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Viele Kinder sind in Berlin von Armut betroffen.

© Christian Hager/dpa

Armut in Berlin: Charlottenburgs Norden ist ein sozialer Brennpunkt

Rund die Hälfte aller Minderjährigen in Charlottenburg-Nord lebt in Hartz-IV-Haushalten. Und die Zahl der Armutsgefährdeten steigt.

Am Halemweg gibt es ein großes Stadtteilzentrum, mit Bürgeramt, Bücherei, medizinischen Anlaufstellen. Carsten Engelmann (CDU), der Bezirksstadtrat für Gesundheit und Soziales in Charlottenburg-Wilmersdorf, möchte es ausbauen, es ist ja alles ziemlich beengt dort. Der Ausbau wäre sinnvoll. Denn Charlottenburg-Nord ist ein sozial schwieriges Gebiet. Rund die Hälfte aller Minderjährigen dort lebt in Hartz-IV-Haushalten.

Diese 50-Prozent-Quote ist eines der Ergebnisse des Armutsberichts 2017 des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Engelmann stellte ihn am Donnerstag vor, und der Bericht stellt fest: 17,6 Prozent aller Kinder und Jugendlichen waren armutsgefährdet. Schlimm genug, aber immer noch besser als der Berliner Schnitt (19,4). Der Bericht basiert auf Zahlen von 2015. Aktuellere gibt es nicht.

14,7 Prozent der Einwohner armutsgefährdet

Insgesamt liegt der Bezirk beim Thema Armut etwas unter dem Schnitt von Berlin. Allerdings steigt die Zahl der Armutsgefährdeten. 2015 waren 14,7 Prozent aller Einwohner armutsgefährdet (also fast 50 000 Menschen), 2009 hatte diese Quote noch bei 12,1 Prozent gelegen. 13,7 Prozent der Einwohner im Bezirk unter 65 Jahren bezogen Hartz-IV-Leistungen. Ein hoher Anteil von diesen Betroffenen lebt im Nordosten des Bezirks.

Jenseits dieser Zahlen kommen andere Faktoren dazu. „Wir haben in Teilen von Charlottenburg ein unterdurchschnittliches Angebot an Haut- und Kinderärzten sowie an Psychologen“, sagt Engelmann. „Da müssen wir ran.“

Der Bezirk muss noch an viel mehr Punkte heran. So sind im Bereich des Jugendamts 15 Prozent aller Stellen nicht besetzt. „Wir haben für die Jugendarbeit Immobilien, aber zu wenig Personal“, räumt Engelmann ein. Dazu kommt, dass neues Personal derzeit ohnehin sehr schwer zu finden ist. Noch schlimmer sieht es beim sozialpsychiatrischen Dienst mit seiner enormen Zahl von Klienten aus. Da sind 20 Prozent aller Stellen nicht besetzt. Für Engelmann sind das alles „große Herausforderungen“.

Wie er vor diesem Hintergrund die soziale Problematik in seinem Bezirk lösen will, ist die offene Frage. Engelmann ist Realist genug, dass er weiß, wie lange so etwas dauern kann. Eine Politik der kleinen Schritte. Das Familienzentrum am Heckerdamm, das gerade umgezogen ist, soll wieder in seine alte Stätte zurückkehren. Engelmann möchte, „dass es doppelt so groß wird wie bisher“. Und in Charlottenburg-Nord „gibt es einen erheblichen Bedarf an kostengünstigen Freizeit-, Kultur- und Sportangeboten“.

Bewilligte Stellen reichen nicht aus

Der Bezirk wird wohl von der Senatsfinanzverwaltung 75 neue Stellen bewilligt bekommen, aber das reicht bei Weitem nicht aus. Wenn das Gesundheitsamt so gut funktionieren soll, wie in einem Muster-Bedarfsplan dargestellt, müssten allein dort 40 neue Stellen geschafft werden. Derzeit ist unklar, ob der Bezirk die 75 Stellen in Eigenregie auf die Ämter aufteilen darf. Wenn ja, hat der Gesundheitsstadtrat Engelmann für sich schon einen Schwerpunkt definiert. „Ich würde 40 neue Stellen im Gesundheitsamt einrichten.“

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