Weit über hundert Millionen Europäer haben den Eurovision Song Contest im Fernsehen verfolgt und mitbestimmt. Ob ihre so klare Entscheidung für Lena Meyer-Landrut auch eine Antwort auf die ökonomische Krise gibt? Das Votum für Lena ist vor allem eines für Nachbarschaft, für Nähe. Schön, wenn dieses Oslo-Gefühl für die nächsten zwei, drei Gipfel reichen könnte.
Jan Schulz-Ojala

Sie ballert nicht in der Gegend rum - sondern allenfalls in Notwehr: Warum die Kinostory um Lisbeth Salander Mut macht. Zum Abschluss der „Millennium“-Trilogie.

Die Poesie setzt sich durch beim 63. Filmfestival von Cannes - mit der Goldenen Palme für Apichatpong Weerasethakul aus Thailand an der Spitze. Alles Politische und Plakative ließ die Jury unter Tim Burton außen vor.

Viel Krach um die Filme und allerlei Krach auf der Leinwand: Damit machte der 63. Jahrgang von Cannes von sich reden. Das Herz des Festivals aber waren die stillen Filme. In seinem Festivaltagebuch jan@cannes zieht unser Filmkritiker Jan Schulz-Ojala Bilanz.

jan@cannes, das Festival-Tagebuch: Der Endspurt in Cannes wird politisch, mit Filmen über den Algerien- und den Irakkrieg. Nur Apichatpong Weerasethakul setzt auf Poesie – aber was fragen einen die Leute, wenn man aus Thailand kommt?

jan@cannes, das Festival-Tagebuch: Jugendknastdrama und Teenie-Horrormovie: Zwei clevere Debüts mit bemerkenswerten Schnittmengen – Philip Kochs "Picco" und Fabrice Goberts "Simon Werner a disparu".

jan@cannes, das Festival-Tagebuch: Dass die Amerikaner sich rar machen in Cannes, mag schlecht fürs Image sein. An guten Film fehlt es nicht. Zum Beispiel aus Südafrika ("Life, Above All") und Südkorea ("Poetry")

jan@cannes, das Festival-Tagebuch: Der iranische Altmeister Abbas Kiarostami präsentiert sich in Bestform, mit einer doppelbödigen Liebesgeschichte mit Juliette Binoche. Aber die eigentliche Überraschung schafft Xavier Beauvois.

jan@cannes, das Festival-Tagebuch: Geld macht kaputt, noch kaputter als die Liebe – wie die neuen Filme von Alejandro Gonzalez Iñarritu und Takeshi Kitano zeigen.

jan@cannes, das Festival-Tagebuch: Christoph Hochhäuslers "Unter dir die Stadt" ist ein brillantes Sozio-Panorama der Frankfurter Bankenwelt. Nur mit der Liebesgeschichte, die im Zentrum steht, hapert es.

jan@cannes, das Festivaltagebuch: Mike Leigh und Woody Allen erzählen in ihren Filmen von Einsamkeit, Glückssehnsucht und Älterwerden. Die Ergebnisse könnten unterschiedlicher nicht sein.

jan@cannes, das Festivaltagebuch: Der Kapitalismus mag am Ende sein, dem kapitalismuskritischen Hollywoodfilm geht es vorzüglich. Oliver Stone stellt in Cannes seine "Wall Street"-Fortsetzung vor.

jan@cannes, das Festivaltagebuch: Das 63. Festival von Cannes eröffnet mit dem üblich schicken Defilee. Die ersten Wettbewerbsfilme setzen hingegen eher aufs Grelle und aufs Stille.

jan@cannes, das Festivaltagebuch: Ridley Scott, Regisseur des Eröffnungsfilms "Robin Hood" meldet sich krank, dafür glänzt seine Heldin Cate Blanchett umso mehr. Und Tim Burton ist – noch – der entspannteste Jury-Präsident der Welt.

jan@cannes, das Festivaltagebuch: Die Riesenwelle und die Aschewolke hat Cannes glücklich überstanden. Doch nun droht dem Filmfestival, das am Mittwochabend eröffnet, erneut Ungemach: Der Eröffnungsfilm, Ridley Scotts „Robin Hood“, führt geradewegs in die cineastische Flaute.
Tatort Lateinamerika: Der Film „Sin Nombre“ erzählt von der gefährlichsten Mafiabande der Welt und ist eine Anklage gegen die Zukunftsnot der jungen Generation.
Bernd Eichinger, Produzent von Filmen wie "Der Untergang", "Das Parfum" und "Der Baader Meinhof Komplex", erhält bei der diesjährigen Filmpreis-Gala einen Ehrenpreis. Jan Schulz-Ojala freut sich für ihn.

Kurz und witzig- mit Iris Berben und Bruno Ganz: In Berlin wurden die Nominierungen zum 60. Deutschen Filmpreis präsentiert. "Das weiße Band" ist gleich 13-mal nominiert.
Scham und Mut in der Missbrauchsdebatte: Nachhaltig erschütternder als die Klärung der Frage, wie der Papst einst als Münchner Erzbischof einem pädophilen Pfarrer zu neuem Amt verhalf, sind womöglich die leisen Bekenntnisse von Prominenten, sie seien als Kinder misshandelt und missbraucht worden.

Aufregendes Kinodebüt: Feo Aladags Familientragödie „Die Fremde“ mit Sibel Kekilli. Die Story erinnert an Hatun Sürücüs Schicksal.

Ein Gefängnisfilm, wie man ihn noch nicht gesehen hat: Jacques Audiards „Ein Prophet“ ist ein finsteres, grandioses Exerzitium.

Mit Kathryn Bigelow gewinnt erstmals eine Regisseurin: Der Irakfilm "Hurt Locker" toppt "Avatar". Die 82. Oscars schreiben Geschichte und feiern die Harmonie.

„Avatar“, „Hurt Locker“, „Inglourious Basterds“: Die Oscar-Favoriten sind hochkarätig wie lange nicht

Die stärksten Filme dieser 60. Berlinale sind die stillsten – und die Jury beweist dafür sicheres Gespür.