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Der künftige Flughafen Berlin-Brandenburg.

© dpa

BER-Planung: Flughafen prüft vorzeitige Inbetriebnahme der südlichen Startbahn

Eigentlich sollte die südliche Start- und Landebahn am künftigen Flughafen BER erst gemeinsam mit dem Rest des Baus in Betrieb gehen. Das aber könnte sich nun ändern: Die Flughafengesellschaft erwägt ernsthaft eine vorzeitige Inbetriebnahme, um die momentan benutzte Nordbahn des Flughafens Schönefeld sanieren zu können.

Die Flughafengesellschaft will im Zuge der kompletten Neuplanung für den Weiterbau des BER auch gleich nötige Erweiterungen prüfen – dazu gehört auch eine vorgezogene Sanierung der nördlichen Startbahn und vorzeitige Inbetriebnahme der Südbahn. „Es sollen aktuelle Luftverkehrsprognosen erarbeitet werden, um die Frage der Erweiterungsmöglichkeiten bewerten zu können“, sagte der Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), am Freitag vor dem Hauptausschuss des Landtags in Potsdam.

Ob und wie der BER erweitert werden soll, stehe noch nicht fest. Dies werde man erst auf Basis der Prognosen entscheiden. „Wir wollen nicht im Nebel stochern“, sagte Platzeck. Priorität hätten zunächst die Gepäckbänder. Dort sei der Puffer für steigende Passagierzahlen am geringsten. Weitere Gepäckbänder könnten in den extra errichteten Pavillons installiert werden. Hintergrund der Überlegungen für die Erweiterung des BER sind die rasant gestiegenen Passagierzahlen. Schon 2012 wurde an den Standorten Tegel und Schönefeld die Grenze von 25 Millionen Fluggästen geknackt, der BER ist aber nur auf 27 Millionen Passagiere ausgelegt. In den vergangenen Monaten war mehrfach gewarnt worden, dass der BER zur Eröffnung bereits zu klein sein könnte. Laut Platzeck soll auf Grundlage der Verkehrsprognosen über mehrere Maßnahmen entschieden werden: über Satelliten-Bauten für weitere Flieger und die Passagierabfertigung sowie die vorgezogene Sanierung der nördlichen Start- und Landbahn, die bisher vom alten Schönefelder Flughafen genutzt wird. Bislang war die Sanierung für die Jahre 2016 und 2017 geplant und sollte aus den Einnahmen des laufenden BER bezahlt werden. Das wird durch die geplatze Eröffnung nichts. In der Flughafengesellschaft wird nun ernsthaft geprüft, die Sanierung der Nordbahn vorzuziehen und abzuschließen, solange der BER noch nicht in Betrieb ist. Dadurch könnte eine Summe im zweistelligen Millionenbereich gespart werden, sagte Platzeck, denn dann müsste die Nordbahn nicht während des laufenden BER-Betriebs schrittweise erneuert werden. Für die Flieger vom alten Schönefelder Flughafen hätte eine solche Planung nur für einige Zeit längere Rollzeiten zur Folge.

Der Technik-Chef des Flughafens, Horst Amann, sagte dem Tagesspiegel am Rande der Hauptausschusssitzung, die vorgezogene Sanierung der Nordbahn sei eine Option die „rechtlich, baulich, von den Kosten her und planfeststellungstechnisch“ geprüft wird. Für Tegel dürfte die zeitweise Nutzung der Südbahn entgegen bisherigen Mutmaßungen kein Problem sein. Das sagte am Rande der Hauptausschusssitzung Brandenburgs Infrastrukturstaatssekretär Rainer Bretschneider, der in der nächsten Woche die Leitung des neuen BER-Stabes in Platzecks Staatskanzlei übernimmt. Nach dem Luftverkehrsgesetz könne die Obere Luftfahrtbehörde, in diesem Fall das Infrastrukturministerium, eine Sondergenehmigung erteilen. Nach dem Planfeststellungsbeschluss habe die Inbetriebnahme der Südbahn nicht automatisch zur Folge, den Flughafen in Tegel stillzulegen. Geregelt sei lediglich, dass mit der Inbetriebnahme des BER der Standort Tegel geschlossen wird.

Für eine Festlegung, ob Satelliten gebaut werden müssen, sei es noch viel zu früh, sagte Amann. Sollte es dazu aber kommen, könnte die Verbindung für die Passagiere vom Terminal zu den Satelliten „ebenerdig oder unterirdisch“ hergestellt werden. Soll heißen: Auch der Bau eines Tunnels, der zu Baubeginn wegen der Kosten abgelehnt worden ist, aber von allen Experten favorisiert wird, ist nicht ausgeschlossen.

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