Erst mit den Zugaben wird sein Berlin-Gastspiel noch ganz ein Recital nach seinem Geschmack: mit der glänzend-geschmeidigen "Toccata" von Leopold Godowsky, der klanglich warm abgerundeten "Primavera" aus den "Vergessenen Weisen" von Nikolai Medtner und einem witzigen "billet doux" von Charles Valentin Alkan, Marc-André Hamelin, regelmäßig zu Gast etwa bei den Husumer "Raritäten der Klaviermusik", ist bekannt für die besessene Suche nach ausgefallener Literatur, die ihn bei Bedarf selbst zur Komponistenfeder greifen läßt.Notfalls spielt er eben mal drei Chopin-Etüden gleichzeitig.
Isabel Herzfeld
"Das Bliesheimer Kreuz" - das klingt nach den sakralen Holzstatuetten, die hier die Landstraßen säumen, nach Schuld und schwer zu tragender Aufgabe.Im Dokumentarfilm von Saskia Walker dagegen erscheint ein schlichtes Autobahnschild, die Abzweigung bei Köln.
Die Goldenen Zwanziger, die Berlin sich heute wieder als seine Zukunft erträumt, sie waren weit mehr als straßglitzernde Roben und Bubikopf, ein Sündenbabel, das die nicht immer klare Abgrenzung zur Nazi-Barbarei um so attraktiver schillern läßt.Gegen die Klischees der Unterhaltungskultur will die heute beginnende dreitägige Tagung "Musikkultur der Weimarer Republik" der Hochschule der Künste ein differenzierteres Bild setzen.
Sie kommen uns entgegen, unaufhaltsam: die Musikerinnen und Musiker des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin mit ihrem rührigen Chefdirigenten Rafael Frühbeck de Burgos.Im 75.
Mit der Devise "Nun erst recht" haben die Berliner Symphoniker schon manches Mal ihre Unverzichtbarkeit unter Beweis gestellt.Hinge nicht das Transparent "Berliner - rettet Eure Symphoniker" über dem Podium der gut besuchten Philharmonie, kein Mensch käme auf die Idee, daß hier unter dem Damoklesschwert eines Auflösungsbeschlusses musiziert wird.
Ein großer Künstler darf alles: verrückt sein und launisch, unlogisch und unberechenbar.Nur Phantasie muß sein Spiel haben, etwas Wesentliches zum Werk aussagen, Geist und Herz erwärmen.
Ein großer Künstler darf alles: verrückt sein und launisch, unlogisch und unberechenbar.Nur Phantasie muß sein Spiel haben, etwas Wesentliches zum Werk aussagen, Geist und Herz erwärmen.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Nicht Angelica Domröse war, wie groß angekündigt, der "Star" dieses Abends im Schauspielhaus.Die Schauspielerin reihte sich im beigen Mao-Kampfanzug unter die vier Agitatoren von Hanns Eislers "Maßnahme" ein.
Wo sind sie geblieben, die Hummel, die Thalberg und Tausig, all diese schillernden Schmetterlinge der Klaviermusik, die zwischen den Tasten wie zwischen bunten Blüten herumgaukelten, dabei dem staunenden Publikum ihre virtuosen Zauberkünste vorgaukelten! Eine unbarmherzige Zensur des "guten Geschmacks" hat die Vorläufer und Zeitgenossen Chopins und Liszts in die Mottenkiste der Musikgeschichte verbannt.
Am Programm kann es wohl nicht gelegen haben: Mit einer abgerundeten Zusammenstellung fernöstlich inspirierter Werke ist das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin für die demnächst beginnende China-Tournee gut gerüstet.Doch unter dem auf große Wirkung bedachten Dirigat des jungen Chinesen Long Yü - unter anderem Zögling von C.
Von Wien ist Berlin musikalisch zur Zeit erfüllt, da war es beinahe eine kleine Spitze, daß das Berliner Sinfonie-Orchester sein erstes Abonnements-Konzert ganz auf Paris konzentrierte.Nun ist ausgerechnet "Ein Amerikaner in Paris" auf Gershwins Europa-Trip 1928, zum Teil in Wiener Hotelzimmern, entstanden, wenn auch an der brandneue Jazz-Einflüsse aufnehmenden Orchestermusik à la Ravel oder Milhaud orientiert.
