Das Merkwürdigste ist das Schweigen. Da wird eine Rufmord-Kampagne der türkischen Armee gegen unliebsame Politiker, Menschenrechtler und Journalisten aufgedeckt und von den Militärs auch noch bestätigt - doch von den sonst so redseligen Politikern der Regierung in Ankara ist kein Wort zu hören.
Thomas Seibert
Wenn sich die Türkei so richtig über den großen Bruder in Washington ärgert, dann muss Saddam Hussein ran. Lange Jahre hatte Ankara die Beziehungen zum Nachbarstaat und US-Erzfeind Irak auf Sparflamme gehalten, weil die westliche Führungsmacht USA es so wollte.
Der Anblick eines vollbesetzten Kreuzfahrtschiffes mit Hunderten von westlichen Touristen an Bord lässt bei Gastronomen, Händlern und Behörden in der Türkei normalerweise die Herzen höher schlagen. Denn Schiffstouristen gelten als sehr zahlungskräftige Zeitgenossen.
Der türkische Menschenrechtsverein IHD hat in den 14 Jahren seines Bestehens schon so einiges an unangenehmen Erfahrungen mit den Behörden gemacht. Doch das Schicksal des IHD-Büros in der Provinzhauptstadt Diyarbakir im Kurdengebiet überraschte selbst die Leid geprüften Menschenrechtler.
Während die Bundesregierung die Lieferung von Kampfpanzern des modernen Typs Leopard 2 an die Türkei mit Hinweis auf die Menschenrechtsverletzungen bis auf weiteres ablehnt, hat sie klammheimlich grünes Licht für die Lieferung einer deutschen Anlage zur Herstellung von Gewehrmunition an Ankara gegeben. Der Vertrag über das 90-Millionen-Mark-Geschäft wurde am Mittwoch in Ankara unterzeichnet.
Der türkische Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer hat am Montag zum zweiten Mal die Unterschrift unter ein Dekret verweigert, das ermöglichen sollte, dem Fundamentalismus oder Separatismus verdächtige Staatsdiener zu entlassen. Nun ist in der Türkei wieder vom "28.
Wunder dauern etwas länger. Als sich türkische und griechische Außenpolitiker im vergangenen Jahr ewige Freundschaft schworen, war plötzlich keine Rede mehr von der traditionellen Rivalität, die bis dahin die Beziehungen zwischen beiden Nachbarstaaten bestimmt hatte.
Die Ohrfeige ließ auf sich warten, aber als sie kam, da saß sie. Mehr als zwei Wochen brütete der neue türkische Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer über einem Dekret der Regierung in Ankara, mit dem die Entlassung missliebiger Beamter erleichtert werden sollte.
Bei türkischen Fußballfans ist es keine Seltenheit, dass sie die Anhängerschaft zu ihrem Klub vom Vater oder sogar vom Großvater geerbt haben und auch durch jahrelange Misserfolge nicht von ihrer Zuneigung abzubringen sind. Die Gefolgschaften der großen Klubs sind sich untereinander spinnefeind und verhöhnen sich in oft rüden Schlachtgesängen.
Seit langem schon träumen die Kurden von einem eigenen Staat. Zumindest in der Türkei sind sie heute aber weiter davon entfernt denn je - trotz oder gerade wegen des Versuchs der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), mit Terror und Gewalt einen solchen Kurdenstaat zu erkämpfen.
Rauf Denktasch ist schwer getroffen. Für den 76-Jährigen, der seit Jahrzehnten an der Spitze der türkischen Zyprer steht, ist eine Welt zusammengebrochen.
Er ist der berüchtigste Polizist der Türkei. Der 45-jährige Istanbuler Kommissar Süleyman Ulusoy gelangte unter dem Spitznamen "Süleyman, der Schlauchmann" zu zweifelhaftem Ruhm, weil er Häftlinge mit Wasserschläuchen verprügelte und sie hin und wieder sogar fragte, ob sie eine bestimmte Farbe wünschten.
Niemand kann Mehmet Ali Agca vorwerfen, ein langweiliger Zeitgenosse zu sein. "Schon wieder eine Agca-Show", überschrieben die türkischen Zeitungen am Dienstag ihre Berichte über den Auftritt des 42-jährigen Papst-Attentäters vor einem Istanbuler Gericht.
Ein deutsch-türkischer SPD-Kommunalpolitiker aus Wiesbaden ist in der Urlauberhochburg Antalya an der türkischen Südküste vorübergehend festgenommen worden, weil er sich mit seiner Arbeit in Deutschland bei den türkischen Behörden unbeliebt gemacht hatte. Der Vorfall, der sich nach Einschätzung westlicher Diplomaten in Ankara leicht zu einer Krise im deutsch-türkischen Verhältnis hätte entwickeln können, wurde durch die rasche Freilassung des 36-Jährigen entschärft.
