einem der großen internationalen Events geworden, mit einer schier unfassbaren Fülle von Veranstaltungen und Liveacts. Abzusehen war das nicht unbedingt, als 2004 die Popkomm aus Köln nach Berlin abwanderte.

Andrea Nahles bringt Klaus Wowereit als möglichen Kanzlerkandidaten ins Gespräch, was - so schreibt Lorenz Maroldt in seinem Kontrapunkt - von stärkerem Sprengstoff ist als das Schwarzpulver, das bei Frank Henkel im Briefkasten lag.

Libyen bleibt ein peinliches Kapitel für Außenminister Guido Westerwelle und die schwarz-gelbe Bundesregierung. Ein Kommentar.
Wahlplakate müssen ein bisschen bekloppt sein, sonst redet ja keiner drüber. In Berlin sucht man subtilen Witz aber meist vergebens. Lorenz Maroldt hat sich die schlimmsten Plakate genauer angesehen.
Der Tagesspiegel zieht neue Seiten auf. Mehr Hintergründe, mehr Analysen, mehr Debatten und vor allem: Mehr Berlin und mehr Politik.
Ob Autozündler oder wild campende Großfamilien: Berlin wird von einer unfassbaren Unzuständigkeit regiert, sagt Lorenz Maroldt - und zwar parteiübergreifend. Welche Wahl haben die Bürger am 18. September eigentlich?

Bei der Flugrouten-Debatte wird der Spalt zwischen Ost und West wieder breiter. Dabei führt der Kampf Müggelsee gegen Wannsee am Kern der Sache vorbei.
Ein 13-Jähriger, der eine Kippa trug, ist am Sonntag gegen 11 Uhr 30 in der Kolmarer Straße von einem Unbekannten antisemitisch beleidigt und mit einer Kunststoffstange auf den Arm geschlagen worden. Der Junge erstattete in einem nahen Polizeiabschnitt Anzeige, die Beamten konnten den Täter jedoch nicht mehr finden.
Es gibt keine direkte Ableitung vom Wort des einen zur Tat des anderen. Klaus Ernst, Vorsitzender der Linkspartei, kann also nicht der CSU eine Mitschuld an Anschlägen auf Büros seiner Partei geben.

Der 1. FC Köln hat seinen Star Lukas Podolski degradiert und tauscht erstmals Folklore gegen eine Strategie. Kann das gutgehen?
Kreuzberg ist der toleranteste Bezirk Berlins – und hat mal wieder die Demokratie gerettet

Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt meint: Statt Thilo Sarrazin anzupöbeln und aus ihrem Viertel zu jagen, sollten die Kreuzberger ihn einfach stehen lassen.
Als gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung ist das Netzwerk Quadriga organisiert, aber zutreffend ist eigentlich nur das Wort beschränkt. Statt als gemeinnützig erweist sich der Laden eher als gemeingefährlich, und zwar für seine Mitglieder, Förderer und Funktionäre, aber auch für die deutsche Außenpolitik.

Die Grünen wollen den Doktortitel aus dem Personalausweis streichen lassen. Was fällt ihnen als nächstes ein? Und was sagt das über die Partei aus?
Der Quadriga-Preis ehre Vorbilder, Persönlichkeiten, deren Handeln auf Werten beruht, heißt es. Für welche Werte steht Wladimir Putin? Die Quadriga hat auf ihrem Ausflug nach Moskau einen Totalschaden erlitten.

Citius, altius, fortius – so lautet das offizielle Motto der Olympischen Spiele, und so sieht mancher auch Berlin: immer schneller, höher, stärker.