Als Peer Steinbrück seinen kleinen Vortrag beendet hatte, herrschte für einen Moment Schweigen in der Runde. "Wenn ich nur die Anmeldungen meiner Kollegen zusammenzähle", hatte der amtierende Düsseldorfer Finanzminister den versammelten Koalitionären vorgerechnet, "muß ich die Nettoneuverschuldung auf zwölf Milliarden Mark hochfahren".
Jürgen Zurheide
Bärbel Höhn wirkte ungewohnt defensiv. "Wenn es denn so ist", begann sie ihre Antwort, "dass Herr Clement die FDP will, dann soll er es sagen.
Als Bärbel Höhn ihr Ministeramt vor fünf Jahren antrat, legte sie sich selbst die Latte hoch. Ja, sie gab unumwunden zu, wenn am Ende der Legislaturperiode der Eindruck vorherrsche, sie habe überwiegend blockiert, dann sei etwas falsch gelaufen.
Harald Schartau hat sich über manche Debattenbeiträge der vergangenen Tage mächtig geärgert. Für den IG-Metall-Chef an Rhein und Ruhr läuft die Koalitionsdebatte im größten Bundesland unter völlig falschen Vorzeichen ab.
Eigentlich wollte Wolfgang Clement auf diese Geste verzichten. Er war gegen Mittag mit Jürgen Möllemann verabredet und es war eines jener Gespräche, die der amtierende Ministerpräsident noch am Wahlabend angekündigt hatte.
Im Düsseldorfer Landtag haben sich die Parteien zwei Tage nach der Landtagswahl am Dienstag neu formiert. Die CDU wählte den bisherigen Bundestagsabgeordneten und ehemaligen Bonner Bildungsminister Jürgen Rüttgers zum neuen Fraktionschef.
Er war überrascht. Vielleicht sogar konsterniert.
Überwachungskameras sollen Kriminalität eindämmen und die Polizeiarbeit unterstützenJürgen Zurheide Die Innenministerkonferenz hat sich dafür ausgesprochen, Brennpunkte der Straßenkriminalität mit Videokameras zu überwachen. Der Einsatz von Überwachungskameras sei ein geeignetes Mittel, die Arbeit der Polizei zu unterstützen, sagte der Vorsitzende der Konferenz, Nordrhein-Westfalens Innenminister Fritz Behrens (SPD), am Freitag in Düsseldorf.
Eigentlich wollte der CDU-Spitzenkandidat in Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, jetzt Hände schütteln, hier und da ein aufmunterndes Wort platzieren und vor allem viel lächeln. Seine jugendlichen Wahlkampfhelfer hatten vor der Oberhausener Arena auf ihn gewartet; gemeinsam wollte man den Ort betreten, an dem wenig später die versammelte CDU-Fangemeinde auf den Endspurt im Wahlkampf eingeschworen werden soll.
Die Inszenierung gefiel Jürgen Möllemann. Die Kellner hatten soeben die Antipasti serviert, als ein dienstbarer Geist das Radio lauter stellte, damit die kleine Journalisten-Runde um den FDP-Chef den neuen Wahlwerbespot der Liberalen hören konnte.
Edmund Stoiber war voll des Mitgefühls. Als er beim Essener CDU-Parteitag das Thema Bildung ansprach, drehte er sich für einen Moment um und nahm Blickkontakt mit Jürgen Rüttgers auf: "Bildung ist die soziale Frage der Zukunft und wir in Bayern richten unsere Politik danach aus, das ist anders als bei Ihnen hier in Nordrhein-Westfalen".
Vor fünf Jahren waren sich Rote und Grüne einig. Johannes Rau und Barbara Steffens präsentierten den Koalitionsvertrag, der amtierende Ministerpräsident und die grüne Landeschefin hatten soeben ihre Namen unter das 198-seitige Werk gesetzt.
Die Sozialdemokraten waren ratlos. Eigentlich hatten sie sich am späten Sonntagabend versammelt, um einen eigenen Kandidaten zu finden, doch die Kölner CDU entriss den Genossen die Regie.
Im ersten Moment war sich Rüdiger Frohn nicht ganz sicher, wie Wolfgang Clement diese Bemerkung gemeint hat. Kurz vor der Verabschiedung im Herbst vergangenen Jahres hatte der Düsseldorfer Ministerpräsident seinem Kanzleichef das Etikett "brillianter Jurist" angeheftet.
Einblicke in seine Gefühlslage gewährt Jürgen Rüttgers an diesem Vormittag nicht. Seine beiden Hände stützt er auf das durchsichtige Pult, die Stimmlage verrät keine Emotion.
Jürgen Rüttgers war gegen seine Gewohnheit in Berlin geblieben. Normalerweise zeigt er sich an den Wochenenden der eigenen Basis an Rhein und Ruhr, zumal er dort, wenn er Kommentare zu irgendeiner Wahl abgeben muss, vor dem blauen Signet der "neuen CDU im Westen" auftreten kann.
Herbert Reul klatscht nicht einfach, er hebt seine Hände fast in Kopfhöhe und holt bei jedem Schlag besonders weit aus. In den vergangenen Tagen hatte er häufig geschwiegen, und wenn er etwas erzählte, fügte er stets an, dass man ihn doch bitte nicht zitieren möge.
Joachim Linge traute seinen Augen nicht. Mindestens zwei Polizeiwagen standen in der Nähe des Borkumer Rollfeldes und plötzlich schwebte eine riesige Transall der Bundeswehr über seinen Kopf.
Jürgen Rüttgers hält einen Moment inne und wartet. Eher unruhig verfolgt er, wie sich Norbert Lammert bemüht, eine alte Fluggeschichte der nordrhein-westfälischen CDU-Bundestagsabgeordneten zu begründen und ruft dann: "So Norbert, jetzt komm, wir wollen da gemeinsam einziehen.
Laurenz Meyer lässt sich an diesem Tag nicht locken, seine Stimmlage bleibt stets ruhig. Worte wie "Skandal" oder auch "Lüge", die er in den vergangenen Wochen fast inflationär im Munde geführt hat, bleiben ungesagt.
Noch am Abend vorher glühten die Telefondrähte. Einen neuen Finanzminister hatte Wolfgang Clement zu diesem Zeitpunkt gefunden, der bisherige Wirtschaftsminister Peer Steinbrück sollte das Amt übernehmen.
Der Herr Zeuge nickt immer wieder. Natürlich hat er verstanden, was der Herr Vorsitzende ihm soeben zu erklären versuchte.
Noch in der Nacht nach dem Schleußer-Rücktritt wollte Ministerpräsident Wolfgang Clement in diesem einen Punkt Klarheit. Bis zum nächsten Morgen, rief er dem Chef der Staatskanzlei zu, wünsche er eine Übersicht mit den beschlossenen und angedachten Maßnahmen zum Thema Transparenz und Offenheit.
Die Lufthansa Maschine um 13 Uhr 45 wartete vergeblich auf den prominenten Gast. Heinz Schleußer hatte eigentlich von Düsseldorf nach Berlin fliegen wollen, in der Hauptstadt stand ein wichtiges Vorgespräch für die kommende Tarifrunde im öffentlichen Dienst auf der Tagesordnung.