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TV-Sport: München auf Silberkurs

Jens Weinreich hat für die ARD den Olympiapoker um die Winterspiele 2018 begleitet.

Die Idee, in Neu-Kaledonien im Südpazifik für Olympische Winterspiele zu werben, ist schon originell. „Wir halten uns von Minusgraden fern“, sagt IOC-Mitglied Robin Mitchell. Wenn die Temperaturen mal unter 22 Grad liegen, „dann frieren wir“. Egal, auch die fünf IOC-Mitglieder von Australien und Ozeanien werden am 6. Juli in Durban darüber mitentscheiden, wer im Jahr 2018 die Spiele austragen darf: Außenseiter Annecy in Frankreich, Favorit Pyeongchang in Südkorea oder vielleicht doch die bayrische Hauptstadt München. Die Kandidaten haben einen Bewerbungsmarathon hinter sich, eine Reise quer über den Globus zu den Mitgliedern der olympischen Familie.

Als Reisebegleiter im „Olympiapoker“, so der Titel der Dokumentation im Ersten, war Jens Weinreich mit dabei. Ihn als Filmautor zu beauftragen, war eine gute Idee des WDR. Kaum ein anderer deutscher Journalist hat sich in den vergangenen Jahren derart intensiv – und investigativ – mit den sportpolitischen Hintergründen beim IOC beschäftigt wie er. Man mag nun enttäuscht sein, dass nicht einmal Weinreich einen weiteren Skandal platzen lassen kann. Dennoch mangelt es nicht an kritischen Verweisen: auf frühere Korruptionsfälle etwa bei der Vergabe der Winterspiele nach Salt Lake City oder auf die zuletzt krachend gescheiterten deutschen Bewerbungen. Die Interviews, die Weinreich am Rande geführt hat, ergänzen die Bilder von den offiziellen Präsentationen. So sieht man Katarina Witt auch einmal nachdenklich und ohne ihr schallendes Münchner Bewerbungslachen. Und man lernt die Macher hinter der südkoreanischen Kandidatur kennen.

Doch oft bleibt der Film auch an der Oberfläche: Worum ging es bei dem Protest in Garmisch-Partenkirchen? Wie sehen die Münchner Olympia-Planungen aus? Und warum ist Annecy eigentlich schon aus dem Rennen? Weinreich geht sparsam mit seinem Hintergrundwissen um und zollt dem Medium Fernsehen Tribut. Mehrfach wird die Olympia-Bewerbung als „Duell der Eisprinzessinnen“ tituliert. Sind ja auch schöne Bilder, die Kür-Ausschnitte von Kati Witts Olympia-Sieg 1988 und vom Olympiasieg 2010 der Südkoreanerin Kim Yu-na. Und wer gewinnt nun am 6. Juli? „Alles andere als eine Goldmedaille für Pyeongchang wäre für München ein sensationeller Erfolg“, textet Weinreich. Thomas Gehringer

„Olympiapoker“, ARD, 23 Uhr 45

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