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Sport: Wenn der Zeh zwickt

Kahn kritisiert Kollegen, die gegen Italien zu Hause bleiben

Stuttgart (Tsp). Oliver Kahn sieht sich auf dem Fußballfeld am liebsten als ein knallharter Kerl porträtiert. Kleine Blessuren haben den 34Jährigen noch nie davon abgehalten, im Tor sein Bestes zu geben – ob nun beim Deutschen Meister Bayern München oder im Nationalteam. Und Kahn mag jene Menschen, die eine andere Arbeitsauffassung haben, nicht so gern: Vor dem Saisondebüt der Nationalmannschaft gegen Italien heute in Stuttgart fühlt sich Kahn angesichts einiger Absagen zur Kritik an den Kollegen berufen. „Es kann nicht sein, dass Spieler zu Hause bleiben, nur weil der Zeh am linken Fuß weh tut“, sagt er.

Die Zahl derer, „denen der Zeh im linken Fuß weh tut“, beläuft sich am Mittwoch auf acht: Arne Friedrich (Hertha BSC), Dietmar Hamann (FC Liverpool), Christian Ziege (Tottenham Hotspur), Torsten Frings, Christoph Metzelder (beide Borussia Dortmund), Jörg Böhme (Schalke 04), Jens Nowotny (Bayer Leverkusen) und Michael Ballack (FC Bayern) haben abgesagt. Allerdings weiß Kahn, was sich gehört, nimmt neben den Langzeitverletzten wie Nowotny, Frings und Böhme auch Klub-Kollegen Ballack von seiner Kritik aus. Der sei tatsächlich nicht einsatzfähig, sagt Kahn. Auch an den Verantwortlichen in der Bundesliga hat Kahn etwas zu mäkeln. Er meint, dass die Klubs oft aus Egoismus die Arbeit von Teamchef Rudi Völler behinderten. In seiner Einschätzung wurde der Nationalmannschafts-Kapitän von Fredi Bobic bestärkt. „Ich habe kein Verständnis dafür, wenn man als Fußballer nicht um jeden Einsatz in der Nationalmannschaft kämpft“, sagt der Stürmer von Hertha BSC.

Ob Bobic heute spielt oder ob Miroslav Klose (Kaiserslautern) den Vorzug erhält, verriet Rudi Völler gestern noch nicht. Der Teamchef wollte über das Thema Absagen übrigens nicht diskutieren. Er registrierte dafür erfreut, dass Sebastian Kehl (Dortmund) und Frank Baumann (Bremen) wieder trainieren konnten. „Bei unserer personellen Situation wäre es fatal gewesen, wenn noch zwei Spieler ausgefallen wären“, sagte der 43-Jährige. Gegen Italien will Völler mit einer Viererkette agieren lassen. „Unser System hängt immer von den Spielern ab, die mir zur Verfügung stehen. Wir müssen flexibel sein.“ Und erfolgreich. So sieht es Franz Beckenbauer, einer von Völlers Vorgängern. „Es ist Zeit, mal einen Großen zu schlagen“, fordert Beckenbauer. „Der Franz darf alles sagen, er war mein Trainer“, sagt Völler. Natürlich wolle er gegen Italien gewinnen, aber: „Die Tabellenführung in der EM-Qualifikation ist mir grundsätzlich lieber als ein Erfolg in einem Freundschaftsspiel.“

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