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Der Deutsche mag's analog: Beim digitalen Fernsehen liegt Deutschland nur im Mittelfeld.

© dpa

Fernsehnutzung: Arme und ältere Zuschauer bleiben analog

32,2 Millionen Haushalte in Deutschland nutzen Digital-TV, aber 6,2 Millionen sehen weiter im Analog-Modus fern.

Die Zahl überrascht dann doch. Noch immer 6,2 Millionen Haushalte in Deutschland sehen aktuell ihre Fernsehprogramme im Analog-Modus. Das sind Haushalte ausschließlich mit Kabelempfang, denn nur noch über diesen Verbreitungsweg gibt es die Analog-TV. „Insbesondere ältere Bürger und einkommensschwächere Kabel-Kunden finden sich unter den Nutzern analogen Fernsehens“, heißt es im Digitalisierungsbericht 2014, den die Landesmedienanstalten am Dienstag in Berlin vorstellten. Obwohl die Kabelnetze längst flächendeckend digitalisiert seien, hinke die digitale TV-Nutzung mit 62,9 Prozent der Kabel-Haushalte deutlich hinterher. Der analoge Empfang über Satellit ist seit 2012 abgeschaltet, zuvor war bereits im Jahr 2008 war die Ära des terrestrischen Antennenfernsehens zu Ende gegangen. Derzeit gibt laut Bericht keinen konkreten Termin für eine Abschaltung des analogen Kabelempfangs. „Nimmt man sich den Satellit als Vorbild, gilt es zunächst die 80-Prozent-Grenze zu knacken und mehr Kabel-Haushalte von den Vorzügen des digitalen Fernsehens zu überzeugen als in den vergangenen Jahren, um der Digitalisierung des Kabelempfangs zusätzlichen Schwung zu verleihen.“

Deutschland liegt bei der TV-Digitalisierung nur im Mittelfeld

Weitet man die Perspektive auf alle Fernsehhaushalte in Deutschland aus, dann empfangen 32,3 Millionen Haushalte ihre Fernsehprogramme an mindestens einem Gerät digital. Das sind 84 Prozent aller TV-Haushalte. Im Vergleich zu 2013 bedeutet das einen Anstieg um drei Prozent. Europaweit liegt Deutschland bei der TV-Digitalisierung damit im Mittelfeld. Zum Jahresende 2013 gab es in Europa vier Länder mit einer hundertprozentigen Digitalisierungsquote beim Fernsehempfang: Italien, Finnland, England und Irland. Auch Spanien und Frankreich sind mit 99 Prozent nahezu vollständig digitalisiert. Auf dem letzten Platz liegt Serbien mit einer Quote von 31 Prozent.

In Deutschland sind Kabel und Satellit weiterhin die meistgenutzten TV-Empfangswege: 46,3 Prozent der TV-Haushalte sehen Programme über Kabel fern, 46,1 Prozent über Satellit. Nur zehn Prozent nutzen das digitale Antennenfernsehen (DVB-T), 4,9 Prozent den Empfangsweg Internet (IP-TV). Thomas Fuchs, Direktor der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein und Technik-Koordinator der Landesmedienanstalten, forderte angesichts der leicht zurückgegangenen DVB-T-Zahlen einen raschen Umstieg auf den technischen Nachfolgestandard DVB-T2. Die Bundesländer müssten dafür in diesem Herbst die Rahmenbedingungen schaffen, sagte er dem epd. Die öffentlich-rechtlichen und privaten Sender planen, ab 2017 auf DVB-T2 umzusteigen. Der Radioempfang ist weiterhin eine UKW-Domäne, 93,5 Prozent der Haushalte verwenden diese Übertragungstechnik. Gut 30 Prozent nutzen Kabel oder Satellit (bei der Erhebung in 6000 Haushalten waren wie beim TV-Empfang Mehrfachnennungen möglich). Digitales Radio mit dem Übertragungsstandard DAB+ ist für 7,5 Prozent der Haushalte die bevorzugte Technik, das waren 67 Prozent mehr als im Vorjahr.

Über 40 Prozent der TV-Zuschauer nutzen parallel einen "Second Screen"

Die Konvergenz von Rundfunk- und Internetnutzung schreitet dem Bericht zufolge weiter voran. 45,4 Prozent der deutschen Bevölkerung sähen Videoinhalte über das Internet. Bei 21,6 Prozent finde die Videonutzung an einem mit dem Internet verbundenen Fernsehgerät (Connected TV) statt. Knapp 23 Prozent der TV-Haushalte verfügten inzwischen über einen internetfähigen Fernseher, ein Plus von 46 Prozent gegenüber 2013. 42,7 Prozent der Fernsehzuschauer haben parallel zum TV-Gerät einen zweiten Bildschirm in Gebrauch. Auf dem als „Second Screen“ genutzten Smartphone, Laptop oder Tablet dominieren laut Bericht E-Mail und Kurznachrichten-Dienste (72 Prozent), das Abrufen von aktuellen Nachrichten (59 Prozent) sowie soziale Netzwerke (51 Prozent) die Nutzung. Nur 27 Prozent der Second-Screen-Nutzer rufen begleitende Inhalte zu TV-Sendungen ab.

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