Die deutsche Wirtschaft bereitet sich auf das Ende der seit mehr als einem Jahr anhaltenden Rezession vor. Die Stimmung in den Unternehmen hellte sich im Juli zum vierten Mal in Folge auf und ist so gut wie seit Oktober 2008 nicht mehr.
Carsten Brönstrup

Rund 200 Manager der Deutschen Bahn sollen umziehen – wohin ist allerdings noch nicht klar. Dem Konzern liegt die Hauptstadt nicht zentral genug.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie rechnet mit einer Kreditklemme und fürchtet, so würde der Weg aus der Krise erschwert. Die Allianz spricht dagegen schon wieder vom Aufschwung.
Eigentlich ist es ein kleines Wunder, dass die Deutschen nicht längst geschlossen in psychiatrischer Behandlung sind. Pleiten, Kurzarbeit, Rezession, Entlassungen – mit derlei Begriffen wurden die Bürger seit Beginn der tiefen Konjunkturkrise geradezu bombardiert.

Die Bundesregierung drängt die Finanzbranche, den Unternehmen mehr Geld zu leihen – scheut aber vor Zwangsmaßnahmen zurück.
Bis zur letzten Minute haben die drei Bieter für den Autobauer Opel am Montag versucht, für ihr jeweiliges Übernahmekonzept zu werben. Am Abend endete eine Frist des Opel-Besitzers General Motors für die Vertragsentwürfe der Interessenten.
General Motors hat die Wahl: Bis zum Ablauf der Frist am Montagabend gingen nach Angaben des US-Autokonzerns drei finale Offerten für einen Einstieg bei der deutschen Tochter Opel ein. GM kündigt eine zügige Prüfung an.

Die IG Metall wirft Minister Guttenberg vor, die Verhandlungen um Opel zu gefährden. Das sei nicht nur mit "jungfräulicher Inkompetenz" zu erklären.
Noch ignorieren die Verbraucher die Krise – obwohl Wirtschaftsforscher vor einer langen Phase der Stagnation warnen.
Neue Aussichtsplattform, saniertes Stadtbad, renoviertes Museum – der Staat verschwendet Geld, klagen Opposition und Naturschützer.
Deutsche Firmen treiben immer weniger Handel mit dem Iran, weil die Politik sie dazu zwingt. Die Unternehmer fühlen sich eingeschüchtert - sagen sie.
Unternehmen glauben, das Schlimmste überstanden zu haben – für den Arbeitsmarkt gilt das noch nicht.

Steinmeiers Rede lässt die Manager kalt. Denn das Interesse Steinmeiers, die Wirtschaftsführer für sich zu gewinnen, ist offenbar begrenzt. Merkel stößt auf etwas mehr Zuspruch.
Die Arcandor-Pleite könnte auch für die mehr als 45 000 Betriebsrentner des Unternehmens einige Probleme bedeuten. Womöglich müssen sie einige Monate auf ihre Bezüge verzichten, ehe diese vom Pensions-Sicherungs-Verein (PSV) der Wirtschaft übernommen werden.
Die Kaufhauskette Karstadt stellt offenbar ihre Mietzahlungen ein. Der Autozulieferer Magna will bei Opel deutlich weniger Eigenkapital investieren.
Die Deutsche Bahn will Lohnerhöhungen verschieben und die Kurzarbeit ausweiten – vor allem der Schienen-Güterverkehr hat große Probleme.
Mit vollen Händen verteilt die Regierung Geld, um der Krise zu entgehen. Die Folgen werden die Steuerzahler noch auf Jahre belasten.
Verantwortlicher für Meinungsmache muss gehen
Mehr Züge und mehr Geld vom Staat sehen die Verkehrsverbände der Länder als Voraussetzung, um die Schiene attraktiver zu machen. Doch auch die Kunden müssen künftig tiefer in die Tasche greifen, meint die OECD.
Die Datenaffäre zwang den Bahn-Chef zum Rücktritt – bei seinem Abschied will ihn aber niemand kritisieren.
Bitkom erwartet stabile Entwicklung: Trotz der tiefen Wirtschaftskrise mit einem Rekordminus beim Bruttoinlandsprodukt gehen die deutschen Hightech-Firmen von stabilen Geschäften in diesem Jahr aus.

Konzernchef Rüdiger Grube hat seine Wunschmannschaft für die Bahn-Spitze zusammen. Er holt zwei neue Leute – und befördert zwei Bahn-Manager.
Bahn-Konkurrenten fühlen sich gegenüber dem Ex-Monopolisten benachteiligt. Sie verlangen eine stärkere Öffnung des Marktes und eine intensivere Regulierung.
Bruttoinlandsprodukt schrumpft so deutlich wie noch nie – die Bundesregierung hofft, dass nun das Schlimmste überstanden ist.