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Das neue Hochhaus auf der Fischerinsel wird wohl doch nicht entstehen - zumindest nicht, wie geplant.

© Kai-Uwe Heinrich

Anwohnerproteste in Berlin-Mitte: Auf der Fischerinsel wird nicht so hoch gebaut

Nachdem Anwohner jahrelang gegen das geplante 19-stöckige Hochhaus protestiert haben, zeigt sich die WBM kompromissbereit zu alternativen Bauvarianten.

Von Laura Hofmann

Das geplante 19-stöckige Hochhaus auf der Fischerinsel wird wahrscheinlich nicht kommen. Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) hat bei einer Bürgerversammlung am Montagabend Kompromissbereitschaft hinsichtlich zweier alternativer Bauvarianten gezeigt.

Damit zeigen auch die jahrelangen Anwohnerproteste Wirkung. Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) sprach sich für den Entwurf der Architekten Blauraum aus, der bei der Juryentscheidung 2015 den dritten Platz belegte. 180 Wohnungen würden in dem achtstöckigen Gebäude entstehen, das wären 28 weniger als in der immer noch von der WBM präferierten Turmvariante.

Grünanlage vier Meter über dem Boden

Der Innenhof würde mit einem Geschoss überbaut werden, sodass etwa vier Meter über dem Boden eine Grünanlage entstehen könnte. „Ich finde den Entwurf von Blauraum sehr schön, weil die Fassade nach außen sehr robust gehalten ist, nach innen zum Hof aber sehr offen und transparent ist“, sagte Gothe dem Tagesspiegel.

Er hatte im Januar mit der neuen Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) entschieden, das Verfahren neu aufzusetzen, nachdem Ex-Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) die Entscheidung des Bezirks Mitte gegen den strittigen, knapp 60 Meter hohen Wohnturm gekippt und das Bezirksamt angewiesen hatte, die Blockrandbebauung mit Hochhäusern zu erlauben

Entstandene Kosten nur refinanzierbar ohne Kooperationsvereinbarung

WBM-Chef Jan Robert Kowalewski erklärte die achtstöckige Blockrandbebauung der Blauraum Architekten ebenfalls für machbar. Allerdings seien der WBM aufgrund der fortgeschrittenen Planungen der Turmvariante und der Bürgerbeteiligung bereits Kosten in siebenstelliger Höhe entstanden, die im Fall einer alternativen Realisierung nur refinanziert werden können, wenn der Senat die Wohnungsbaugesellschaft von der Kooperationsvereinbarung befreit. 

Diese verpflichtet kommunale Wohnungsbaugesellschaften, bei Neubauten die Hälfte der Wohnungen für 6,50 Euro pro Quadratmeter zu vermieten. Die andere Hälfte darf im Schnitt nicht mehr als zehn Euro pro Quadratmeter kosten. An der letzten Vereinbarung will Kowalewski nun drehen.

Gothe sagte dem Tagesspiegel, er hoffe, dass der Senat der WBM einen Weg zeige, bereits geleistete Kosten anders als über höhere Mieten zu refinanzieren. Er werde diesbezüglich mit der Senatsverwaltung für Finanzen und der für Stadtentwicklung ins Gespräch treten.

Am 5. September wird der WBM-Aufsichtsrat mit Senatsvertretern die drei übrig gebliebenen Vorschläge beraten, eine finale Entscheidung soll Anfang Oktober verkündet werden. Der Neubau soll Ende 2021 fertig sein, der hohe Wohnturm wäre aufgrund weiter fortgeschrittener Planung bereits ein Jahr früher zu vollenden.

In den bisherigen Bebauungsplänen ist auf dem Grundstück kein Hochhaus vorgesehen. Der Wohnturm würde nach Sicht von Gothe dem gegenüber neu entstehenden „House of One“ die Show stehlen. Auch die Art der Einbindung der Bevölkerung kritisiert der Baustadtrat: „Man kann nicht jahrelang mit den Anwohnern über ein Bebauungskonzept reden und dann mit einem Hochhaus um die Ecke kommen.“ 2015 hatten Anwohner 1000 Unterschriften gegen den geplanten Wohnturm gesammelt und eine Bürgerinitiative gegründet.

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