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Drei für RTL: Marco Hagemann (von li.), Jens Lehmann und Florian König.

© dpa

EM-Quali: Mit dem Experten Jens Lehmann will RTL Akzente in der Fußball-Berichterstattung setzen

Mehr Fannähe, 40 Kameras, außergewöhnliche Perspektiven, „ungewöhnliche Moderationen“ – RTL lässt es krachen, zumindest in den Ankündigungen.

Preisfrage. Welche Spiele guckt sich der Fußballfan lieber an: Spiele gegen Georgien und Gibraltar oder doch lieber die gegen Spanien und Niederlande. Für Marco Hagemann, den neuen Fußball-Kommentator bei RTL, ist die Sache klar. Jedes Spiel könne doch seine eigene Dynamik entwickeln. Auch die Qualifikationsspiele gegen vermeintlich unattraktive Gegner, für deren Übertragungsrechte RTL kolportiert 100 Millionen Euro ausgegeben hat. Am Sonntagabend mit der EM-Quali gegen Schottland startet eine neue Ära in der Fußball-Berichterstattung im Fernsehen. In den letzten Jahren hatten sich ARD und ZDF die guten Quoten bei Spielen mit der Nationalmannschaft geteilt. Nun will RTL an den Kuchen und muss sich mit der mäßig spannenden EM-Quali-Gruppe abfinden.

Sollen ARD/ZDF doch die Freundschaftsspiele gegen Spanien und Niederlande übertragen. Der Kölner Privatsender will andere Akzente setzen und macht aus dem 90-Minuten-Spiel am Sonntagabend (das parallel zum „Tatort“ läuft) gleich mal ein Vier-Stunden-Event mit Löw-Porträt etc. drum herum. RTL hofft, dass die Farbe Fußball in Zukunft vom Fan auch wieder mit RTL assoziiert wird. Die Champions-League-Epoche mit Marcel Reif und Günther Jauch ist lange her. Die Formel 1 hat seit Jahren mit sinkenden TV-Quoten zu kämpfen.

Mehr Fannähe, 40 Kameras, außergewöhnliche Perspektiven, „ungewöhnliche Moderationen“ – RTL lässt es krachen, zumindest in den Ankündigungen. Als Experte wurde von Sky Jens Lehmann eingekauft, an seiner Seite Moderator Florian König. Vor dem von Marco Hagemann kommentierten Spiel soll das Duo von mehreren Positionen innerhalb und außerhalb des Stadions moderieren. Die Analysen nach dem Spiel, das Interview mit dem Bundestrainer und die Zusammenfassungen aller Qualifikationsspiele kommen aus einem mobilen Studio, das in der Form einzigartig im deutschen Fernsehen sein soll. Mit vier Live-HD-Signalen kann das Panorama einer Stadion-Totalen formatfüllend auf die zwölf Monitore gelegt werden, mithilfe von „getrackten“ Kameras 3-D-Objekte im Studio dargestellt werden.

Ohne jede Polemik

Die ganze Ü-Technik hilft natürlich wenig, wenn die Mannschaft von Joachim Löw gegen Schottland, Georgien oder Gibraltar auch so lahm spielt wie gegen Argentinien. Zehn Millionen Zuschauer sind kein Selbstgänger. RTL hält die TV-Rechte an den insgesamt zehn Qualifikationsspielen der Nationalmannschaften zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich und im Anschluss an zehn Qualifikationsspielen zur WM 2018 in Russland. Eine lange Zeit im Free-TV, in der sich der Experte Jens Lehmann ebenso einen Namen machen kann wie Mehmet Scholl oder Oliver Kahn bei ARD/ZDF. Lehmann will darauf achten, nie persönlich zu werden. „Wenn man schlecht spielt, wird man zu Recht dafür kritisiert, wenn man gut ist, wird man zu Recht gelobt. So werde ich es halten, ohne jede Polemik.“ Dass er nun auch unter schärfster Beobachtung der Fans und Medienkritiker steht, ist ihm recht. „Ich war immer unter Beobachtung.“

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