In Paris zahlt man einen hohen Preis für den Run aufs Land. Am Sonntagabend steht man bei der Rückkehr zwei Stunden im Stau und kann das endlose Defilee der Vorstadt-Plattenbauten betrachten. Die Berliner haben dieses unfassbare Glück: Ihre Landpartien liegen praktisch vor der Haustür
Pascale Hugues

Madame kann Deutsch! Trotzdem schreibe ich auch nach 20 Jahren in Deutschland Kolumnen wie diese lieber auf Französisch.

Man macht keine Witze über Behinderte. Man nimmt keine ausländerfeindlichen Parolen in den Mund. Ja, da hört der Spaß auf! In Deutschland ist die Demarkationslinie zwischen ernst und leicht undurchlässig.
In den Wogen der studentischen und feministischen Revolution von 1967 schlug ein avantgardistischer Berater dem Präsidenten Charles de Gaulle die Schaffung eines Ministeriums für die condition féminine, wörtlich übersetzt: die Lage der Frau, vor. Der General saß hinter seinem Schreibtisch im Elyséepalast.

Die Männer gestalten die Welt, die Frauen sitzen am Nähkästchen: Bis heute scheinen die Deutschen sich von dieser Sicht der Gesellschaftsordnung noch nicht ganz gelöst zu haben

Berlin hat es der Allgegenwart von Grün und freier Fläche zu verdanken, dass die Stadt die am wenigsten gestresste Metropole Europas ist. Doch nun sieht es so aus, als würden die Orte verschwinden, die den Zauber der Hauptstadt ausmachen, glaubt unsere Autorin. Ein Plädoyer für die Leere auf dem Tempelhofer Feld.
Merkel regiert vom Bett aus! Die Schlagzeile samt dem Ausrufezeichen sprang mir ins Auge, als ich mir am Dienstagmorgen beim Berliner Bäcker gegenüber einen Pappbecher mit bitterem Kaffee holte.

Merkel regiert vom Bett aus! Sollte die Kanzlerin im Geheimen wirklich das betreiben, was man in Frankreich so hübsch als „Kopfkissenpolitik“ bezeichnet? Pascale Hugues sinniert über die Folgen des Merkel’schen Skiunfalls.
In diesen letzten Tagen des Jahres zieht man Bilanz. Ein schwieriger Übergang für die nicht ganz so Tüchtigen, die sympathischen Loser, die eher Faulen, die Lebenskünstler ohne große Ambitionen.

Manche von uns sind Vodafone-Stars mit Silber-, Gold-, ja sogar Platin-Status. Andere sind erhabene Vielreisende bei der Bahn oder präsentieren stolz ihre Miles-&-More-Karte bei der Lufthansa. Doch an meinem Revers heftet eine ganz andere Medaille.

Wie ist Weihnachten wirklich? So hasserfüllt wie im Berliner Taxi? Oder so kitschig wie im Hollywood-Film? Weder noch.
Sonntag früh, sechs Uhr morgens: Alle Schläfer in meiner Straße schrecken hoch. Ein verstörender Krach zerhackt die wohltuende Stille und reißt uns brutal aus dem Schlaf.
Sonntag früh, sechs Uhr morgens: Alle Schläfer in meiner Straße schrecken hoch. Ein verstörender Krach zerhackt die wohltuende Stille und reißt uns brutal aus dem Schlaf.

Das schmucke Bonn, bonbonfarbenes Rathaus, eine lange entthronte Hauptstadt: Gegen Berlin hatte Bonn einfach nie eine Chance. Warum die Französin und Wahl-Berlinerin Pascale Hugues auf Formularen so gern "Berlin" bei Wohnort einträgt.
Anfang der Woche gab mein Laptop ein merkwürdiges Geräusch von sich, eine Art Stöhnen, das letzte Röcheln eines Sterbenden, bevor die Seele ihn verlässt. Mit einem Schlag war der Bildschirm erstarrt, nichts mehr rührte sich, obwohl meine Finger hektisch auf den kleinen Tasten klimperten.
Anfang der Woche gab mein Laptop ein merkwürdiges Geräusch von sich, eine Art Stöhnen, das letzte Röcheln eines Sterbenden, bevor die Seele ihn verlässt. Mit einem Schlag war der Bildschirm erstarrt, nichts mehr rührte sich, obwohl meine Finger hektisch auf den kleinen Tasten klimperten.
Wenn Schriftsteller ihre Bücher signieren, werden ihnen die geheimsten Lebenstüren geöffnet. Der handgeschriebene Tintenzug ist wie eine Brandmarkung.
Ich kenne mich in der Privatsphäre der Berliner bestens aus. Ich weiß, wer „Schnuckelchen“, „Häschen“ oder „Schätzchen“ genannt wird.
In einem Konzertsaal sitzen fast immer ein oder zwei Schussel, die zur Unzeit, zwischen zwei Sätzen, donnernd applaudieren. Der Dirigent hat für ein paar Sekunden den Taktstock ruhen lassen, ehe er wieder zum Flug über die Partitur abhebt, und schon zerreißen irgendwo in der Tiefe des Saals zwei klatschende Hände die Stille.
In einem Konzertsaal sitzen fast immer ein oder zwei Schussel, die zur Unzeit, zwischen zwei Sätzen, donnernd applaudieren. Der Dirigent hat für ein paar Sekunden den Taktstock ruhen lassen, ehe er wieder zum Flug über die Partitur abhebt, und schon zerreißen irgendwo in der Tiefe des Saals zwei klatschende Hände die Stille.
Jeden Abend, wenn ich zwischen 17 und 19 Uhr nach Hause komme, sehe ich diese Frau am Fensterbrett lehnen. Von ihrer improvisierten Theaterloge aus beobachtet sie das Schauspiel der breiten Straße zu ihren Füßen.
Diese Woche erschien auf unseren Fernsehern ein Bild, das mir die Kehle zuschnürte: Zwei Präsidenten, einer Deutscher, einer Franzose, halten in ihren Armen einen würdigen und sehr alten Mann mit erstarrtem Gesicht. Joachim Gaucks Besuch in Oradour-sur-Glane ist eines der letzten Nachbeben der deutsch-französischen Aussöhnung.

Diese Woche erschien auf unseren Fernsehern ein Bild, das mir die Kehle zuschnürte: Zwei Präsidenten, einer Deutscher, einer Franzose, halten in ihren Armen einen würdigen und sehr alten Mann mit erstarrtem Gesicht. Joachim Gaucks Besuch in Oradour-sur-Glane ist eines der letzten Nachbeben der deutsch-französischen Aussöhnung.
Eine Kreuzung ist nach allgemein akzeptierter Definition ein Schnittpunkt zweier Straßen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Das Zusammentreffen der Kaiser-Friedrich- mit der Bismarckstraße im Herzen von Charlottenburg wäre also eine Frucht des Zufalls, eine Fügung, die willkürliche Schöpfung eines Stadtplaners, dem es um die Verschränkung zweier großer Achsen geht, damit die eine wie die andere ihren Lauf durch das Dickicht der Hauptstadt fortsetzen kann.