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Auch Taschendiebstähle haben 2012 in Berlin zugenommen.

© dpa

Berliner Kriminalitätsstatistik: Mehr Mord und Totschlag in Berlin

Die Kriminalitätsstatistik für Berlin nennt bei vielen Delikten dramatische Steigerungen. Gerade bei denen, vor denen viele Menschen Angst haben: Gewalt und Wohnungseinbrüche.

Mehr Mord und Totschlag, mehr Raub, mehr Schlägereien, mehr Vergewaltigungen und vor allem: sehr viel mehr Einbrüche und Diebstähle. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2012 nennt bei vielen Delikten dramatische Steigerungen, und es sind gerade diejenigen Delikte, die viele Menschen besonders ängstigen.
Bei Mord und Totschlag gab es 16 Prozent mehr Taten, bei den Rohheitsdelikten zwei Prozent, bei Vergewaltigungen plus sechs Prozent und bei Körperverletzungen auf der Straße plus sieben Prozent. Bei Taschendiebstahl nennt die PKS 19 Prozent plus, bei Einbrüchen in Wohnungen sieben Prozent und bei Einbrüchen in Häuser sogar 32 Prozent. Am Montag will Innensenator Frank Henkel (CDU) die Statistik im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses vorstellen, dem Tagesspiegel liegt sie bereits vor.
Der grüne Innenpolitiker Benedikt Lux sagte: „Ich bin gespannt, wie Henkel diese Zahlen begründen will.“ Bekanntlich hatte Henkel als Oppositionsführer dem damaligen SPD-Innensenator Ehrhart Körting regelmäßig vorgeworfen, dass „Berlin der gefährlichste Ort Deutschlands“ sei. An seinen eigenen Maßstäben gemessen habe Henkel versagt, sagte Lux. „Die Sicherheitskompetenz, die Henkel für sich reklamiert hat, spiegelt sich in der Statistik nicht wider.“

Die Gewerkschaft der Polizei forderte erneut mehr Polizisten und eine bessere Bezahlung in Berlin. Die Gewerkschaft warf Henkel vor, bei der Personalplanung „im Dornröschenschlaf“ zu sein. Auch Lux forderte mehr Polizisten auf der Straße.
In absoluten Zahlen ist die – erfasste – Kriminalität im vergangenen Jahr nur minimal gestiegen, und zwar um 912 auf 495 000 Straftaten. Im Vorjahr hatte es hier noch einen deutlichen Anstieg um fast 20 000 Straftaten gegeben. Allerdings fließen in die neue Statistik alleine 6253 weniger Fälle von Schwarzfahren ein – ein Delikt, das nur die BVG, aber nicht den Berliner trifft.
Sehr schlecht entwickelte sich erneut die Aufklärungsquote. Sie sank auf den mit Abstand niedrigsten Wert der vergangenen zehn Jahre. 2012 wurden nur 44,7 Prozent der Taten aufgeklärt. Bis zum Jahr 2009 hatte die Quote recht konstant bei etwa 50 Prozent gelegen, seitdem sinkt sie kontinuierlich.

Rückgänge, zum Teil auch deutliche, gab es in mehreren Bereichen: So sank die Zahl der gestohlenen Autos um 22 Prozent auf 5760. Jeden Tag verschwinden nun 16 Kfz. Die Polizei nennt hier „verstärkte Fahndungs- und Ermittlungstätigkeit und intensivierte internationale Zusammenarbeit“. Deutlich zurückgegangen ist die Zahl der Brandstiftungen, und zwar um 38 Prozent auf 680 Fälle. Ursache ist hier, wie berichtet, das Ende der Auto-Zündeleien. Die schwierigste Aufgabe steht der Polizei bei der Bekämpfung der Einbruchskriminalität bevor. Bei Einbrüchen hatte es schon im Vorjahr einen drastischen Anstieg um 26 Prozent gegeben. Bekämpft werden sollen die überwiegend von osteuropäischen Banden begangenen Einbrüche durch eine „verbesserte Abstimmung der Zusammenarbeit mit der Justiz“, wie es in dem Bericht heißt. Berlin steht beim dramatischen Anstieg der Einbrüche nicht allein; Mitte Mai will die Innenministerkonferenz (IMK) das bundesweite Problem besprechen.

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