Kurz vor der für den morgigen Dienstag angesetzten Jahrespressekonferenz der Berliner Akademie der Künste ist das Gerücht wiederbelebt worden, das Land Berlin erwäge, nach der Fertigstellung des Akademie-Neubaus am Pariser Platz im kommenden Jahr deren Altbau im Hansaviertel anderweitig zu nutzen. Neue Nahrung erhielt dieses Gerücht durch die in einem Artikel der "FAZ" vorgenommene Verknüpfung mit einer (älteren) Anfrage im Berliner Abgeordnetenhaus, in der Klaus Uwe Benneter (SPD) unter anderem wissen wollte, was aus dem Haus am Hanseatenweg werden soll.
Bernhard Schulz
Durchblättert man den Katalog der Ausstellung "Cézanne in Berlin", so findet sich dort bei neun von 28 Arbeiten, darunter allein bei fünf der zehn Gemälde, die Angabe "Sammlung Berggruen in den Staatlichen Museen zu Berlin". So hätte es sein sollen, als die Verhandlungen über die Schenkung der Sammlung Berggruen und den finanziellen Ausgleich der Erbansprüche seiner Kinder noch die Gesamtheit der auf Picasso und Klee fokussierten Sammlung meinten.
Mit der Eröffnung der Londoner "Tate Modern" im vergangenen Jahr dürfte das Basler Architektenduo Herzog & de Meuron auch bei einer breiteren Öffentlichkeit jenen Kultstatus erlangt haben, den es in Fachkreisen schon seit vielen Jahren genießt. Das Haus am Themseufer zählt zu jener schmalen Riege von Museen, die auch ohne Kenntnis ihrer Sammlungsbestände besucht, ja regelrecht von den Massen gestürmt werden.
Die Architektur der deutschsprachigen Schweiz und des westlichen Österreich - abders gesagt, von Basel über Graubünden bis Tirol - ist längst kein Geheimtipp mehr. Es hat sich herumgesprochen, dass dort in den vergangenen zwanzig Jahren eine neue Architektur, ja eine neue Baukunst entstanden ist.
Es brummte bei der Expo in Hannover und ihrem "übernationalen" Themenpark, und es brummte bei der Ausstellung "7 Hügel" in Berlin. Es brummte, weil allerlei Maschinen und gar Roboter ihr (Un-)Wesen trieben, und es brummte, indem sich die Besucher drängten.
Da kann man einfach nur schwärmen. Das Gemälde "Montagne Sainte-Victoire", ein "Hauptmotiv der Malerei Cézannes", zeige sich hier in einer seiner "brillantesten und farbenreichsten Fassungen", heißt es im soeben erschienenen Jahrbuch der Stiftung Preußischer Kulturbesitz über die Sammlung Berggruen.
Unmittelbar vor Weihnachten hat Berlin sein Riesengeschenk erhalten. Gestern Abend übereignete der Sammler Heinz Berggruen seine Kollektion der klassischen Moderne per Vertrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Einmütige Freude herrschte gestern Abend im Stülerbau gegenüber von Schloss Charlottenburg. In den Räumen der Sammlung Berggruen unterzeichneten der Sammler und der Bundeskanzler den Vertrag, mit dem der überwiegende Teil der Sammlung "Picasso und seine Zeit" in das Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeht - und damit auf Dauer in Berlin zu sehen bleibt.
In Bayern gehen die Uhren womöglich doch langsamer. Erst jetzt kam dem Verwaltungsrat des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg zu Bewusstsein, dass im Hause für den kommenden Juni eine breit angelegte Retrospektive Willi Sittes geplant war.
Ach, wie haben alle gejubelt. Bund und Berlin wollten in einem Kraftakt die einmalige Gelegenheit nutzen, die Sammlung Berggruen auf Dauer für die Stadt zu sichern, in der sie sich in den vergangenen vier Jahren Hunderttausende von Freunden erworben hat.
Nachrichten in Sachen Beutekunst sind selten geworden, gute erst recht eine Rarität. Die Standpunkte liegen fest, und die kriegsbedingt verlagerten Kulturgüter ruhen weiterhin, wohin sie der Zweite Weltkrieg geführt hatten.
