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Spitzenplatz. Kaum eröffnet, hat die historische Innenstadt mit dem wiederaufgebauten Potsdamer Schloss die anderen Sehenswürdigkeiten aus der preußischen Geschichte, darunter auch das Schloss Sanssouci, in der Gunst der Besucher abgehängt.

© picture alliance / dpa

Besuchermagnet in Potsdam: Das neue Schloss ist ein Renner

Das neue Landtagsgebäude im historischen Gewand hat nicht nur das Gesicht Potsdam verändert, sondern es ist auch zur neuen Sehenswürdigkeit geworden. Die Besucher strömen von nah und fern. Doch es gibt ein Problem.

Das Landtagsschloss hat sich in den ersten drei Monaten seit der Eröffnung als neuer Besuchermagnet am Alten Markt erwiesen. „Mittlerweile entspricht die derzeitige Besucherzahl pro Woche ungefähr der früheren Besucherzahl pro Monat im alten Gebäude“, sagte Susanne Langner vom Präsidialbüro des Landtags. Und es werden sogar nur die angemeldeten Besuchergruppen überhaupt gezählt. Die zahlreichen Spontanbesucher im zum Teil öffentlich zugänglichen Haus und die Gäste der Fraktionen werden nicht erfasst. Insgesamt 7019 angemeldete Besucher wurden seit dem 22. Januar im Landtagsschloss gezählt, sagte Langner. Das sind schon in drei Monaten fast 200 Gäste mehr, als im kompletten Jahr 2012 den alten Landtag auf dem Brauhausberg besichtigten: 6845 Besucher gab es damals im „Kreml“.

Auch das Interesse an den vom Landtag angebotenen Führungen sei sehr groß, sagt Susanne Langner: „Alle über die Landtagshomepage angebotenen ,Freitagsführungen’ sind regelmäßig ausgebucht.“ Diese Führungen richten sich speziell an Einzelbesucher und kleinere Gruppen. Dabei werden von 15 bis 18 Uhr stündlich zwei Gruppen mit je 30 Personen durch das Haus geführt – Besichtigungspunkte sind das interaktive Modell des Hauses im Foyer, das Knobelsdorff-Treppenhaus, der Raum mit dem Bodendenkmal, die Lobby, der Plenarsaal und die Dachterrasse. 14 Gästeführer beschäftigt der Landtag mittlerweile. Auch an den Führungen zur Arbeit des Landtags bestehe großes Interesse: „Alle möglichen Termine für das erste Halbjahr 2014 sind seit Langem vergeben.“

Das Besucherinteresse ist auch in der Landtagskantine in der vierten Etage spürbar: Im Durchschnitt 200 Essen werden hier pro Tag ausgegeben, wie Kay Fock, Mitinhaber des Kantinenbetreibers K & K Events, sagte: „Wir sind sehr zufrieden und gehen davon aus, dass es da noch einen Zuwachs gibt.“ Unter den Besuchern seien sowohl Potsdamer als auch Touristen, die den Blick von der Dachterrasse genießen. An Sitzungstagen ist in der Kantine besonders viel los – von Dienstag bis Donnerstag können Gäste deshalb nur von 13 bis 15 Uhr dort essen. Vorher sind Abgeordnete und Landtagsmitarbeiter dran. Auch schönes Wetter macht sich bemerkbar: „Da zieht es die Potsdamer nach draußen, und das Schloss ist ein Ausflugsziel“, sagt Fock.

Das sehen offenbar auch Potsdamgäste so: „Das Interesse am Landtag ist da – im In- und Ausland“, sagte Birgit Kunkel vom Potsdamer Tourismusservice. Reisegruppen, aber auch Busreiseveranstalter fragten an und wollen den Landtag in ihre Besuchsprogramme einbinden. Man sei mit dem Landtag im Gespräch, wie man Touristengruppen den Zugang ermöglichen kann. „Man kann aber auch schon eine Menge erzählen, wenn man nur in den Innenhof geht“, sagt Kunkel. Das Landtagsschloss gehöre zum Beispiel zum angebotenen Stadtrundgang zur Potsdamer Mitte. Ähnliches berichtet Gabriele Fairon, die seit 1998 Stadtführerin in Potsdam ist und dem Stadtführerverbund „Potsdam Im Team“ angehört. Je nach Interesse der Gruppe erläutere sie zum Stadtschloss Architekturfragen oder die Geschichte. Bei Reisegruppen mit dem Bus sei ein Besuch aber schwierig, weil es am Alten Markt keine Parkmöglichkeiten gebe, kritisiert sie.

Potsdams Innenstadt zieht an

Dass die Stadtmitte für Gäste an Anziehungskraft gewonnen hat, hatte auch die Stadtverwaltung bei ihrer jüngsten Gästebefragung festgestellt: Bei den rund 800 befragten Gästen belegte die historische Innenstadt bei der Frage nach dem am häufigsten besuchten Reiseziel mit 75 Prozent den ersten Platz – und verwies die preußischen Schlösser und Gärten erstmals mit 52,6 Prozent auf Rang zwei. Bei der letzten Befragung vor sieben Jahren lagen beide noch gleich auf, vorher galten Sanssouci & Co. als Potsdams unangefochtene Hauptattraktionen.

Allerdings: An den Wochenenden stehen Gäste beim Landtagsschloss vor verschlossenen Türen – und das soll auch so bleiben, wie Susanne Langner erklärt: „Da es sich bei dem Gebäude um einen Landtag handelt, dessen Mitarbeiter den parlamentarischen Betrieb gewährleisten, ist eine Öffnung des Hauses an Wochenenden auch in Zukunft nicht vorgesehen.“ In der Kantine liebäugelt man schon mit einer Wochenendöffnung: Inwiefern das möglich ist, müsse aber mit dem Betreiber des Hauses, der BAM, besprochen werden, sagt Fock. Immerhin: Der Innenhof des Stadtschlosses ist auch an den Wochenenden von 8 bis 20 Uhr geöffnet.

Das Landtagsschloss war mit einem Besucherwochenende am 18./19. Januar eröffnet worden. Das Gebäude nach Plänen von Architekt Peter Kulka wurde vom niederländischen Baukonzern BAM für 120 Millionen Euro errichtet – die Kosten für die historische Knobelsdorff-Fassade und das Kupferdach spendete Softwaremilliardär Hasso Plattner. In dem Neubau mit einer Nutzfläche von 13 000 Quadratmetern arbeiten 390 Landtagsmitarbeiter für die 88 Landtagsabgeordneten sowie 103 Mitarbeiter des Landesrechnungshofs.

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