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Wandbild des ermordeten Intensivtäters Nidal R.. Sein Bruder und zwei weitere Männer stehen derzeit vor Gericht.

© Paul Zinken/dpa

Tat im Berliner Clanmilieu?: Bruder des getöteten Nidal R. wegen versuchten Totschlags vor Gericht

Nach einer Auseinandersetzung mit Schüssen wird Fayes R. und zwei weiteren Männern der Prozess gemacht. Ein Verteidiger sieht keinen Bezug zu Clankriminalität.

Erst fielen mehrere Schüsse, dann schleppten Männer einen Verletzten aus einem Hinterhof. Der Vorfall an der Goebenstraße in Schöneberg sorgte für Aufsehen. War es eine Tat im Clanmilieu? Was zu der Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen führte, scheint bis heute unklar.

Gegen mutmaßliche Täter allerdings hat am Dienstag der Prozess am Landgericht begonnen. Einer von ihnen ist ein Bruder des ermordeten Clan-Kriminellen Nidal R., auf den im September 2018 bislang unbekannte Täter am Tempelhofer Feld acht Kugeln abgefeuert hatten.

Fayes R. und zwei weitere Männer müssen sich unter anderem wegen versuchten Totschlags verantworten. Der 25-jährige R. wird bei der Staatsanwaltschaft als Intensivtäter geführt – wie einst sein getöteter Bruder.

Als am 14. September 2020 die Schüsse im Hinterhof fielen, will Fayes R. noch versucht haben, zu deeskalieren. „Aufhören“, habe er gerufen, erklärte er nun. Die Auseinandersetzung habe Omar F., der verletzt weggetragen wurde, begonnen.

Gegen 17.30 Uhr hatten sich die beiden Gruppen getroffen. Es sei um einen Streit zwischen Omar F. und Omar Y. gegangen. Der 24-jährige F. soll geschimpft haben, er sei wegen Y. in Haft gekommen. 1500 Euro Anwaltskosten soll er laut Fayes R. von Y. verlangt und ihn beleidigt haben.

Geschossen, ohne zu wissen, worum es geht

Omar Y. soll laut Anklage einige Freunde zusammengetrommelt haben, darunter Fayes R. und die beiden weiteren Angeklagten Meho Z. und Mohammed R., 28 und 35 Jahre alt. Gegen 17.30 Uhr standen sich die Gruppen gegenüber. Nach einer kurzen verbalen Auseinandersetzung habe Fayes R. mit einem Baseballschläger auf den Kopf von F. geschlagen, so die Anklage. Omar Y., der gesondert verfolgt wird, habe dann eine Pistole gezogen. Bevor er abdrücken konnte, habe Z. die Pistole genommen und geschossen.

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Fünf Schüsse fielen. Omar F., der zwischen parkenden Autos in Deckung gegangen war, erlitt einen Streifschuss am rechten Unterschenkel. Weil vom Nachbarhof eine Schusssalve zu hören war, seien die Angeklagten geflohen. Es gab Videos von der Flucht und Angaben von Zeugen. Nur Tage nach dem Vorfall ergingen Haftbefehle.

Meho Z. erklärte im Prozess, er habe überhaupt nicht gewusst, worum es bei dem Zerwürfnis gegangen sei. „Es war für mich selbstverständlich zu kommen, wenn mich meine Freunde darum baten.“ Er habe auch nicht gewusst, dass Omar Y. mit einer Pistole bewaffnet gewesen sei. Als er sie dann in der Hand hatte, habe er auf den Boden geschossen – „bewusst an F. vorbei“. Er habe ihn nicht treffen, sondern ihn weiter wegtreiben wollen. „Ich habe nicht in Kauf genommen, ihn zu verletzen oder gar zu töten.“

Fayes R. sagte, er habe einem „Typen“ den Baseballschläger entrissen und versucht, die Waffe aus der Hand des Vermummten zu schlagen. Dabei habe er F. getroffen. Ein Verteidiger sagte, die Schüsse hätten „nichts mit Clankriminalität zu tun“. Die Beteiligten hätten zu einem Freundeskreis gehört. Der Prozess geht am 6. Mai weiter.

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