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Kultur: Sammlung Berggruen: Es reicht nicht

Ach, wie haben alle gejubelt. Bund und Berlin wollten in einem Kraftakt die einmalige Gelegenheit nutzen, die Sammlung Berggruen auf Dauer für die Stadt zu sichern, in der sie sich in den vergangenen vier Jahren Hunderttausende von Freunden erworben hat.

Ach, wie haben alle gejubelt. Bund und Berlin wollten in einem Kraftakt die einmalige Gelegenheit nutzen, die Sammlung Berggruen auf Dauer für die Stadt zu sichern, in der sie sich in den vergangenen vier Jahren Hunderttausende von Freunden erworben hat. "Aus ganzem Herzen", so der Regierende Bürgermeister seinerzeit, begrüße Berlin die gefundene Lösung, und das Land wolle, auch dies, "einen maßgeblichen Beitrag" für den Verbleib der Sammlung leisten.

Da hatte Eberhard Diepgen vielleicht zu voreilig den Finger gehoben. Nachdem sich senatsintern abzeichnete, dass Berlin seinen Anteil nicht würde aufbringen können, musste die in bekannter Manier als Schattenhaushalt geführte Lottostiftung jetzt mit 53 Millionen Mark für eine "kleine Lösung" einspringen, und das Land sieht sich von weiteren Verpflichtungen frei. Ursprünglich sollten die fehlenden Mittel Berlins von den derzeit bei allen Haushaltsproblemen beschworenen "Sponsoren aus der Wirtschaft" aufgebracht werden. "Seit längerem" würden Gespräche mit der Wirtschaft geführt, hatte Diepgen in der ersten Euphorie erklärt. Jetzt folgt das kleinlaute Eingeständnis, die Zeit sei zu knapp gewesen, um namhafte, ja um überhaupt Spenden einzuwerben.

Und die Folge? Heinz Berggruen, der die Ansprüche seiner Kinder befriedigen will, wird nun doch eine Reihe von Bildern einbehalten; die Erben werden sie dereinst wohl veräußern. Es handelt sich, was den Vorgang bei aller Freude über die Zugewinne an Picasso und Klee überschattet, durchaus nicht um verschmerzbare Bilder, wie die Preußen-Stiftung als zukünftige Hüterin des Schatzes abwiegelte. Die nunmehr zur Disposition gestellten fünf Cézannes und zwei van Goghs sind Ecksteine der modernen Kunst, wie sie den Staatlichen Museen bitter gefehlt haben und nun wohl auf ewig unerfüllbare Träume bleiben müssen.

Morgen Abend will der Bundeskanzler den Vertrag mit dem Sammler signieren. Dann wird zu bilanzieren sein, dass Berlin bei dieser Jahrhundertchance ein wenig zu kurz gesprungen ist.

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