Lange Jahre spielte die Villa Stuck, das opulente einstige Wohn- und Atelierhaus des "Malerfürsten" Franz von Stuck, im Münchner Kulturleben als Ausstellungshaus eine bedeutende Rolle. 1991 kam es zum Wandel der Trägerschaft, nachdem die bisherigen Privateigentümer ihre Bereitschaft signalisiert hatten, die Immobilie in eine Stiftung einzubringen.
Schön ist das Haus der Bundespressekonferenz und angemessen für die Jahresbilanz des (überwiegend) bundesfinanzierten Goethe-Instituts. Nur die eigentliche Nachricht, die Vorstellung des neuen Generalsekretärs dieser wichtigsten Mittlerorganisation der Auswärtigen Kulturpolitik, fiel aus.
Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), hinter dessen Signum sich die frühere Bundesbaudirektion verbirgt, lädt stilvoll ins Berliner Neue Museum. Die politischen Bauaufgaben verlagerten sich zunehmend auf die kulturellen, bilanziert BBR-Chef Florian Mausbach zur Vorstellung des Jahrbuchs "Bau und Raum".
Mit einem Mammutprogramm an Ausstellungen, das bis zum Jahr 2006 reicht, begegnet der neue Direktor des Deutschen Historischen Museums in Berlin der Kritik an seinen ersten Auftritten. Hans Ottomeyer, nach außen scheinbar unberührt, bescheinigte sich mit Nachdruck, ein "eng geknüpftes, weit gespanntes Netz" präsentieren zu können, das sich um Generalthemen wie "Europa", "Migration und Integration" oder "Wahrnehmung des Fremden" spannt.
Die Rückgabe geraubten jüdischen Kunstbesitzes an die Eigentümer beziehungsweise deren Erben zählt zu den Aufgaben, die - wie es scheint - erst ein halbes Jahrhundert nach dem Ende des Nazi-Regimes in vollem Umfang erkannt worden sind. Die international besetzte Washingtoner Holocaust-Konferenz vom Dezember 1998 hat der moralischen Empörung über die unerledigte "Wiedergutmachung" mit ihren Richtlinien gangbare Lösungswege aufgezeigt.
Der Wind hat sich gedreht. Die "7 Hügel" mögen noch so lichte Höhen des Ausstellungswesens sein - ihren Kostenberg möchte niemand mehr erklimmen müssen.
Der Berliner Kulturhaushalt hat eine Deckungslücke, die Senator Christoph Stölzl von seinen Vorgängern geerbt hat. Fällt auch der Weiterbau der Museumsinsel fürs Erste in dieses Loch?
Alle erwarten die Renovierung der Museumsinsel. Alle wollen sie.
Draußen herrscht feuchtheiße Hitze mit Temperaturen um die 36 Grad. Drinnen herrscht die eiskalte Klimaanlage.
Unerschöpflich sind die Depots der großen Museen in Moskau und St. Petersburg.
Zehn Jahre liegt die Wiedervereinigung der ehemals "preußischen" und später in den getrennten Teilen Berlins "staatlichen" Museen zurück. In bester Erinnerung ist die Energie, mit der beide Seiten an der Zusammenführung arbeiteten, nicht zuletzt, weil auf der Museumsinsel, dem Herzstück der Berliner Museen, die Zeit drängte.
Harmonie herrschte auf dem Podium der Veranstaltung "Mit dem Erbe stiften gehen? Bürgerstiftungen stärken die Zivilgesellschaft", die die Friedrich-Ebert-Stiftung in ihrem neu errichteten Berliner Domizil ausrichtete.
Als Ernst Ludwig Kirchner 1925 rückblickend seine Errungenschaften aufzählte, vermerkte er an erster Stelle "die Gestaltung des nackten Menschen in der Natur." So hat sich die Malerei des deutschen Expressionismus ins Gedächtnis eingeprägt: als eine Kunst unbeschwerter Natürlichkeit jenseits der gesellschaftlichen Widrigkeiten ihrer Zeit.