Besonders gereizt hat die Türkei auf die amerikanischen und britischen Luftangriffe auf Irak reagiert. "Wir hoffen, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt", sagte Außenminister Ismail Cem, und Premier Bülent Ecevit meldete bei Washington Klärungsbedarf an: Als Nachbarland von Irak hätte die Türkei konsultiert werden müssen.
Susanne Güsten
Die Ukrainer heuern als Seeleute an, die Russen arbeiten auf den Teeplantagen am Schwarzen Meer, die Rumänen strömen in die Bauindustrie der großen Städte: Die Türkei, als Exporteur von Arbeitskräften in den Westen bekannt, wird selbst immer mehr zum Anziehungspunkt für Arbeitnehmer aus Osteuropa, Asien und Afrika. Für die ohnehin hoch verschuldeten türkischen Sozialsysteme stellen die Gastarbeiter ein Problem dar, weil kaum einer von ihnen versichert ist.
Die Skepsis gegenüber dem politischen Kurs der Türkei wächst. Das Europäische Parlament hat sich am Mittwoch zwar für eine "Beitrittspartnerschaft" mit der Türkei und für die Freigabe von EU-Wirtschaftshilfe in Höhe von 177 Millionen Euro ausgesprochen.
Mit Rasierwasser und Zeitungspapier entfachte der türkische Häftling Fethi Ates am Sonntag ein Feuer in seiner Zelle und steckte sich dann selbst in Brand. Mit schweren Verbrennungen wurde er ins Krankenhaus eingeliefert - das jüngste Opfer im Kampf um die türkischen Gefängnisse, der inzwischen fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.
Im blauen Trikot trat die kleine Özge in den Ring, im roten Dress kam Mürside aus ihrer Ecke - und dann hagelte es Schwinger und Haken, bis Mürside zu Boden ging. Die Kopfschützer waren viel zu groß, und die Boxerinnen in diesem Kampf erst vier Jahre alt.
Ist es die große Liebe eines ungleichen Paares, der die deutschen Behörden bürokratische Steine in den Weg legen? Oder soll hier nur eine Scheinehe angebahnt werden, von der sich der Bräutigam etwas Geld und die Braut eine Aufenthaltsgenehmigung verspricht?
"Wir verstehen nicht, warum uns Deutschland dieses Hindernis in den Weg legt." Die 14-jährige Türkin Didem T.
Für die Türkei hat das neue Jahr mit Gewalt und Terror begonnen: Mitten in den Feiern zur Jahreswende im Stadtzentrum von Istanbul explodierte in der Neujahrsnacht eine Bombe und verletzte zehn Menschen. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.
Ahmet Ibili starb einen spektakulären Tod. Als lebende Fackel stürzte sich der 32-jährige Häftling den Truppen entgegen, die das Istanbuler Hochsicherheitsgefängnis Ümraniye stürmen wollten.
Als Helmut Kohl seine Auslandsreisen noch als Bundeskanzler machte, gehörten ein großer Begleit-Tross, roter Teppich und Nationalhymnen bei der Ankunft im Gastland zum Standardprogramm. Doch diese Zeiten sind vorbei; heutzutage schreitet Kohl nach der Ankunft keine Ehrenformationen mehr ab, sondern taucht lieber unter.
Abdullah Öcalan hat es wieder einmal geschafft. Trotz eines rechtskräftigen Todesurteils, das schon mehr als ein Jahr lang besteht, wird der PKK-Chef auf absehbare Zeit nicht hingerichtet.
Das türkische Parlament hat am späten Freitagabend ein Amnestiegesetz beschlossen, das rund 35 000 der 70 000 Häftlinge in den Gefängnissen des Landes die Freiheit bringen soll. Das Gesetz sieht vor, dass die meisten Todesurteile in Haftstrafen umgewandelt, langjährige Haftstrafen um zehn Jahre reduziert und Strafen unter zehn Jahren in Bewährungsstrafen umgewandelt werden.
Der Europarat hat die Türkei aufgefordert, dem inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali mindestens einen Häftling zur Gesellschaft zu geben. Die materiellen Haftbedingungen des Rebellenchefs auf Imrali seinen zwar im Wesentlichen nicht zu beanstanden.
