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Das gusseiserne Denkmal für den deutschen Reformator Martin Luther auf dem Marktplatz der Lutherstadt Wittenberg.

© dpa

500 Jahre Luthers Thesen: Die Reformationsparty beginnt

Am Montag wird das Jubiläumsjahr mit viel Prominenz festlich eröffnet. In den nächsten zwölf Monaten gibt es viele Gelegenheiten zum Mitfeiern.

Pfarrer nehmen sich oft montags frei als Ausgleich für die Arbeit am Sonntag. Doch an diesem Montag ist das für viele Pfarrer anders. An diesem Montag, am Reformationstag, wird bundesweit das 500. Reformationsjubiläum eröffnet. Ein Jahr lang bis zum 31. Oktober 2017 wollen Kirchengemeinden, Bund und Länder daran erinnern und feiern, dass Martin Luther 1517 am Tag vor Allerheiligen in Wittenberg seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel in der katholischen Kirche veröffentlicht hat.

An diesem Montag wird deshalb auch Nicole Waberski arbeiten. Die Schar ihrer Zuhörer wird nicht allzu groß sein, in der Kapelle im Martin-Luther-Krankenhaus ist nur für rund 100 Personen Platz. Aber Martin-Luther-Krankenhaus! Der Name verpflichtet. Selbstverständlich wird um 18 Uhr auch Pfarrer Jörg Kluge in St. Nikolai in Spandau auf die Kanzel steigen. Denn in der gotischen Hallenkirche hat der Brandenburgische Kurfürst Joachim II. 1539 ein evangelisches Abendmahl gefeiert und damit die Reformation in Brandenburg eingeführt.

Der große Festgottesdienst zur bundesweiten Eröffnung des Reformationsjubeljahres wird um 15 Uhr ein paar Kilometer entfernt in der Marienkirche am Alexanderplatz stattfinden. Dort sind die Plätze längst vergeben, nur geladene Gäste werden vorgelassen. Viel Prominenz aus Kirche, Politik und Kultur hat sich angesagt, darunter der Regierende Bürgermeister von Berlin, Ministerpräsidenten der östlichen Bundesländer, in denen die frisch sanierten Wirkungsstätten Luthers liegen, und Monika Grütters, die Staatsministerin für Kultur und Medien. Landesbischof Markus Dröge wird die Predigt halten.

In Schweden will der Papst seinen Segen zum Reformationsjubiläum geben

Und als Zeichen der neuen Verbundenheit mit der katholischen Kirche wird der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Heinrich Bedford-Strohm, die diesjährige Martin-Luther-Medaille an den katholischen Kardinal Karl Lehmann verleihen. Lehmann hat bis vor kurzem das Bistum Mainz geleitet und war viele Jahre Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Die ARD überträgt den Gottesdienst live.

Anschließend zieht die Festgemeinde weiter ins Konzerthaus am Gendarmenmarkt, wo der weltliche Festakt stattfindet. Dort will Bundespräsident Joachim Gauck die Festrede halten. Viele werden über ihre Smartphones auch gespannt verfolgen, was zur gleichen Zeit im schwedischen Lund passiert. Denn dort will Papst Franziskus seinen Segen zum Reformationsjubiläum geben. Und wer weiß, vielleicht bringt er den Evangelischen ein gewichtiges Geschenk mit? Das katholische Oberhaupt ist immer für eine Überraschung gut.

Noch sind längst nicht alle Berliner Kirchengemeinden von Jubelstimmung gepackt. Die Planungen und Vorbereitungen fürs nächste Jahr laufen bei vielen erst allmählich an und beziehen sich vor allem auf den Kirchentag, der vom 24. bis 28. Mai zuerst in Berlin und zum Abschluss in Wittenberg stattfinden soll. Zum Schlussgottesdienst sollen geschätzte 100.000 Christen mit der Bahn von Berlin nach Wittenberg transportiert werden. Himmel hilf!

Zahlreiche Ausstellungen zum Jubiläum

Die Evangelische Akademie, der Berliner Dom, die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, St. Matthäus am Kulturforum und St. Marien wollen das Jubiläum mit Predigtreihen, Konzerten und Diskussionsveranstaltungen begleiten. Das Deutsche Historische Museum zeigt von April bis November 2017 eine der drei „nationalen“, vom Bund organisierten Ausstellungen: „Der Luthereffekt“ beschäftigt sich mit dem Thema „500 Jahre Protestantismus in der Welt“ und zeigt die Wirkungsgeschichte, Pluralisierung und Konfliktpotenziale des Protestantismus. Gefragt wird auch, wie Luthers Lehre andere Konfessionen, Religionen und Lebensentwürfe beeinflusst hat.

Die Humboldt-Universität geht im November und Dezember den „literarischen Spiegelungen“ der Reformation im Werk der Gebrüder Mann nach.

Die Landesvertretung Baden-Württemberg zeigt im November und Dezember „Luther im Ländle – eine Weihnachtsausstellung im Namen der Reformation“. Es wird die Nachbildung des Mömpelgarder Altars zu sehen sein, der neben dem Gothaer Altar als der erste wirklich reformatorische Altar gilt.

Und es wäre kein evangelisches Jubiläumsjahr, wenn es nicht auch etwas zum Mitsingen gäbe: Beim eigens für das Jubiläum komponierten Pop-Oratorium „Luther“ werden noch Sänger für den1500 bis 2500 Mann und Frau starken Chor gesucht. Aufgeführt wird es am 29. Oktober 2017 in der Mercedes-Benz-Arena.

Alle Berliner, ob gläubig oder nicht, dürfen sich auf den 31. Oktober 2017 freuen. Der 500. Jahrestag von Martin Luthers Thesenanschlag ist zum einmaligen bundesweiten gesetzlichen Feiertag erklärt worden.

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