Die Zusage neuer Kredite in Höhe von zehn Milliarden Dollar und der Rücktritt eines korruptionsverdächtigen Ministers haben am Freitag in der Türkei die Hoffnungen auf ein Ende der Wirtschaftskrise gestärkt. Wirtschaftsminister Kemal Dervis konnte nach Gesprächen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington die neuen Finanzhilfen bekannt geben, um die er sich wochenlang bemüht hatte.
Thomas Seibert
Ein halbes Jahr nach dem Beginn der Hungerstreiks in den türkischen Gefängnissen ist die Regierung in Ankara mit dem Versuch gescheitert, den Konflikt durch die Ankündigung von Hafterleichterungen zu entschärfen. Justizminister Hikmet Sami Türk versprach, die Isolierung der wegen Terrordelikten einsitzenden Häftlingen werde mit einer Änderung von Artikel 16 des Anti-Terror-Gesetzes gelockert.
Rot-Grün ist erst einmal aus dem Schneider: Der Bundesregierung bleibt eine Zerreißprobe wegen des umstrittenen Panzergeschäfts mit der Türkei erspart, denn Ankara hat die Entscheidung wegen der Wirtschaftskrise vertagt. Ankaras Beschaffungsentscheidung werde erst in einem Jahr fallen und nicht wie geplant Ende dieses Monats, hieß es am Mittwoch in Militärkreisen.
Es gibt viele Dinge, an die Kaya Pirinci nicht denken mag. Ein Unfall zum Beispiel.
Abstecher hoher Politiker in die Provinz gleichen in der Türkei kleinen Staatsbesuchen. Für die Fahrzeugkolonne aus Ankara werden ganze Straßenzüge gesperrt, Kinder überreichen Blumen, lokale Honoratioren stehen Spalier.
Es ist kein Wunder, dass sich Bülent Ecevit in diesen Tagen an die schwersten Zeiten seiner vier Jahrzehnte langen politischen Karriere erinnert. Der 75-jährige türkische Regierungschef sagte am Mittwoch vor der Parlamentsfraktion seiner Demokratischen Linkspartei in Ankara, er sei schon von so manchem Amt zurückgetreten - "aber immer aus freiem Willen".
Es war mehr als nur ein Fußballspiel, das lag für den türkischen Fernsehsender NTV am Tag danach auf der Hand. Der 3:2-Sieg von Galatasaray Istanbul über Real Madrid habe den von der schweren Wirtschaftskrise gebeutelten Türken endlich wieder etwas Mut eingeflößt, kommentierte NTV.
Der griechische Außenminister Georgios Papandreou ist ein kluger Mann. Wenige Tage vor einem Besuch in Ankara lud er jetzt führende Journalisten der wichtigsten Zeitungen und Fernsehsender der Türkei ein, um mit ihnen über die Annäherung zwischen Athen und Ankara zu sprechen.
Eine schwere Wirtschaftskrise, eine Regierung ohne überzeugende Rezepte und der Ruf nach neuen Milliardenkrediten - um die Türkei machen ihre "starken Freunde" sich echte Sorgen, stellt die Istanbuler Zeitung "Radikal" fest. Der deutsche Botschafter in Ankara, Rudolf Schmidt, brachte jetzt die Vertreter der USA, Japans und der Weltbank in der Türkei bei einem Abendessen mit türkischen Politikern und Bürokraten zusammen.
Nicht kleckern, sondern klotzen, lautete jahrelang das Leitmotiv der türkischen Armee: Mehr als 300 Milliarden Mark wollten die Generäle in den kommenden drei Jahrzehnten für neues Kriegsgerät ausgeben. Anders als in westlichen Ländern mussten die innenpolitisch mächtigen türkischen Militärs kaum damit rechnen, von den Politikern gestoppt zu werden.
Er war fünf Jahre weg, und doch ist Christoph Daum in Istanbul noch bekannt wie ein bunter Hund. "Rette uns, Daum", riefen ihm die Fans seiner alten Mannschaft Besiktas zu, als der 47-jährige mit seiner Freundin Angelika Camm durch die Altstadt schlenderte.
Wenn die Lage wirklich dramatisch wird, das weiß Cavit Tulca aus langer Erfahrung, dann nehmen in den türkischen Familien die Frauen das Heft in die Hand. Am Donnerstagmorgen war es wieder einmal so weit.
