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Fahrradfahrer in Berlin

© dpa/p-a

Berliner Straßenverkehr: Regeln lösen Sittenverfall aus

Auf den Straßen Berlins nimmt keiner mehr Rücksicht - weil zu viele Regeln aufgestellt wurden. Da hilft nur eins. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Werner van Bebber

Regeln verlieren ihre Verbindlichkeit, wenn sie nicht durch Kontrollen gefestigt werden. Eine Statistik der Berliner Polizei über den Umgang mit roten Ampeln bestätigt die banale Erkenntnis. Wer in der Stadt unterwegs ist, erkennt ohne Statistik, dass der Straßenverkehr zeigt, was die Leute respektmäßig voneinander halten, wenn das Risiko sinkt, sich Strafen einzuhandeln: eher wenig. Autofahrer dämmern vor sich hin oder konzentrieren sich auf ihre Smartphones – und geben kräftig Gas, wenn die nächste Ampel Orangerot zeigt. Radfahrer, die Ohren vor der Umwelt durch Kopfhörer geschützt, kreuzen ohne jedes Interesse an Ampeln große Kreuzungen nach dem Motto: Eine Gerade ist die kürzeste Verbindung zwischen meinem Ausgangspunkt und meinen Ziel. Dabei vertrauen sie fest darauf, dass Autofahrer achten, was sie selbst missachten, den Paragrafen eins, Absatz eins der Straßenverkehrsordnung: „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.“ Nur ein Grünenpolitiker kann hier Ordnung schaffen wollen, indem er Radfahrern unter Umständen die Rotlichtmissachtung erlaubt, für die andere bestraft werden. Einzig Kontrolle und Knollen bremsen den gefährlichen Trend: unangekündigt und aus dem Streife fahrenden Streifenwagen heraus.

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