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Aktivisten fürchten um die Freiheit am Tempelhofer Feld.

© Kitty Kleist-Heinrich

Bebauungsgegner hoffen aufs Parlament: Senator Müller will Nutzerbeirat fürs Tempelhofer Feld gründen

Der Senat will weiterhin Wohnungen am Tempelhofer Feld errichten, allerdings will Senator Müller einen Nutzerbeirat für Anwohner gründen. Bürgerinitiativen hoffen nun aufs Parlament – und hören neue Töne aus der CDU.

Felix Herzog trägt seine erste Niederlage mit Fassung: Froh sei er, sagt der jüngst ernannte Vorstand der Initiative „100% Tempelhofer Feld“, dass der Gesetzesentwurf seines Vereins vom Senat immerhin verhandelt wurde. Dass der Senat die in Paragrafen gefasste Ablehnung jeglicher baulicher und gärtnerischer Änderung am früheren Flugfeld abgelehnt hat, sei zu erwarten gewesen – „jetzt hoffen wir auf die Debatte im Abgeordnetenhaus“.

Dabei ist die Mehrheit im Abgeordnetenhaus so rot-schwarz wie der Senat. Allerdings hatte die CDU am Wochenende auf ihrer Fraktionsklausur in Sachen Tempelhof Absetzbewegungen vom Koalitionspartner erkennen lassen. Von „großem Respekt vor den Initiatoren des Volksbegehrens“ war zu hören. Davon, dass „viele Menschen die Planungen des Senats als bedrohlich“ ansehen – und die Planungen deshalb „als Dialog und Teilhabe auf Augenhöhe“ fortzuführen seien.

Ein gleichlautendes Versprechen steht schon im Koalitionsvertrag. Wogegen sich die SPD auch nicht sperrt. Bausenator Michael Müller (SPD) ist allerdings deutlich der Verdruss aus Bürgergesprächen anzumerken. Allenthalben werde nach dem Bau günstiger Wohnungen gerufen, aber Protest schwelle sofort aus der Nachbarschaft von neu ausgewiesenen Baufeldern an, klagt er.

Damit des Bürgers Wunsch in die Entwicklung des Tempelhofer Feldes einfließt, will Müller nun einen „Nutzerbeirat“ gründen. Die Grundlagen des Masterplans – 230 Hektar Parklandschaft und 75 Hektar Bau- und Siedlungsfläche – will der Bausenator nicht antasten. Es liege im „gesamtstädtischen Interesse“, das Feld an den Rändern zu bebauen, deshalb sei der Gesetzesentwurf der Initiative abzulehnen. Sieben- bis zehngeschossige Blöcke sind am Tempelhofer Damm, an der Neuköllner Oderstraße und am Südrand des Feldes geplant.

Nicht auszuschließen ist aber, dass die Bezirke querschießen. CDU-Bezirksverordnete in Tempelhof-Schöneberg und in Neukölln und auch SPD-Mitglieder sollen noch nicht auf Kurs sein. Vier Monate Zeit hat das Abgeordnetenhaus nun, über den Gesetzesentwurf zu entscheiden. Lehnt es diesen auch ab, muss die Initiative binnen weiterer vier Monate 170000 Unterschriften sammeln. Klappt das, entscheidet das Volk.

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