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Freni & Frizioni, Pariser Str. 18a, Wilmersdorf, Telefon 34704908, Mo-Sa ab 10 Uhr.

© Kitty Kleist-Heinrich

Von TISCH zu TISCH: Freni & Frizioni

Oktopus mit Bohnen und Artischocken.

Also: Das ist ein ganz gutes Restaurant, es zählt sicher zum besten italienischen Dutzend in Berlin. Aber bevor ich das begründe, erzähle ich erst mal, warum der Weg zu dieser Erkenntnis so schwer ist, so schwer gemacht wird. Es beginnt damit, dass wir – zu zweit – die Wahl zwischen mehreren winzigen Tischen haben, aha, denken wir, alles ausreserviert, mehr Platz ist halt nicht. Die größeren Tische, die uns vorenthalten werden, sind allerdings auch nach zwei Stunden noch frei – ein Ärgerklassiker, der leider immer wieder vorkommt.

Dann die kombinierte Speisen- und Weinkarte: durcheinander, sehr unübersichtlich, in abgenutzten Plastikfolien irgendwie ärmlich wirkend trotz gehobener Preise. Wir bestellen und hören erst in diesem Moment, dass ein Gericht nicht da ist, denn die Pfifferlingssaison sei vorbei. Äh – ist das ein neuartiger Gästetest, oder war nur jemand zu faul, die Seite rasch zu ändern und neu zu drucken?

Vorn ist dann eine Seite mit Südtiroler Weißweinen guter Herkunft. Wir bestellen einen Sauvignon, oh, sagt die Kellnerin, ob der da ist? Er ist nicht da. Wir bestellen einen Chardonnay, oh, sagt die Kellnerin, ob der...?

Dann geht sie weg, es tritt eine Pause ein, schließlich kommt sie mit einer Flasche, die nicht die bestellte ist, und sagt, leider, aber das hier sei der bessere, allerdings auch ein Stück teurere Chardonnay; gleichzeitig tritt der schweigsame Chef mit einer Flasche Weißburgunder an den Tisch und brummelt, der sei günstiger und auch ganz gut. Wir bestellen den teureren Wein in der Gewissheit, dass er auch tatsächlich da ist, weil wir ihn schon gesehen haben – er schmeckt immerhin wirklich prima (Kreuth Chardonnay, Terlan, 45,50 Euro).

Ein Händchen für Kräuter

Dann wird alles gut. Die Speisekarte verrät nämlich auch im Kleingedruckten, was uns hierher gezogen hat: Hier kocht neben Bandith Grimm, der schon in der verblichenen „Pignata“ am Herd stand, gegenwärtig Danijel Kresovic, der das Gourmetfach beherrscht und ein Händchen für Kräuter hat. Hier wirkt er ein wenig unterfordert, wenn er wirklich am Herd steht. Womöglich berät er nur, aber das kann dem Gast ja egal sein, wenn er so schöne Maccaroncini bekommt, mit Kalbs-Ragù, Steinpilzen, genau der richtig knappen Dosis Sahne für die Geschmeidigkeit und würzigem Käse obendrauf. 16,50 Euro sind nicht billig, aber das ist es wert. Genau so wie der Oktopus auf weißen Bohnen mit sanft gerösteten Artischocken und einem perfekt dosierten Rosmarinhauch zum gleichen Preis – so, Leute, soll italienische Küche sein, das ist doch gar nicht sooo schwer.

Bei den Hauptgängen wird es dann sogar ein wenig kreativ. Mild geräucherter Lachs, im Stück sehr knapp angebraten, liegt auf einem Venusmuschelrisotto, das wiederum deutlich mit Meerrettich gewürzt ist, ungewöhnlich, aber durchaus überzeugend. Das Risotto hat zwar nicht die klassische Form und bleibt zwischen den vielen kleinen Muschelschalen etwas nervig hängen, ist aber genau und aus perfektem Reis gekocht (26,50 Euro). Schließlich Lammrücken, zwei üppig dimensionierte Karreestücke: Oben mit einer dezenten Limetten-Ingwer-Kruste überzogen, drinnen saftig rosa, das ist schon mal sehr gelungen. Aber auch die Auberginen-Caponata drunter mit ein paar Rosinen als süßlichem Akzent trifft den Punkt, ein paar angebratene Pellkartoffeln vermitteln Bodenhaftung – prima.

Mascarpone- und Pfirsichparfait

Und mit den Desserts kommt dann auch das Happy End. Weniger wegen der ungewöhnlichen Qualität – es sind überwiegend die Klassiker, an die Kresovic wohl kaum jemals Hand anlegt, sondern weil uns dann mitgeteilt wird, die gingen aufs Haus. So wird aus dem anfänglichen Ärger doch noch eine gewisse Zufriedenheit; Mascarpone- und Pfirsichparfait mit ein paar aromatischen Begleitfrüchten sind anständig gemacht.

Und abschließend wäre noch darauf hinzuweisen, dass der Espresso hier ausgezeichnet schmeckt, was leider alles andere als selbstverständlich ist. Bleibt offen, was der seltsame Name des Restaurants („Bremsen und Kupplungen“) bedeutet. Das fragen wir dann beim nächsten Mal, wenn uns der Wein nicht wieder so lange aufhält.

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