"Die Türkei hat gewonnen", bejubelte ein türkisches Massenblatt am Dienstag die von den EU-Außenministern erzielte Einigung auf den Text der EU-Beitrittspartnerschaft für Ankara. "Die Türkei hat bekommen, was sie wollte", titelte eine andere Zeitung: Erleichterung macht sich nach der Brüsseler Einigung im pro-europäischen Lager der Türkei breit, nachdem die lang ersehnte Beitrittspartnerschaft mit der Union in den letzten Wochen fast noch an Streitereien mit Griechenland gescheitert wäre.
"Lügnerinnen", titelt das türkische Boulevardblatt "Takvim" am Montag in seiner Balkenüberschrift. Das Aufmacherfoto zeigte die Bundestagsabgeordneten Monika Brudlewsky (CDU), Angelika Graf (SPD) und Claudia Roth (Grüne), die Bildunterschrift forderte: "Bringt diese Verleumderinnen zum Schweigen!
Als die Polizisten zu aufdringlich werden, verliert Claudia Roth die Contenance. Die Augsburger Grünen-Politikerin sei regelrecht auf die Sicherheitsbeamten losgegangen, berichtet die türkische Presse nach einem Streit zwischen Roth und den Polizisten in der Stadt Diyarbakir im Kurdengebiet.
Um Leben oder Tod geht es vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof für den Kläger Abdullah Öcalan, um ihre künftigen Beziehungen zu Europa für die beklagte Türkei: Kein Wunder, dass beide Parteien alle rechtlichen Register ziehen. Rechtsgrundlage des Prozesses ist die auch von der Türkei unterzeichnete Europäische Menschenrechtskonvention, auf die sich Öcalan bei seiner Beschwerde beruft.
Gibt es ihn noch, oder wurde er abrasiert? Knapp anderthalb Jahre, nachdem PKK-Chef Abdullah Öcalan am Ende seines Hochverrats-Prozesses auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali zum letzten Mal in der Öffentlichkeit gesehen wurde, stellen sich türkische Zeitungen die Frage, ob "Apo" seinen buschigen Schnurrbart noch hat.
Monatelang fieberte Ankara der EU-Beitrittspartnerschaft entgegen, die den Weg der Türkei in die Europäische Union vorzeichnen soll - doch kurz bevor das Dokument am Mittwoch in Brüssel vorgelegt wurde, bekam Ministerpräsident Bülent Ecevit noch kalte Füße. Es handele sich dabei nicht um ein "Diktat" der Europäer, sondern nur um einen Wegweiser, wiegelte der türkische Regierungschef nur Stunden vor der Veröffentlichung des Papieres ab - und öffnete sich damit ein Hintertürchen aus den Verpflichtungen, die Ankara mit der Partnerschaft eigentlich eingehen sollte.
Er hatte sich so auf die Heimkehr gefreut. Elf Jahre lang war der Schwarzwälder Carlo Farsang in der ganzen Welt unterwegs gewesen.
Wenn es am Sonntag in türkischen Hotels an die Zimmertüren klopft, wird es in den meisten Fällen nicht der Kellner mit dem Frühstück sein, sondern ein Beamter mit einem Fragebogen. Denn auch die rund 500 000 ausländischen Urlauber im Land sollen an der Volkszählung "Türkei 2000" teilnehmen und Fragen beantworten wie: "Haben Sie zu Hause eine Toilette?
"Mobilmachung für die Menschenrechte" lautet der neue Slogan, mit dem die türkische Regierung ihr Land fit für Europa machen will. Unter diesem Motto waren am Montag im südostanatolischen Tunceli tatsächlich alle auf den Beinen, die etwas zum Thema zu sagen haben: Vertreter von Regierung, Armee, Polizei und Justiz trafen sich dort mit Folteropfern, Menschenrechtsverbänden und Kurdenvertretern.
Das kann ja heiter werden. Die vor einem dreiviertel Jahr vom EU-Gipfel in Helsinki beschlossene "Heranführungsstrategie" für die Türkei hat kaum begonnen, da streiten Athen und Ankara schon darüber und zerren an den Rockschößen der Union.
Wer die Sintflut überlebt hat, das ist bekannt: Noah, seine Frau, seine Söhne mit ihren Frauen und je ein Pärchen von allem Vieh, allen Vögeln und allem Gewürm auf Erden - so überliefert es das Alte Testament. Was die Bibel dagegen nicht beantwortet und die Wissenschaft dafür umso mehr interessiert, das ist die Frage, wer von der Sintflut vernichtet wurde.