Die Kunst lebt von Wandlungen, der Künstler von der Wandlungsfähigkeit.Durchgeistigt bis zum Manierismus, übersensibel bis zur Spannungslosigkeit, so sehr ins fein ziselierte Detail versenkt, daß die große Form zerbrach - all das konnte man bei Alfred Brendel schon erleben.
Ein Wiener Programm mit "La Valse" von Maurice Ravel zu beschließen, ist gewiß im Sinne der Festwochen-Thematik: das Fluidum, die überredende Klangseligkeit zu zeigen, aus der die größten Werke der Musikgeschichte geboren wurden, aber auch den morbiden, realitätsverdrängenden, in die Auflösung dieser ganzen k.u.
Perfektion kann das Langweiligste von der Welt sein; hochkarätige Interpretationen der immer gleichen Meisterwerke führen das im durchschnittlichen Konzertbetrieb zur Genüge vor.Gerade das Festwochenthema Wien, das naturgemäß den Kernbereich europäischen Musikschaffens umfaßt, kann dieser Gefahr nicht ganz entgehen.
Hanns Eisler schrieb die Nationalhymne der untergegangenen DDR, Kurt Weill die "Dreigroschenoper" - darauf verengt sich heute die landläufige Wahrnehmung beider Komponisten.Daß sie weit mehr zu bieten haben als "Agitationskunst", davon konnten die Staatskapelle Berlin und Sebastian Weigle im Schauspielhaus nachhaltig überzeugen.
Wie sie da so stehen, zehn ernsthafte Herren in silberbetreßten Waffenröcken, den ^Säbel umgegürtet, mit kriegerischen Schaftstiefeln, und für ihr deutsches Publikum "In einem kühlen Grunde" intonieren, das greift schon irgendwie ans Herz.Für die "Gastfreundschaft", die sich im warmen Applaus ausdrückt, bedanken sie sich in gebrochenem Deutsch.
Die Kombination Mandoline/Gitarre scheint das Duo Anna Torge und Peter Ernst auf das Repertoire "alter" Barockmusik festzulegen.Doch die beiden jungen Künstler wollen hin zum großen Publikum.
Wie sie da so stehen, zehn ernsthafte Herren in silberbetreßten Waffenröcken, den ^Säbel umgegürtet, mit kriegerischen Schaftstiefeln, und für ihr deutsches Publikum "In einem kühlen Grunde" intonieren, das greift schon irgendwie ans Herz.Für die "Gastfreundschaft", die sich im warmen Applaus ausdrückt, bedanken sie sich in gebrochenem Deutsch.
In diesem kurzen Sommer sind Hofkonzerte ein ganz besonderes Vergnügen.Auch im französischen Dom dachte man so, zumal man mit dem Lichthof ein geschlossenes, damit auch akustisch günstiges Areal anzubieten hat.
Männer sollten sich nicht rasieren und ihre Frauen nicht alleine lassen - beides könnte sie auf den Geschmack bringen.Diese tiefgreifende Weisheit zur Rettung gefährdeter Ehen ist ab sofort auf der Bühne der Neuköllner Oper zu überprüfen.
Erst ganz zum Schluß durfte auch das Geburtstagskind etwas sagen.Dazu griff es nicht zu längst bekannten Worten - etwa "Rhapsodie in Blue" -, sondern kommentierte allzu hochgestochene Festreden treffend: "Blah, blah, blah" heißt einer der weniger bekannten, aber nicht weniger pfiffigen Songs von George Gershwin, mit denen die Gruppe "Blue Noise" im Podewil zum 100.
Ein laues Lüftchen, goldene Abendwolken, Amselflöten - für die Eröffnung der Hofkonzerte im Podewil hatte sich der Wettergott endlich eines besseren besonnen.Zum zehnjährigen Jubiläum stimmte einfach alles, einschließlich der Töne, die vom Podium herüberwehten.
"Er konnte einen verzaubern", sagt Steffi Eisler im SFB-Dokumentarfilm "Genie bin ich selber" von Hanne Kaisik, der zum Abschluß dieser langen Hanns-Eisler-Nacht als Voraufführung gezeigt wurde."Was spricht eigentlich gegen den Kommunismus?
Schon das Programm garantierte den Erfolg: Zigeuner- und Liebeslieder von Brahms, danach der "Carneval der Tiere" von Camille Saint-Saens, was kann da schon schiefgehen? Bei unzulänglichen Ausführenden alles.