Mehmet Ali Agca muss sich sehr sicher gefühlt haben. Als der damals 21-jährige Rechtsextremist im November 1979 aus einem Istanbuler Militärgefängnis spazierte, obwohl er kurz zuvor wegen Mordes an einem Journalisten zum Tode verurteilt worden war, kündigte er öffentlich an, er werde den Papst töten: In einem Brief an verschiedene Zeitungen erklärte Agca damals, er sei aus dem Gefängnis geflohen, weil er das Oberhaupt der katholischen Kirche ermorden wolle.
Der Istanbuler Polizeikommissar Süleyman Akbulut hatte bei den Untersuchungshäftlingen seinen Spitznamen weg: "Süleyman der Schlauchmann." Denn Akbulut griff häufig zu einem Wasserschlauch, wenn es darum ging, eine Aussage aus einem Festgenommenen herauszuprügeln.
Sport: Millionen Türken feiern den Titel im Fußball - viele auch als Omen für die Aufnahme in die EU
Fatih Terim ist für den türkischen Fußballmeister Galatasaray Istanbul ein Glücksfall. Der Trainer führte die Mannschaft nicht nur zum Erfolg im UEFA-Cup, er brachte auch den zum Triumph passenden Vornamen mit: "Fatih", der "Eroberer", war der Ehrentitel jenes osmanischen Sultans, der im 15.
An der türkischen Schwarzmeerküste werden Kinder als Saisonarbeiter vermietetThomas Seibert Niemand weiß, was mit Mehmet Colak wirklich geschah. Wie viele seiner Altersgenossen in den armen Dörfern entlang der türkischen Schwarzmeerküste wurde der 13-Jährige im vergangenen Jahr von seiner Familie für den Sommer als billige Arbeitskraft "vermietet": Mehmet sollte Schafe hüten.
Der Jurist will Schranken der Meinungsfreiheit aufheben - Machtkampf mit Militärs erwartetThomas Seibert Das türkische Parlament trat am Freitag in Ankara zur entscheidenden dritten Runde der Präsidentenwahl zusammen. Mit 330 der insgesamt 550 Stimmen wählte es erwartungsgemäß den Verfassungsrichter Ahmet Necdet Sezer zum Präsidenten der Türkei.
Feuerkraft, Beweglichkeit und Einsatzfähigkeit unter extremen klimatischen Bedingungen gehören zu den technischen Kriterien der türkischen Militärs bei der Auswahl eines neuen Panzers für ihre Armee - doch es sind die politischen Bedingungen des geplanten Milliarden-Einkaufs, die immer mehr an Bedeutung gewinnen und am Ende auch den Ausschlag geben dürften. So stecken nach Informationen einer türkischen Zeitung hinter der zu Wochenbeginn vom türkischen Generalstab bekanntgegebenen Verschiebung des umstrittenen Kaufs von 1000 Kampfpanzern neben wirtschaftlichen auch außenpolitische Überlegungen.
Zur späten Stunde ging es vor dem Parlamentsgebäude in Ankara zur Sache. Als Staatsminister Sadi Somuncuoglu von der rechtsradikalen Regierungspartei MHP mit seiner Limousine vorfuhr, um seine Kandidatur für das Amt des Staatspräsidenten einzureichen, bekam er es mit seinen Parteifreunden zu tun.
Zurückhaltend und kamerascheu zu sein, ist in der Türkei normalerweise nicht gerade eine Empfehlung für eine Bewerbung um das höchste Staatsamt. Doch bei Ahmet Necdet Sezer ist das anders.
Müssen Türkei-Touristen in diesem Sommer auf nächtliches Tanzvergnügen verzichten? Mit der Forderung, dass laute Musik in Kneipen und Clubs um Mitternacht verstummen müsse, hat der türkische Innenminister Sadettin Tantan einen Aufschrei der Empörung ausgelöst.
Wenn es etwas zu feiern gibt, kann es den Türken nicht laut genug sein. Als Mittelfeldspieler Hagi von Galatasaray Istanbul am Donnerstag abend bei Leeds United das erste Tor schoss und den Türkischen Meister damit im Uefa-Cup auf Endspielkurs brachte, zischte, knallte und krachte es in der ganzen Türkei: Die Menschen rannten auf die Straße oder den Balkon, zündeten Feuerwerkskörper und Leuchtraketen - und zogen die Revolver.