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Nach 4140 Folgen ist für Konrad Krauss als Arno Brandner Schluss. Foto: ARD

© ARD/Anja Glitsch

Goodbye, Arno!: Leben in Serie

17 Jahre lang war er täglich Arno Brandner. Jetzt verlässt Konrad Krauss die „Verbotene Liebe“.

Er war der Fels in der Brandung, die Säule der Vernunft. Ohne ihn droht die Statik der ARD-Daily-Soap „Verbotene Liebe“, der edelsten aller Vorabendserien, ernsthaft ins Wanken zu geraten. Unzählige Konflikte unter seinen vier Kindern, offiziell drei Ex-Frauen, Scharen von Nichten und Neffen hat Konrad Krauss als Bauunternehmer Arno Brandner in siebzehn Jahren „Verbotene Liebe“ geschlichtet. „Na, alles beim Alten, liegt ihr euch schon wieder in den Haaren?“, lautete in der ersten Folge am 2. Januar 1995 sein Einstiegssatz, gerichtet an die halbwüchsigen Kinder Susanne und Jan.

An diesem Dienstag wird er in der 4140. Folge seinen letzten Satz als Arno Brandner sprechen. Nach 17 Jahren steigt der 74-jährige Krauss aus der von montags bis freitags ausgestrahlten Serie aus.

„An meiner Rolle mag ich Arnos tragischen Zug“, sagt Krauss. Der gebürtige Wilhelmshavener mit der sonoren Stimme absolvierte eine Ausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Seine stattliche Statur lieh er bereits 1957 dem Erzengel Raphael in Gustaf Gründgens’ legendärer Hamburger „Faust“-Inszenierung. Zahlreiche TV-Rollen („Schwarz-Rot-Gold“, „Tatort“) und Engagements als Synchronsprecher folgten.

Dieser klassische Hintergrund garantierte auch der „Verbotenen Liebe“ ihr Qualitätsniveau. Neben Konrad Krauss sind nur noch die Wiedereinsteigerin Isa Jank (ihre Serienfigur Clarissa saß zehn Jahre in einem südamerikanischen Gefängnis) und die Theaterwissenschaftlerin Gabriele Metzger als Bistro-Besitzerin Charlie Schneider von Anfang an dabei. Charlie kümmerte sich in den letzten Wochen rührend um den demenzkranken Arno, den nach einer Nacht des Herumirrens eine Lungenentzündung ereilte.

Eigentlich hatte sich Krauss als Serienausstieg einen tödlichen Sturz von der Leiter gewünscht, doch die Drehbuchautoren dichteten ihm, beraten von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, den gefürchteten Weg ins Vergessen an. Das wirkte zunächst wenig glaubwürdig, da sich Arno kurz zuvor seinen Lebenstraum erfüllt hatte, Architektur zu studieren. Das Examen meisterte er ebenso erfolgreich wie schließlich die letzte Herausforderung der „Verbotenen Liebe“, durch die Konrad Krauss zum „Baumeister Solness“ des deutschen Vorabendprogramms wurde. Wie wohl heute in Folge 4140 Arno Brandners letzte Worte lauten werden? Katrin Hillgruber

„Verbotene Liebe“, ARD, 18 Uhr

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