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Medien: „Soll das etwa eine Karriere sein?“

Claus Kleber kommt aus der großen weiten Welt nach Mainz zum „heute-journal“ des ZDF

Herr Kleber, das Leben macht Spaß, weil …

… alle meine Träume bisher immer in Erfüllung gegangen sind.

Sie waren in Washington, in London – jetzt gehen Sie ins Zentrum der Freude, ins ZDF auf dem Lerchenberg. Wie verkraften Sie das?

Meine jüngere Tochter hat zu mir gesagt: Washington, London, Mainz – soll das etwa eine Karriere sein? Für meine beiden Töchter ist es viel schwieriger als für mich, weil sie beinahe ihr ganzes Leben in Amerika verbracht haben. Aber ich finde es gut, dass sie die Chance bekommen, in Deutschland Wurzeln zu schlagen.

Kennen Sie Mainz?

So gut wie nicht. Aber ich freue mich auf die gute Küche und den guten Wein. Ich weiß noch nicht, ob ich lieber in Mainz oder in Wiesbaden wohnen will. Ich bin offen.

Sind Sie ein solcher Kosmopolit, dass Sie selbst in einem sibirischen Dorf wohnen könnten?

Ist es nicht ein bisschen böse von Ihnen, Mainz mit Sibirien zu vergleichen? Ich möchte in einer Region wohnen, in der etwas passiert und die Geschichte hat.

Nach zwölf Jahren USA sind Sie ein halber Amerikaner. Was bringen Sie mit?

Mir gefällt der amerikanische Journalismus, weil es dort das hier so verbreitete Schablonendenken nicht gibt. Von den fünf wichtigsten Moderatoren des amerikanischen Fernsehens wird niemand sagen können, wo sie politisch stehen. Das ist bei mir auch so. Mir sagt der professionelle, nüchterne, ironische Umgang mit dem Machtspiel Politik zu. Sich raushalten, sich mit niemandem gemein machen, das gefällt mir. Das soll auch mein Stil beim „heutejournal“ sein.

Man behauptet, Sie stünden der SPD nahe.

Ich halte das für eine Minderheitenmeinung. Die meisten Pressestimmen ordnen mich eher dem bürgerlichen Lager zu. In Deutschland muss man offensichtlich irgendwo dazu gehören. Aber ich gehöre nirgends dazu, ich habe nie ein Parteibuch besessen. Meine politischen Ansichten lassen sich nicht in drei Buchstaben pressen.

Wie haben Sie den Job eigentlich bekommen?

Ich habe jedenfalls niemanden angerufen oder an irgendwelchen Strippen gezogen. Ich habe in London gesessen, meine Arbeit für die ARD gemacht und an nichts Böses gedacht. Da kam der Anruf …

… vom ZDF. Waren Sie überrascht?

Mich hätte ein Anruf von RTL oder Sat 1 überrascht. Ein Wechsel von der ARD zum ZDF oder umgekehrt ist doch keine Sensation mehr.

Was wollen Sie beim „heute-journal“ ändern?

Wenn man eine Sendung macht, bei der man täglich seinen Kopf hinhalten muss, dann kommt man mit Vorsätzen nicht weit. Ich werde die Geschichten so verkaufen, wie mir der Schnabel gewachsen ist.

Kein Kleber-Sound?

Das Fatale ist, dass mir der Stil von Wolf von Lojewski, meinem Vorgänger, so gut gefällt, dass ich ihn am liebsten kopieren würde. So einfach geht’s nicht. Wenn es aber keinen Bruch geben wird, dann wäre das für mich ganz normal und für die Sendung nicht schlecht.

Fühlen Sie sich frei, tun und lassen zu können, was Sie wollen?

Ja, und das ist das Schöne. In meinem Vertrag, wenn ich denn jemals einen bekommen sollte, wird stehen, dass ich Leiter der Redaktion des „heute-journals“ bin. Das Wort Moderator taucht nicht auf. In erster Linie geht es also um die Leitung der Redaktion. Und wenn ich es als Moderator nicht schaffe, dann muss es auch nicht so bleiben.

Sie kommen aus dem Ausland zurück. Wie sehen Sie Deutschland?

Mein Eindruck ist, dass Deutschland viel besser ist, als es von sich denkt. Die Leute sind offener, freundlicher, risikofreudiger, serviceorientierter geworden. Wenn ich Leute treffe, die sagen, wie schlecht doch alles sei, und dann in ihre 7er-BMWs steigen, frage ich mich schon, wovon die eigentlich reden.

Sie werden nicht nur das „heute-journal“ leiten, sondern auch Dokumentationen drehen. Ist das nicht ein bisschen viel auf einmal?

Wie ich das schaffen soll, ist mir im Augenblick auch ein Rätsel. Aber es muss sein. Eines habe ich gelernt: Der Blick von außen weitet den Blick. Und das hat noch keinem geschadet.

Das Gespräch führten Thomas Eckert und Joachim Huber.

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