Seit Jahren wird im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt an einer Namensänderung gebastelt. "Konzerthaus" soll es heißen, und um dem Namen endgültig mehr Nachdruck zu verleihen, stellte Intendant Frank Schneider am Donnerstag ein neues Logo vor.
Uwe Friedrich
Nach seiner Höllenfahrt löffelt Don Giovanni kalte Tomatensuppe, sechs Menschen singen dazu Vokalisen bei unbestimmbarer Orchesterbegleitung. So wird der Wüstling bestraft in "essen & sterben", einer Bearbeitung von Mozarts "Don Giovanni" an der Neuköllner Oper.
Aus Angst vor einer wiederaufflammenden Formalismusdebatte hielt Dmitri Schostakowitsch sein erstes Violinkonzert sieben Jahre lang unter Verschluss. Melancholie, Niedergeschlagenheit und Verzweiflung prägen weite Strecken des Konzerts, sozialistische Zuversicht, wie sie von einem sowjetischen Komponisten erwartet wurde, kommt nur als grotesk verzerrtes Scherzo vor.
Wenn es ans Sterben geht, schreitet der Schlagwerker langsam von seiner großen Trommel zu den Röhrenglocken. Geich werden die schöne Tatjana und ihr schmucker Soldat Alexis noch einmal von den Glocken der Heimat und den ersten Frühlingsschwalben träumen, bevor sie im dichten sibirischen Schneetreiben untergehen.
Mit langen Roben kann es durchaus schon mal Schwierigkeiten geben auf den Rolltreppen der Königlichen Oper Covent Garden. Also waltet Vorsicht bei den Damen der gehobenen Gesellschaft auf dem Weg zum Olymp, den gar nicht billigen Plätzen "ganz hinten, ganz oben".
Mit Anklängen an die Barockoper, mit Rezitativen und Klagegesängen will der Komponist Torben Maiwald der Novelle "Hundeherz" von Michail Bulgakow für die Opernbühne interessant machen. Roland Merz setzt hingegen auf Musicalklänge mit erotisch aufgeheizten Songs und rhythmischem Drive.
Begeisterter Applaus kann auch unverschämt sein. Dabei war klar, dass der walisische Starbariton Bryn Terfel nach Wotans Abschied in der Philharmonie keine Zugabe singen würde.
Beim ersten Versuch, Schostakowitschs 2. Cellokonzert zu spielen, reißt dem Solisten David Geringas nach wenigen Tönen eine Saite.
Ein rappelvolles Ein-Komponisten-Konzert gehört mit Sicherheit nicht zu den Festwochen. Rachmaninow war eben nicht gut genug für den Jahrhundertklang-Olymp.
Naturlaute ziehen französische Komponisten offenbar magisch an. Was für Messiaen die Vogelstimmen waren, das ist für Renaud Gagneux der Gesang des Ochsenfroschs.
Die Zeichen stehen auf Sturm bei der Neuen Opernbühne Berlin - nicht nur während der "Schiffbruchsarie" in ihrer neuesten Produktion, Georg Friedrich Händels "Flavio". Die Inszenierung in der Kulturbrauerei könnte die letzte in der Regie von Alexander Paeffgen sein, denn die verdienstvolle Off-Opern-Truppe ist aus der Basisförderung des Senats (200 000 Mark pro Jahr) herausgefallen und kommt somit in arge Budgetprobleme.
Mit dem Charme einer leicht überforderten Schulmeisterin leitet Monika Griefahn die öffentliche Anhörung des Ausschusses für Kultur und Medien. Gerade hat sie den Vorsitz von Elke Leonhard geerbt.
Vor 50 Jahren zeigten große Dirigenten ihre Bach-Verehrung, indem sie seine intimen Kammerkompositionen auf romantische Symphonieorchestergröße aufgebliesen. Auch Igor Markevitch richtete Bachs "Musikalisches Opfer" für großen Streicherapparat, Oboe, Englisch Horn, Querflöte und Cembalo ein, wohl weil er es so für leichter konsumierbar hielt.
Zugaben laufen eigentlich außer Konkurrenz. Gewöhnlich wird die Nachspielzeit eines Konzerts in Texten wie diesem nicht besprochen.
Der Anfang von Benjamin Brittens "Serenade für Tenor, Horn und Streicher" ist verteufelt schwer zu singen, ebenso wie die hoch liegende Ostinato-Figur in der Totenklage dieses Abendgesangs. Was Britten einst für seinen Lebensgefährten Peter Pears geschrieben hat, dem diese unbequemen Töne angenehm auf der Stimme lagen, treibt fast allen Tenören Angstschweiß auf die Stirn.
Feierstimmung herrscht beim Rundfunkchor Berlin zum 75. Geburtstag, die man sich auch durch die anhaltenden Diskussionen um die Rundfunkorchester und Chöre GmbH nicht zerstören lassen will - so jedenfalls der Grundton der gestrigen Pressekonferenz.
Auch Frank Schneider, der Intendant des Konzerthauses am Gendarmenmarkt, freut sich über die finanziellen Avancen der Bundesregierung. Zwar ist auch vom Berliner Senat nicht mehr von Fusionen und Änderungen der Betriebsform die Rede, aber vom Bund erhofft man sich mehr Verlässlichkeit.
Zwei junge Männer verirren sich in ein Mädchenpensionat. Backfische nuckeln an ihren Limonadenflaschen und bestaunen die fremden Wesen.
Monumental langsam stimmen Rias-Kammerchor und Akademie für Alte Musik den Eingangschor der Mätthauspassion an: "Kommt, ihr Schwestern, helft mir klagen". Wenn das in dem Tempo weitergeht, kommen wir unter vier Stunden nicht wieder aus dem Konzerthaus.
Kurt Weill war ein kleiner Mann. Schätzungsweise ein Meter sechzig, höchstens.
Mit elegantem Handgelenkschwung bringt Pierre Chaval seiner Drehorgel den Groove bei. So hat er dem Instrument den stupiden Rumtata-Rhythmus ausgetrieben und es zum Jazz-Instrument geadelt.
Geschäftige Hörsaalatmosphäre herrscht in der Philharmonie, wenn das Collegium Musicum von TU und FU seine Konzerte veranstaltet. Alle Freunde und greifbaren Verwandten müssen dabei sein, wenn das riesige Orchester und etwa 200 Choristen aus Berlin und Warschau Verdis Requiem singen.
Im energischen Marschtritt beginnt der Pianist Pierre-Laurent Aimard Beethovens fünftes Klavierkonzert. Auf selbstverliebten Detailreichtum verzichtet er bewusst.
Nun strahlen die alten Außenmauern des Rheinsberger Schlosstheaters wieder ockergelb über den See. Mehr als fünfzig Jahre erinnerten nur ausgebrannte Ruinen an den einstigen Musenhof von Kronprinz Friedrich und seinem Bruder Heinrich.