Der Leopard bleibt auf der deutsch-türkischen Tagesordnung: Trotz der Feststellung der Bundesregierung, wegen der vielen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei könne Ankara nicht mit einer Genehmigung zum Bau des deutschen Parade-Panzers rechnen, treibt die Regierung von Ministerpräsident Bülent Ecevit das Panzergeschäft voran. Eine Vorentscheidung in dem 15-Milliarden-Mark-Geschäft könnte schon in den kommenden Wochen fallen, und nach Einschätzung von Insidern in Ankara hat der deutsche Panzer in den bisherigen Tests die Nase vorn.
In Deutschland und anderen europäischen Ländern könnte es schon bald wieder Massenproteste von Kurden geben. Die kurdische Rebellenorganisation PKK will ihre Anhänger in der Türkei und Europa gegen die türkische Regierung mobilisieren.
Am 20. März soll in Türkei der Strafprozess gegen die 18-jährige Berlinerin Andrea R.
Der Anwalt der in der Türkei als mutmaßliche Drogenschmugglerin verhafteten Berlinerin Andrea R. hält seine Mandantin für unschuldig.
Andrea R. wagte nicht, ihren Eltern die Wahrheit zu sagen, als man ihr nach der Festnahme auf dem Flughafen von Izmir ein Telefon reichte.
"Den Panzer-Auftrag können sie vergessen", sagte die türkische Zeitung "Sabah" am Freitag voraus: Einen Tag, nachdem die Pariser Nationalversammlung den Tod von mindestens 300 000 Armeniern in Ostanatolien im Ersten Weltkrieg als Völkermord der Türken einstufte, galt in der Türkei als ausgemacht, dass Frankreich im 15 Milliarden Mark schweren Panzergeschäft mit Ankara keine Chance mehr hat. Schließlich hat Ministerpräsident Bülent Ecevit Sanktionen gegen Frankreich "in allen Bereichen" angekündigt.
Der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit hat mit heftiger Kritik auf die Äußerungen reagiert, die Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt im Tagesspiegel zu den Europa-Perspektiven der Türkei gemacht hat. Schmidts Ablehnung der türkischen EU-Kandidatur und das Eintreten des Alt-Kanzlers für einen Kurdenstaat zeigten, dass der ehemalige deutsche Regierungschef eine Teilung der Türkei befürworte, sagte Ecevit nach türkischen Presseberichten vor der Parlamentsfraktion seiner Demokratischen Linkspartei (DSP) in Ankara.
Das Gesicht der Frau war unter der dicken weißen Brandsalbe kaum zu erkennen, ihr Haar versengt. "Die haben uns angezündet", rief sie den Journalisten zu, als sie zur Behandlung ins Krankenhaus geführt wurde.
Der Gedanke ist jedem Istanbuler Autofahrer schon einmal durch den Kopf geschossen, wenn er wieder mal hoffnungslos in einem der Dauerstaus der türkischen Metropole festsitzt und einen Rettungswagen sieht, der sich eine Schneise durch die stehenden Autokolonnen bahnt: Mit Sirene und Blaulicht käme man leicht aus dem Stau heraus. Kriminelle Betreiber von Rettungsdiensten in der Millionenstadt beließen es nicht bei Tagträumen - sie boten ihren Kunden blitzschnelle Fahrten zum gewünschten Zielort trotz chronisch verstopfter Straßen an.
Die Börse stürzt ab, Investoren fliehen ins Ausland, die Beamten gehen zu Zehntausenden auf die Straße: Die Türkei steht vor einer schweren Wirtschaftskrise. Fast täglich tritt Ministerpräsident Bülent Ecevit vor die Presse, um die Finanzmärkte zu beruhigen und vor "unnötiger Panik" zu warnen.
Die reine Zeitverschwendung sei das, was die Vereinten Nationen da veranstalteten, schimpfte Rauf Denktasch. Der türkisch-zyprische Volksgruppenführer verkündete am Freitag den Rückzug seiner Seite aus den UN-Friedensgesprächen für die seit 26 Jahren geteilte Mittelmeerinsel.
Abdullah Öcalan mag zwar nur ein Todeskandidat in Einzelhaft sein, aber der Chef der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) könnte dennoch zu einem entscheidenden Faktor in der türkischen Europa-Politik werden. Denn am Schicksal des Rebellenführers hängt nicht nur die Zukunft der PKK, sondern womöglich auch die der türkischen EU-Bewerbung: Wird Öcalan hingerichtet, kann Ankara seine Hoffnungen auf einen Beitritt zur Europäischen Union in den Wind schreiben.