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Berliner Wassertürme: Highlights für Bahn, Kieze und Kliniken

Stillgelegt, umgebaut, abgebrannt: Ein Überblick über die Wassertürme der Stadt. Dutzende sind noch erhalten, manche werden kreativ genutzt.

Kiez-Blogs und Bezirksarchive widmen sich den Wassertürmen. Es gibt auch zwei Bücher über die markanten Berliner Bauwerke, die an vielen Orten noch immer das Stadtbild prägen. Dabei dienen die Türme ihrer früheren Funktion nicht mehr. Heute wird der erforderliche Druck in den Leitungen bis zum heimischen Wasserhahn mit elektrischen Pumpen erzeugt. Früher speicherten die Türme in großen Becken in der Höhe das Wasser – von dort floss es ohne Pumpen in die Leitungen. Zum Teil wurden die Türme in Wohnungen, Büros oder Bars umgewandelt. Einige stehen leer und verfallen.

IN DER STADT

Der Versorgung der Bevölkerung dienten in Berlin 19 Wassertürme. Sie wurden überwiegend von renommierten Architekten gebaut – dies zeigt die Bedeutung, die die Bauten einst hatten. Der Charlottenburger Turm wurde zum Beispiel von Heinrich Seeling entworfen, der im Bezirk auch das alte Opernhaus erbaut hat (eröffnet 1912; zerstört 1943) und auch die Oper in Nürnberg. Von den städtischen Türmen existieren noch elf, sie alle stehen unter Denkmalschutz. Am bekanntesten sind wohl die beiden Steglitzer Türme auf dem Friedhof Bergstraße und auf dem Fichtenberg, der Wasserturm Prenzlauer Berg in der Knaackstraße und die beiden Wassertürme im Charlottenburger Ortsteil Westend: Sie alle sind recht hoch, weithin sichtbar und sehen auch aus wie ein Wasserturm. Das Exemplar in Heinersdorf ähnelt eher einem Rathausturm, und das ist kein Zufall: Ursprünglich sollte der Bau Teil eines geplanten repräsentativen Rathauses für den heutigen Pankower Ortsteil werden. Der erste Weltkrieg stoppte das Vorhaben, der Turm blieb erhalten. Allerdings beschädigte ein Feuer im Juni 2014 das Innere stark. Mit 60 Metern ist Heinersdorf einer der höchsten in der Stadt, der niedrigste steht in Hermsdorf (25 Meter). Acht städtische Türme sind abgerissen worden, zum Teil schon vor dem Zweiten Weltkrieg.

AN DER EISENBAHN

Von den elf gebauten Wassertürmen sind neun erhalten. Sechs von ihnen stehen unter Denkmalschutz, zuletzt wurde 2013 der im Deutschen Technikmuseum am Anhalter Bahnhof in die Liste aufgenommen. Dazu gehört unter anderem der „Casinoturm“ am S-Bahnhof Frohnau, der mehr wie ein Kirch- oder Rathausturm aussieht. Der bekannteste Eisenbahn-Turm dürfte der am Ostkreuz sein, zehntausende rollen täglich mit der S-Bahn an ihm vorbei. Ein anderer Wasserturm, an der Moabiter Beusselstraße, tarnt sich als Stellwerk. Er versorgte einst die Dampflokomotiven auf dem Güterbahnhof Moabit mit Wasser. Der Lokschuppen daneben ist längst verschwunden. Dieses Schicksal könnte auch den Eisenbahn-Türmen drohen, da sie häufig auf Bahngelände stehen und es keine Nutzung mehr gibt. Im Umland zerfallen einige Türme bereits, wie der in Potsdam-Wildpark.

AN KRANKENHÄUSERN

Sechs Kliniken haben eigene Wassertürme, die alle erhalten sind, darunter im Weddinger Rudolf Virchow, in Neukölln, Westend und Buch. Alle stehen unter Denkmalschutz.

AN FABRIKEN

Acht Fabriken hatten eine eigene Wasserversorgung über einen Turm, sieben von ihnen stehen unter Denkmalschutz. Darunter ist der jüngste aller Wassertürme, nämlich der 1968 von der Gasag für das Gaswerk Marienfelde gebaute. In den Nachkriegsjahrzehnten sind mehrere Türme schon wieder abgerissen worden.

UND DIE ANDEREN?

Vier weitere Wassertürme stehen auf einer Liste des Internetlexikons von Wikipedia, drei existieren noch: Jungfernheide (der nur für die Parkbewässerung da war), Botanischer Garten in Lichterfelde und der im Gefängnis Plötzensee. Zwei stehen unter Denkmalschutz. Abgerissen ist der 1896 zur Weltausstellung in Treptow gebaute Turm.

Immer wieder sonntags: die große Tagesspiegel-Serie in der Kultur zu Berlins Türmen. Nächste Folge: der Radarturm in Tempelhof. Mehr unter www.tagesspiegel.de/tuerme

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