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Traube vor dem Apple-Store auf dem Kurfürstendamm.

© Ilja Behnisch

Apple-Store in Berlin: Die Schlange wächst vor dem Start des iPhones

Vor dem Apple-Store auf dem Kurfürstendamm bilden sich schon Schlangen vor dem Verkaufsstart am Freitag. Unter den Wartenden gibt es einige, die hier aus "wirtschaftlichen Interessen" stehen.

Es ist das perfekte und sowieso gewünschte Bild für die Marketingteilung von Apple: Das neue iPhone 6 kommt in die Läden. Zeitgleich am Freitag auf der ganzen Welt. Da ist der Mangel programmiert. Und wie es so ist in der Mangelwirtschaft: Vor den Läden bilden sich Schlangen. Schon Tage vorher. Auch in Berlin.

Schon seit Mittwoch campieren in Berlin die ersten Kaufwilligen vor dem Apple-Store auf dem Kurfürstendamm. Doch es sind nicht die Technik-Nerds, die das Bild bestimmen. Ein Stimmengewirr aus russisch, polnisch und bulgarisch ist zu hören. Die entsprechenden Autos stehen direkt vor dem Geschäft im Parkverbot. Die Kennzeichen, auch aus Litauen, der Ukraine und Serbien, werden von eifrigen Ordnungshütern notiert. Die offenkundigen Besitzer der Autos stören sich daran kaum. Ein guter Platz in der Schlange ist wichtiger, 22 Stunden vor Verkaufsstart.

Sie haben den weiten Weg nach Berlin auf sich genommen, weil es in ihren Ländern keine Apple-Stores gibt, und mithin keine Chance, gleich am ersten Verkaufstag an eines der begehrten Geräte zu kommen. Auch die Vorbestellung in Apples Online-Store ist nicht in allen Ländern möglich. Die Lieferzeiten wären für den wahren Fan ohnehin wohl kaum auszuhalten.

Gerücht von gekauften Fans

Ein Apple-Mitarbeiter, der das Treiben auf dem Kurfürstendamm in geordnete Bahnen zu lenken versucht, gerät über den Andrang ins Schwärmen. Im letzten Jahr sei die Schlange bis vor zur Kreuzung Fasanenstraße, und dann noch ums Eck, fast bis hin zur Bar „The Pearl“ gegangen, berichtet der junge Mann im einheitsblauen Dress. Das sind 400 Meter voller Menschen. Die Vermutung, die Männer aus Osteuropa würden die Telefone zum Weiterverkauf erstehen wollen, entkräftet der Mann von Apple. Die Geräteausgabe an einzelne Personen sei limitiert. Auf das Gerücht angesprochen, dass die Schlange künstlich verlängert werde, dass Menschen von Apple Geld dafür bekämen, Teil der Hysterie zu sein, reagiert der Mitarbeiter missverständlich. Es sei vorgekommen, dass Leute sich einen besseren Platz in der Schlange erkauft hätten. Dem versuche man beizukommen. Dann will er nichts mehr sagen.

Unklare Strategie

Inmitten der Schlange nimmt eine Gruppe junger Männer die hektische Betriebsamkeit um sie herum eher stoisch zur Kenntnis. Ohne Regung lassen sie andere in der Schlange an sich vorbeiziehen. Angesprochen darauf, weshalb sie hier seien, sagt einer vieldeutig: „Das ist eine Frage wirtschaftlicher Interessen.“ Und auf die Nachfrage, ob das bedeute, dass sie Geld dafür bekämen, sich in die Schlange zu stellen, sagt einer: „Das kann man so sagen.“ Zum Verkaufsstart würden sie in der Schlange nochmals umgesetzt, so dass schließlich all jene, die ein iPhone kaufen wollten, auch die Chance dazu hätten. Das würde schon klappen, letztes Jahr hätte auch jeder der wollte sein Telefon bekommen. Mit Apple direkt hätten sie allerdings nichts zu tun. Und auch zu der Frage, ob sie selbst nur anstehen, um später die begehrten Plätze in der Schlange zu verkaufen, äußern sie sich nicht. Und dann wollen auch die stoischen Männer nichts mehr sagen. Der Konzern selbst erklärte auf Nachfrage, sich zu Gerüchten und Spekulationen nicht zu äußern.

Ilja Behnisch

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