Paare. Gewesene Paare.
Jan Schulz-Ojala
Reden wir zur Abwechslung mal von dem kleinen Wolfgang, dem ganz kleinen. "Wir wohnten damals in einer Baracke am Hafen", erzählt Wolfgang Petersen über seine frühen Jahre in Emden, "es gab kaum was zu essen.
Eine große Berliner Boulevardzeitung wusste es schon vorher. "Vom Olymp ins Pissoir" titelte sie am Donnerstag ihren Kulturseiten-Aufmacher und illustrierte die Schlagzeile mit Fotos der Peter-Stein-Aufführung "Drei Schwestern" von 1984 (Olymp!
Ach, wenn nach dem Film doch vor dem Film wäre. Noch einmal: Wie alles anfing.
Wo die wilden Kerle wohnen, in Kingdom Come weit oben in der Sierra Nevada, da wohnen sie noch nicht sehr lange. Europäer sind sie von Geburt, sie kommen aus Irland und Schottland - und die wilden Mädchen aus Polen oder Portugal.
Schon gut: Morgens um 11 Uhr soll das Delphi manchmal nicht voll sein. Aber das ist eine Ausnahme.
Sie ist ein Star und weiß es noch nicht: Das ist der schönste Augenblick. Lone Scherfig heißt sie, und bis gestern früh noch hat sie kaum einer gekannt.
Sie hatten es sich so schön ausgedacht: Diese Berlinale beginnt mit einem Paukenschlag. Weltpremiere des mit 180 Millionen Mark teuersten europäischen Films aller Zeiten, doppelt so teuer wie "Asterix und Obelix"!
Literarisch hat Adolf Muschg in den letzten Jahren einem merkwürdigen Vergessen entgegengelebt. Von sich reden machte er vor allem als eine Art poetischer Leitartikler in Sachen Schweiz, etwa in voluminösen Attacken auf die Siegelbewahrer des eidgenössischen Nazi-Golds.
Der deutsche Film ist doch nicht tot. Will sagen: totgezüchtet, totinszeniert.
Leander Haußmann hat sie gerade auf die Volksbühne gebracht, Die Legende von Paul und Paula, die Geschichte des allein erziehenden Kaufhallenengels, dem die Liebe über den Weg läuft wie ein Sonnenfleck - und bei ihm ist das alles nur noch ferne Erinnerung. Die Freunde von damals, alt und fett und immer noch nett, erinnern sich, wie es damals war: mit Paula und Paul und der Liebe.
Das Paradies auf Erden? Gibt es nicht.
Ein Mann im Zug. Fensterplatz.
Der Himmel über dem Potsdamer Platz ist türkis. Dann wird er tiefblau.
Man muss sich das vorstellen: Das renommierte Wochenblatt "Le Nouvel Observateur" kündigt in seiner Fernseh-Vorschau die Gala zum Europäischen Filmpreis 2000 mit folgenden Worten an: "Schon wieder so eine Selbstbeweihräucherungs-Zeremonie. Haben Sie solche Sachen nicht längst satt?
"Gleich nach den Gruftis, das sind die über Dreißig, kommen die Uhus, das sind die unter Hundert." Guter Einstieg, schön cool.
"Alles bestens (wir verschwinden)", so heißt ein kleiner französischer Film, der in zwei Wochen ins Kino kommt. Sein widerborstiger Titel passt merkwürdig perfekt zur derzeitigen Situation des Kinos in Deutschland.
Die größte literarische Neuerung des vergangenen Jahrhunderts brachte wahrscheinlich weder der Surrealismus mit seiner écriture automatique noch Dada noch das absurde Theater, sondern das creative writing. Vor gut zehn Jahren traten in Amerika junge Leute auf den Plan, die das Schreiben von der Pike auf gelernt hatten - an der Uni, in Kursen, gemeinsam.
Man muss Lars von Trier nicht lieben. Man muss auch Björk nicht lieben.
Und wenn das ganze Leben ein Unfall ist? Eine Schrecksekunde mit Überlänge, beginnend mit dem ekstatisch aufgeladenen Zufall anderer Leute, endend mit dem, was wir gerne Schicksalsschläge nennen?
Selma hört nicht, sie fühlt. Geräusche fühlt sie, wie eine Erschütterung, seien sie groß oder klein.
Was ist das Alter? Es ist mal müde, mal angriffslustig; mal stolz und laut, mal leise und weise.
Das Innere der Macht. Ganz und gar leer, und gegen die Leere die Riten.
Kein Klingelschrillen zerfetzt die Vormittagsruhe in der Derfflingerstraße in Tiergarten. Leere.